Beiträge von RobertR im Thema „Saturn 03.09.2021 mit 8"-Newton“

    Bin selbst erstaunt, dass das bei dem niedrigen Stand von Saturn und der Jahreszeit (mit noch viel sommerlicher Quellwolkenbildung) so gut geht. Die beste Jahreszeit kommt ja noch. Das beste seeing hatten wir letztes Jahr Mitte September, bei bereits herbstlichen Bedingungen. Sonst ist ja meist Oktober und November bevorzugt mit gutem seeing gesegnet (jedenfalls in Süddeutschland). Da hab ich noch Hoffnung wenigstens für Jupiter.


    LG

    Robert

    Hallo Guntram,

    Encke ist immer ein spezielles Thema. Saturn hat derzeit 18,3" Scheibchengröße und 120.536 km Durchmesser. Die Cassinitrennung hat nach Literatur ca. 4800 km Breite und damit in den Ansen maximal 0,7". Man sieht Cassini derzeit im 8" visuell umlaufend, selbst bei 23° Höhe über dem Horizont (jedenfalls bei dem Seeing, das ich am 03.09.2021 am Gaisberg hatte). Das wird nicht mehr lange so bleiben, da wir 2025 wieder auf die Kante blicken. Im Livebild der ASI290MM war im Rotkanal Cassini dauerhaft, im Grünkanal meistens und im Blaukanal jedenfalls über viele Momente umlaufend zu sehen. Cassini ist auch im ungeschärften Stack kein Problem:

    ungeschärfter Rotkanal, mit AS3! gestackt, 66% Verwendung


    ungeschärfter Rotkanal, mit AS3! gestackt, 33% Verwendung


    ungeschärfter Grünkanal, mit AS3! gestackt, 33% Verwendung


    ungeschärfter Blaukanal, mit AS3! gestackt, 33% Verwendung


    Encke hat laut Vermessung der Voyagersonden nur 200...330 km Breite. Das entspräche < 0,05". Entdeckt wurde Encke visuell mit dem 91cm Lick Refraktor (Zweilinser), soweit ich das dem Internet entnehme.

    Im Summenbild oben sieht man tatsächlich was. Selbstverständlich stimmt die Position nicht mit der wirklichen Position überein - mit größerem Teleskop rutscht die Trennung immer weiter nach außen, um ab 20" Öffnung da zu sein, wo sie laut Sondenbildern hingehört. Das ist der Beugung geschuldet. Bei schlechtem Seeing sieht man keine Encke auf den Bildern, auch nicht bei harter Schärfung. Also ist diese Trennung nicht nur ein Beugungs- oder Schärfungsartefact.


    Dass man mit 14" Öffnung und sehr gutem seeing auch Mond und Mondschatten auf Planetenoberfläche von 0,1" nachweisen kann, haben wir 2018 von La Palma aus gezeigt. Mit 20" gab es dazu auch bestätigenden Nachweis aus Namibia. Mit beiden Teleskopen ist Encke in den Ansen kein Problem, jedenfalls mit Videotechnik. Mit 11 bzw. 12" haben wir Encke bei der derzeitigen halbwegs offenen Ringstellung im Bild, auch bei dem niedrigen Stand und vom deutschsprachigen Raum aus. Ich glaube nicht, das Encke im Rotkanal mit 8" geht, im Grün- oder gar Blaukanal eher, da dort Auflösung im Vergleich zum Rotkanal höher. Wenn man was sieht, dann eher im Grünkanal! Die eingesetzte Optik ist eine sehr gute (Strehl 99%, Oberfläche Spiegel makellos, 100 h Polierzeit, um soweit zu kommen). Das Teleskop ist auf Planetenbeobachtung optimiert mit Minifangspiegel und Okularschlitten. Damit hat man gute Voraussetzung für gute Definition. Trotzdem ist 8" schon sehr klein.


    Die Schattierungen in den Ringen sind sicher real und auch kein Problem mit 8" bei gutem Seeing und vorsichtiger Schärfung.


    Ich stelle mir selbst die Frage, ob der Einsatz des 8"ers am Saturn Sinn macht, wenn man größere Teleskope hat und eigentlich nichts besonderes auf Saturn zu sehen ist. Am Jupiter mit seiner bewegten Oberfläche und schnellen Änderung ist das anderes Thema. Ich warte jedenfalls momentan mit nächstem Einsatz, bis mein Auto wieder verfügbar ist. Aufrüsten tue ich im Hintergrund mit schnellerem Rechner und Great Star ADK - beides ist im Zulauf. Mit dem schnelleren Rechner werde ich an Jupiter mit größerem ROI mehr Bilder einfahren können, was bei Phasen guten Seeings immer hilft. Das haben wir auf La Palma schon 2020 erkannt und deshalb primär Torstens schnelleren Rechner verwendet. Vom Great Star ADK erwarte ich mir leichtere Einstellbarkeit im Vergleich zum ZWO ADC. Zudem bessere optische Qualität. Ohne ADC/ADK verliert man bei der niedrigen Planetenhöhe einiges an Potential, so Torstens und inzwischen auch meine Einschätzung.


