Beiträge von MartinB im Thema „IR-empfindliche Kamera bei Deep Sky Objekte lieber mit IR-Sperrfilter verwenden?“

    Hallo allerseits,


    Die Bildsensoren mit Farbmatrix sind praktisch alle so ausgelegt, dass ein zusätzliches UV+IR Sperrfilter benötigt wird. Lässt man das weg, arbeitet der Bildsensor nicht wie vom Hersteller vorgesehen. Zumindest für Planetenaufnahmen würde ich eine Kamera mit Farbmatrix immer mit Filter betreiben.


    Die obere Grenzwellenlänge muss nicht zwingend da liegen, wo sie für "normale" Videoanwendungen liegt. Normale Handykameras oder auch Systemkameras sind von der Optik her typischerweise nur für den Bereich ca. 470nm-650nm ausgelegt und die Filter werden dann dazu passend dimensioniert. Der volle visuelle Bereich von 400-700nm würde die Optiken teurer machen, ohne das Bildergebnis nennenswert zu verbessern. Die Bayermatrix "verträgt" dagegen meist einen Durchlassfilter 400-700nm. ohne dass zu viel IR-Licht die "grünen" und "blauen" Pixel anregt.

    Das ist vorteilhaft, denn für Astro-Farbaufnahmen ist es sinnvoll, bei den langen Wellenlängen zumindest die 657 nm Wasserstofflinie noch mitzunehmen, und wir freuen uns über jedes zusätzliche Photon, das zum Bild beiträgt.


    Falls zusätzlich reine IR-Astroaufnahmen gewünscht sind, ist ein IR-Durchlassfilter mit einer Kante im Bereich 640-700nm sinnvoll.

    Das ergibt dann praktisch S/W Aufnahmen mit Signal in allen 3 Farbauszügen. Ein reiner S/W Bildsensor wäre hier aber in vielen Fällen besser.


    Selbst ein APO-Refraktor bildet nicht immer auch IR im selben Fokus ab wie die sichtbaren Wellenlängen. Nur ein reines Spiegelteleskop ohne Linsen im Strahlengang wäre hier völlig unkritisch. Deshalb gibt es ohne geeignete Filterung in vielen Fällen unscharf überlagerte Bilder, d.h. es gibt einen unscharfen Lichtsaum um eigentlich gut fokussierte Strukturen.


    Alle Farben der Bayermaske sind relativ gut IR-durchlässig, aber nicht alle exakt gleich. Daher werden ohne Filter die Farben blasser und es gibt zusätzlich eine Farbverschiebung, die sich in der Nachbearbeitung je nach Motiv nicht immer zu 100% korrigieren lässt.


    Gruß,

    Martin