Beiträge von Stathis im Thema „Schlaufenhalterung Hauptspiegel“

    Bei dem Spiegelgewicht, das auf eine dünne Drahtschleife wirkt, müssen doch auch höhere Drücke auf die Spiegelseiten erzeugt werden als im Fall der breiten Schlaufe, oder nicht?

    Ja, das ist so, spielt jedoch nur eine extrem geringe Rolle - in der Praxis komplett vernachlässigbar. Nicht der Druck auf die Spiegelseite erzeugt den Asi, sondern die Biegung. Hast du schon mal versucht, ein auch nur 3 mm dünnes Alublech zu dehnen oder zu stauchen? Genau! Das geht so gut wie gar nicht, biegen kann man es jedoch vergleichsweise ganz leicht. Warum funktionieren Fahrradspeichen? Warum verträgt ein Blatt Papier so viel Zug, lässt sich jedoch flatterleicht biegen?


    Deswegen funktioniert ja auch die 2 Punkt Rollenlagerung so gut. Die hohe Punktlast auf den Spiegel ist nicht relevant. Die geringe Reibung der Rollen und damit geringe Axialkraft (entlang der optischen Achse) macht sie so gut. Bei 2x45° Anordnung hebt sich die Verbiegung des Spiegels durch sein Eigengewicht und durch das Einquetschen zwischen den Lagern auf (sog. "anastigmatischer Fall").

    Hallo Micha,


    in deiner Zeichnung hast du die axiale Schwereline gezeichnet, diese spielt jedoch keine Rolle, da die Verhältnisse in Bezug auf diese Richtung unkritisch sind. Wichtig ist (vor allem bei dünnen Spiegeln) die Lage der lateralen Schwereline, wie Michael und andere schon erläutert haben. Stellt man den Spiegel hochkant (Teleskop zeigt zum Horizont), ist das die Line entlang derer der Spiegel unterstützt werden muss, damit er weder nach vorne noch nach hinten zu kippen neigt. Da der Spiegel vorne hohl ist, ist das nicht genau in der Spiegelmitte, sondern etwas weiter hinten. Die Lage kannst du über Kugelvolumenberechnungen ausrechnen, oder über den MIrror Edge Calculator ausrechnen lassen:

    https://www.cruxis.com/scope/mirroredgecalculator.htm


    Bei deinem 460/56 mm Spiegel mit f/4,5 Kurve kommt 26,4 mm gemessen von der Spiegelrückseite heraus, also 2,6 mm hinter der Mittellinie.

    Um das zu gewährleisten, brauchst du eine Drahtschlinge, die genau dort positioniert ist. Ein breiter Gurt hingegen zieht an undefinierter Stelle, er ist ja nicht ideal gefertigt und nie ideal montiert, sodass man nicht sagen kann, wo genau er die Kräfte in den Spiegel leitet.


    Die Verbiegung der Spiegeloberfläche im o.g. Beispiel (Draht Schlinge unter Schwereline) beträgt im Mittel um 0,6 Nanometer (RMS Surface Error).

    Bei einem Offset der Schlinge um 1,4 mm (1/20 der Spiegeldicke) wächst die Deformation auf 2,4 nm RMS. Das ist immer noch so wenig, dass es sogar unter aufwändiger Interferometermessung im Labor kaum nachweisbar sein wird.


    Da wir noch nicht mal ein Bild von deiner Spiegelzelle haben, kann niemand von außen sagen, ob deine Schlingenlagerung problematisch sein kann. Es kommt ja darauf an, wie justierstabil dein Teleskop ist und wie gut die Schlinge nach jeder Justierung sitzt. Wie schon mehrmals erwähnt, verhält sich dein dicker Spiegel recht gutmütig auch bei einer nicht optimal sitzenden Schlinge. Gar zu schräg darf sie jedoch auch nicht ziehen.


    Meine Beispiele:


    430/40 mm f/4,5 Dobson in feststehender Gurtlagerung (Auto Sicherheitsgurt): War extrem justierstabil, ich musste nach Aufbau selten nachjustieren, wenn überhaupt nur sehr wenig. Bei der Montage hatte ich die Schlinge auf die richtige Höhe gesetzt. Ich hatte Null komma Null Probleme mit Asti. Wenn ich mal Asti hatte, war die Schlinge komplett verrutscht.


    610/41 mm f/4,1 Dobson in feststehender Gurtlagerung: Ebenfalls ziemlich justierstabil, trotzdem hatte ich widerholt Asti. Ich musste die Schlinge ab und zu neu zentrieren. Das Problem war jedoch nicht so schwerwiegend, ich habe es nie geändert. Heute würde ich eine mitbewegte Drahtschlinge oder Rollenlagerung machen.


    240x18 mm f/4,5 Reisedobson mit mitbewegter Rollenlagerung in 2x45° (siehe dort die Detailbilder zur Spiegelzelle): Muss nach jedem Aufbau deutlich justiert werden. Während der Beobachtung Null komma Null Asti. Das ist heute Stand der Amateurtechnik für eine problemlose Lagerung selbst für große dünne Spiegel.