Beiträge von Atlas im Thema „OdM September 2021 - NGC 6826“

    Vom 9. auf den 10. Oktober gab es hier im Südwesten gute Beobachtungsbedingungen. Auf der Schwäbischen Alb (760 Meter; fst 6,2; seeing durchschnittlich) habe ich mit dem 25" f4 Dobson nochmals NGC 6826 probiert, diesmal ganz ohne Mond. Im Vergleich zu meiner Fastvollmondbeobachtung war der große Halo heller und der hellere der beiden FLIER kam deutlicher heraus. Insgesamt war die Kartoffelform der hellen Scheibe, wie man sie auf dem Hubble Foto sieht, besser zu erkennen. Doch den Ring konnte ich leider immer noch nicht sehen. Ich habe alle Vergrößerungen durchprobiert (bis 1000x) sowie mit und ohne UHC Filter versucht.


    Viele Grüße

    Johannes

    Christoph, ja, die freundlichen Jäger sind ja immer ok und willkommen. Hat der, der auf den Mähdrescher geschossen hat, eine Wärmebildkamera benutzt? Sicher kam der Mähdrescher darin deutlich zur Geltung. Mir wird aber doch mulmig bei Eikes Geschichte.


    Eike, warum ich den Ring nicht sehen konnte, frage ich mich auch. Nach Lavilles Beschreibung muß er sehr schwierig sein, vermutlich weil der Kontrast zu dem hellen Hintergrund sehr gering ist. Ich werde es noch einmal probieren. NGC 6826 steht ja noch lange günstig.


    Was die hohen Vergrößerungen angeht, so mache ich immer wieder folgende Erfahrung. Auch wenn das allgemeine Seeing nur durchschnittlich ist, vertragen die kompakten, hellen PNs oft viel höhere Vergrößerungen als andere Objekte. Am hellen Zentralstern kann man wunderbar fokussieren, und dann braucht man nur noch zu warten, bis sich die Strukturen zeigen. Zum ersten Mal habe ich das bei NGC 6543 bemerkt, und dann z.B. auch bei NGC 6826.


    Viele Grüße

    Johannes

    Hallo Eike,


    besten Dank für Deinen freundlichen Kommentar. Die Zeichnung von Serge Vieillard , die Du verlinkt hast, ist wirklich bemerkenswert. Er hat das helle Zentrum mit 24" bei 1900x (!!!) beobachtet. Da komme ich mir mit meiner 1000fachen Vergrößerung geradezu schüchtern vor. Vielleicht hätte ich noch höher gehen sollen. Vieillard hat jedenfalls mehr Details gesehen als ich, besonders den inneren Ring. Allerdings sind seine Zeichnungen oft sehr "ausdrucksstark".


    Zum Vergleichen konsultiere ich immer sehr gerne die Arbeiten von Betrand Laville, der ebenfalls 25" benutzt:


    » NGC 6826 T254 vs T635 » Dessins du ciel profond extrême


    Wie Laville erklärt, ist diese Zeichnung von NGC 6826 sozusagen ein "stack" zweier verschiedener Zeichnungen aus verschiedenen Jahren. In einem Jahr hat er wohl nur die Scheibe und die FLIER gesehen, aber nicht den Ring; in einem anderen Jahr hat er dagegen den Ring gesehen, aber nicht die FLIER. Schließlich hat er beides in einer Zeichnung zusammengefaßt. Offenbar hat er aber die Helligkeitsunterschiede in der Scheibe weniger deutlich wahrgenommen als ich.


    Die Jäger benutzen jetzt Wärmebildkameras? Hoffentlich ist deren Auflösung gut genug, um einen am Teleskop kauernden Zweibeiner von einem äsenden Vierbeiner zu unterscheiden.


    Viele Grüße

    JOhannes

    Hallo Ralph und alle,



    Deep Sky Beobachtung bei Mondschein geht nicht? Dachte ich bisher. Aber das Thema muß man wohl differenzierter angehen.


    Gestern abend (17.09.) wollte ich den Mond beobachten, der etwa 80% beleuchtet war. Weil man für die Mondbeobachtung keinen dunklen Standort braucht, bin ich nicht zu meinem gewohnten Platz auf die Schwäbische Alb gefahren, sondern habe meinen 25“ f4 Dobson gleich hinter meinem Dorf aufgebaut – ländliche Gegend, ca. 400 Meter Höhe. Der Himmel war klar, gelegentlich zogen hohe Wolkenbänder durch.


    Die Beobachtung des Mondes war aber schwierig, denn er stand sehr tief. Am Mond geht nichts über ein Bino, aber weil man damit genau gerade von der Seite her ins Rohr guckt, muß man extra tief sitzen, tiefer als mein Bügelstuhl es erlaubte. Ich habe dann mit einem in die Beobachtungsleiter geklemmten Rampenbrett improvisiert. Dadurch konnte ich zwar etwas tiefer sitzen, aber unter gymnastischen Gesichtspunkten war die Position immer noch mühsam, so daß ich die Mondbeobachtung bald beendete.


    Also überlegte ich, was man denn sonst noch beobachten könnte, und dabei fiel mir das Objekt des Monats September NGC 6826 ein. Aber funktioniert das bei 80% Mond? Nun, probieren geht über studieren. Und ja, zu meiner großen Überraschung war eine gewinnbringende Beobachtung möglich! Geholfen hat dabei der Umstand, daß das Objekt fast im Zenit stand, so daß der tief liegende Mond nicht direkt in den Tubus scheinen konnte.


    Ich habe meine Beobachtungen in zwei Zeichnungen dokumentiert. Die erste zeigt eine Gesamtansicht von NGC 6826 inklusive Halo bei 350x. Der Halo war als Scheibe recht gut zu erkennen, und auch einzelne Lichtknoten am Rand des Halos und sogar Helligkeitsunterschiede im Inneren waren sichtbar.



    Die zweite Zeichnung zeigt den kleinen, hellen Kern des Objekts bei 1000x. Einer der beiden FLIER (der größere, links unten) war sicher zu erkennen, der gegenüberliegende (kleiner, rechts oben) dagegen war schwierig. Den hellen Ring um den Zentralstern, wie man ihn auf Fotos sieht, konnte ich leider nicht erfassen. Aber mir ist aufgefallen, daß die leuchtende Scheibe nicht homogen hell ist, sondern von den Rändern her dunklere Einbuchtungen aufweist.



    Ingesamt war ich sehr überrascht, daß unter diesen Bedingungen nicht nur der helle Zentralbereich beobachtbar war, sondern auch der schwache Halo, der zudem sogar Details hergab.



    Der helle Mond lockte gestern nicht nur die Mondbeobachter vor die Tür, sondern auch … natürlich … die Jäger. Zu zwischenmenschlichen Begegnungen, besonders der unfreundlichen Art, kam es zwar nicht. Ich wußte auch gar nicht, daß Jäger in der Nähe waren. Aber als ich anfing abzubauen, peitschte neben mir der Schuß! Nun, nicht direkt neben mir, aber für mein Gefühl viel zu nahe. Als ich dann heim fuhr, hat mir der Jäger, der mit Flinte und Stativ im Tarnanzug am Wegrand stand, noch freundlich zugewinkt.




    Viele Grüße


    Johannes