    LG

    Robert

    Mit etwas Distanz hab ich mir nochmal die Blaukanäle vorgenommen. Mit etwas härterer Schärfung läßt sich Blau eindrucksvoller darstellen.


    alt:


    neu:



    etwas härter geschärft, ein guter früherer Blaufilm addiert zur Vermeidung Rauschen, Zeit auf 20:55 UT neutralisiert, anschließend in winjopos addiert (dadurch gibt es keine Fake-Ränder)



    Dadurch am Summenbild allerdings kaum Änderung. Farbe und auch Auflösung bleibt weitgehend gleich. Hier die Variante in winjupos mit dem verbessertem Blaukanal.

    Planetenscheibe scheint jedenfalls im Blaukanal durch den A-Ring hindurchzuscheinen, was dann auch schwach im Summenbild zu erkennen ist.


    LG

    Robert

    Als Vergleich hab ich das Bild vom 25.08.2021 mit 12" von mir dazugestellt und das ganze auf 1,2x verkleinert. Auf meinem Bildschirm hab ich auch eine Version von Thomas Winterer in Größe und Farbe angepaßt dazugestellt, mit 20". Momentan ist auf Saturn nicht viel los, so dass sich primär mehr Schärfe und mehr Farbe mit größerem Teleskop zeigt. Zudem ist klar, dass man mit größerem Teleskop gerne R und mit ganz großem Teleskop gerne IR beimischt, was dann die Farben und Optik -für Insider klar erkenntlich- verändert. Auf jeden Fall ist die Norpolkappe sehr grün <X. Optisch zeigt sich Saturn eher so, wie auf dem 8" Bild. In das 12" Bild hab ich (da ohne ADC) schon etwas brutal reingeschärft - wundert mich, dass da Torsten nichts gesagt hat. Ist ein bischen Effekt hascherisch...




    LG

    Robert

    Hallo Planetenfreunde,

    am 03.09.2021 hatte ich leider keinen Pkw-Kombi zur verfügung und mußte mir einen Golf ausleihen, um auf den Gaisberg bei Salzburg zu fahren. Ein normaler Golf ist zu klein für meine großen Teleskope (jedenfalls mit Volltubus :face_with_rolling_eyes: ). Also mußte mein kleiner 8"f6.5 Newton ran. Der ist 43 Jahre alt und hat schon lange kein Licht mehr gesehen. Als Montierung hatte ich eine OTEII auf EQ6 Stativ mit eingepackt. Hatte mir vorgenommen, an Saturn die ADC Einstellerei etwas besser in den Griff zu bekommen. Ganz perfekt hab ich das immer noch nicht raus, obwohl ich nun einen UV/IR durchlässigen Filter Wrattten 40 zum Einstellen eingesetzt habe. Trotzdem ist es eine gewaltige Steigerung. Wollte mit dem ganzen Aufbau auf Jupiter schwenken. Als ich dann endlich Jupiter im Bild hatte, war das Seeing deutlich eingeknickt und kaum Details zu erkennen- konnte es zuerst gar nicht glauben, da Seeing am Saturn ganz o.k. war. Bei 8" sieht Seeing allerdings immer etwas freundlicher aus. Jedenfalls sahen die mit ADC aufgenommen Rotkanäle bereits ohne Schärfung schon ganz ordentlich aus, obwohl ich mit der 3x Barlow völlig überzogene 4800 mm Brennweite im Einsatz hatte. Die Bilder hab ich dazu auch noch 1,5x Vergrößert, wie ich das von meinen größeren Teleskopen gewohnt bin. In jedem Fall war das Seeing schlechter als am 25.08.2021.


    N1 Endergebnis 1,2x zur Aufnahmegröße vergrößert:



    Saturn 03.09.2021 UT 20:52 = MESZ 22:52 RGB (23° über Horizont kurz vor Höchststand)

    Gaisberg 1260m Seeing 6...7/10 Durchsicht 7...8/10 (Wertung für 8")

    Newton 205f6.5 Eigenschliff/Eigenbau-Teleskop mit Okularschlitten

    3x Barlow

    ZWO ADC

    ca. 4800mm Brennweite Gesamtaufbau

    ASI 290MM

    Baader RGB

    mit 8" ist auf Saturnoberfläche derzeit nichts zu sehen (zum Trost: auch mit 20" zeigt sich kaum Hexagon an der Nordpolregion)


    Hier ein paar Bearbeitungen dazu im 1,5x vergrößertem Maßstab:



    mild geschärfte winjupos Ausarbeitung



    härter geschärfte fitswork Ausarbeitung ohne Derotation


    Einzelkanäle R, G, B:





    Der Blaukanal hängt auch mit 8" etwas zurück. Der Grünkanal ist ganz o.k.. Für das, dass ich Jupiter aufnehmen wollte, ist das nun ziemlich Saturn-haltig. Man soll aber nicht klagen. Erstaunlich, dass das bei dem niedrigen Planetensatnd überhaupt so gut geht :grinning_face:.


    LG

    Robert