Beiträge von Timm im Thema „Schwarze Nächte im Juni“

    Hallo Walter,


    diese Reise war eigentlich für April geplant, musste coronabedingt aber verschoben werden.

    Das Flugticket konnten wir umschreiben lassen.

    Unsere übliche Ferienwohnung war im Juni schon belegt, so dass wir uns eine andere suchen mussten.

    Wir haben es sehr gut getroffen, denn die Villa La Ermita in Tinizara ist für Astronomie sehr gut geeignet.

    Außerdem ist es hier unglaublich schön mit herrlicher Fernsicht bis zur Insel El Hierro im Süden.

    Leider geht die Sonne hinter dem Berg unter, aber die Südsicht ist schon genial. Man kann 3 Sterne im Kreuz des Südens sehen.





    Der Alfredo hat mit seiner kleinen mechanischen Montierung schöne Astrfotos gemacht.

    Alles von der Terrasse aus.



    Jetzt noch eine Woche... mit guten Wettervorhersagen!


    Nein, den 18-Zöller habe ich vor vielen Jahren gebaut. Er gehört jetzt dem Dietmar und ist auf La Palma stationiert.


    cs

    Timm

    Erster Einsatz des 18-Zöllers, 3.Juni 2021


    Der Erste Tag in Tinizara war regnerisch, sehr regnerisch sogar.

    Die Insulaner freut es, den Astronomen aber geht die Muffe, ob es sich vielleicht einregnet und nie mehr aufhört. So etwas kennt man ja aus Deutschland und im Hinterkopf hat man so seine Befürchtungen.

    Aber zum Abend tauchten die ersten Wolkenlücken auf und unsere Stimmung hellte sich auch auf.

    Besonders, weil wir in der Cerveceria Isla Verde hervorragend Tapas essen konnten... und ein hervorragendes Bier serviert bekamen.



    In unserem Ferienhaus La Ermita wartete schon der perfekt justierte und temperierte 18-Zoll Lowrider auf seinen Einsatz.

    Die helle Venus und später der Mars wurden mit der Ferngläsern aufgesucht, bis die Dämmung endete und eine traumhafte Nacht begann.

    Das erste Objekt gleich ein Kracher: M 51 stand über 70° hoch in idealer Höhe für den Dobson. Im 10mm Ethos ein unglaublicher Anblick, mit kontrastreichen Spiralarmen und vielen Details, dazu noch eingebettet 4 oder 5 Sternchen im Vordergrund.

    Alfredo war sprachlos... aber nur einige Sekunden, denn dann kam der Ausruf: ja leck mich am Arsch!

    Das SQM zeigte da 21,70 an, obwohl der Himmel scheinbar noch etwas hell war. Das war aber das Zodiakallicht im Westen.

    Schnell noch zwischendurch: unser Ferienhaus liegt 825m hoch an einem Hang mit freier Sicht auf das Meer und genau im Süden sieht man die Insel El Hierro.

    Man kann direkt auf der Terrasse beobachten, etwa 4m vom Eingang entfernt.

    Das ist sehr bequem und praktisch, auch wenn die Sicht durch Palmen etwas eingeschränkt ist.

    Man kann sich aber auch auf die Dachterrasse stellen und hat eine unglaubliche Aussicht von Osten, über Süden bis nach Westen. Nur nach Norden fehlen 30°... aber da schaut man eh‘ nicht hin.

    Kein Fremdlicht, bis auf eine einzelne Straßenlaterne, die durch die Bäume blinzelt.

    Die wird heute noch von uns entschärft und mit einer kleinen Blende versehen, so dass direktes Licht nicht mehr durchkommt.

    Jetzt geht es richtig los.

    Das Objekt der Begierde war nun der mit bloßem Auge sichtbare Omega Centauri.

    Er stand mit 13° zwar etwas niedrig, war aber im Sitzen gut zu erreichen.

    Unglaublich viele, gestochen scharfe Sternchen ohne Ende!

    Riesig groß und auch genauso beeindruckend wie bei Hottie in Südafrika.

    Nur 4° davon entfernt kam nun die NGC5128 dran, auch bekannt als Centaurus A.

    Das Dunkelband war sehr gut erkennbar, auch die etwas helleren Strukturen im Band.

    Diese wunderschöne und helle Galaxie war Alfredo unbekannt, also eine Erstsichtung.

    Der nächste Kracher stand ja nur ein paar Grad höher, von Deutschland aus nur in Horizontnähe zu sehen, hier aber schon richtig hoch stehend: M83, eine schöne dreiarmige Spirale. Auch hier waren unglaubliche Details sichtbar, besonders wenn man etwas höher vergrößert.

    Jetzt folgte wieder eine SQM-Messung, die unglaubliche Werte zeigte:

    21,90 und nochmal 21,90. Eine halbe Stunde später dann mehrere Messungen um 22,0.



    Der Regen am Nachmittag hatte die Luft noch sauberer gewaschen als ohnehin auf der Insel La Palma üblich ist.

    So konnten wir richtig gut die Spiralarme von M101 sehen, das Dunkelband in M104, der Sombrerogalaxie, das Auge in M64 und die dünne Nadel NGC4565.

    Dazu kamen die üblichen Verdächtigen, wie M3, M5, M97 und M108.

    Zwischendurch machten wir ein Viertelstündchen Pause und tauten den Fangspiegel mit dem Fön auf. Das war einfach, denn wir brauchten nur den ultraleichten Dobson aus der Rockerbox zu heben und im Wohnzimmer abzustellen. Eine Steckdose, der Fön und eine Minute warme Luft... schon war der Dobson wieder zu gebrauchen.


    Gegen halb zwei Uhr war für Dietmar und mich Schluss, nur Alfredo blieb noch stundenlang wach um noch mehr Fotos zu machen. Er testete seine Minitrack LX3.

    Das ist eine winzige, mit einem Federwerk angetriebene Montierung.

    Hier ein paar Ergebnisse.





    cs

    Timm