Beiträge von JSchmoll im Thema „DIY: Newton-Fangspiegel in Herschel-Fangspiegel umwandeln, Rückseitenmattierung, Schwärzung“

    Hallo Reinhold und Phensri,


    interessante Diskussion. Aus alten Vixenkatalogen weiss ich, dass der Hersteller damals zumindest fuer die Hauptspiegel als Substrat "Soda Lime" verwendete. Also einfaches Platten- oder Floatglas. Wenn das schon beim Hauptspiegel so ist, dann ist es wahrscheinlich auch am Fangspiegel so. Die rohpolierte Rueckseite laesst auf Floatglas schliessen, wo die Flaeche schon ohne weitere Bearbeitung auf ein paar Lambda genau plan ist. Die Frage ist, inwiefern die Brechzahl beim "Soda Lime" variiert bzw. wie klar sie definiert ist. Da duerfte ein Experiment helfen.


    Bei meiner Ausfuehrung bezog ich mich auf das reine Herschelsystem, das die 4% Reflexion ausnutzt.


    Um das Doppelbild der Rueckseite zu diskriminieren, waeren eine Keilplatte oder die Verwendung eines Prismas ideal - eigentlich alles, was nicht planparallel ist. Dies liegt hier natuerlich nicht vor.


    Meine Methode, die Rueckseite mit Immersionsgel aufzurauhen, fuehrt zu einer Zerstreuung der Rueckreflexion auf einen deutlich groesseren Streukreis, dessen Durchmesser vom maximalen Anstieg der Flanken der Irregularitaeten abhaengt. Dein Anschliff wirkt da aehnlich, allerdings auf kleineren Ortsfrequenzen. Das vormals praezise zurueckreflektierte Licht der Rueckseitenreflexion wird jetzt gestreut.


    In allen Faellen geht sehr viel Licht (um 96% des die Rueckseite erreichenden Lichtes) durch das Substrat hindurch. Jetzt hast Du dort eine absorbierende Farbe angebracht, die den Fangspiegel aufheizen wird. Ohne dies wird die Waerme von der Auflage bzw. Halterung des Spiegels abgefangen, und die jeweilige Komponente erwaermt sich. Bringt man hier einen Absorber mit Kuehlkoerper an, gibt es Turbulenzen im Rohr.


    Vielleicht waere eine Art von Linsenfassung die Loesung, wo das durch die zweite Oberflaeche fallende und gestreute Licht nach Erreichen des Fokus wieder divergierend austreten kann. Man koennte den Divergenzwinkel noch mit einer Linse vergroessern, sodass das von aus dem Tubus Richtung Sonne gehende Lichtbuendel keine fuer das Auge gefaehrliche Konzentration mehr hat. Oder das Buendel mit einem zweiten Planspiegel seitlich aus dem Tubus leiten, um dort einen Absorber anzubringen, der dann seine Schlieren nicht mehr im Teleskop verbreitet. Es ist natuerlich bei einem solchen System Vorsicht geboten, um ein versehentliches Treffen eines Auges durch dieses Lichtbuendel zu vermeiden.


    Eine andere Variante waere gewesen, den Hauptspiegel zu entspiegeln. Dann waere das wegzuwerfende Restlicht gar nicht erst konzentriert.

    Ich hatte mal ein aehnliches Problem mit einem grossen Planspiegel auf der Arbeit, der fuer ein Interferometer benutzt wurde und 200mm Durchmesser hatte. Die "Schokoladenseite" war auf lambda/25 plan poliert, die Rueckseite rohpoliert (Qualitaet unbekannt). Andauernd fand man im Interferometer die Reflexion an der falschen Seite. Hier habe ich Cargille-Immersionsgel genommen und damit die Rueckseite dick eingestrichen. Hierdurch wurde das Glas effektiv zum Noerpelglas, und die Reflexion war weg.