Beiträge von Lars73 im Thema „Abell 21 - der Medusanebel“

    Hallo zusammen,


    heute möchte ich noch einen Versuch zeigen, die Daten von Marco und mir zu kombinieren. Das Ausgangsmaterial sind hier ja zwei Mono-Kanäle und ein RGB-Bild. Nach dem ersten Eindruck sollte das Signal im mono-H-alpha stärker sein als im RGB und beim OIII umgekehrt.

    Zunächst habe ich das RGB zerlegt und alle fünf Rohbilder mit APP auf das mono-H-alpha registriert. Für die Vorstreckung ging es in PI mit dem Prozess arcsinstrech weiter. Dieser scheint so zu arbeiten wie die Histogrammstreckung in fitswork, also mit einem steilen Anstieg in der Tiefe.

    Die Ergebnisse wurden mit starnet++ entsternt und als 16bit-TIF gespeichert.

    Nun konnte die spannende Arbeit an den Kanälen in Affinity Photo beginnen. Das Rot aus dem RGB und das im Hintergrund liegende H-alpha wurden sorgfältig in den Tonwerten angeglichen und bei einer Relation von 25 % R zu 75 % H-alpha ergab sich das geringste Rauschen.

    Beim OIII war eine 75%ige Überlagerung des Grünkanals optimal; der ebenfalls aufgelegte Blaukanal brachte keine sichtbare Verbesserung mehr. Die Blaufilter in der Bayer-Matrix scheinen bei 501 nm noch nicht sehr durchlässig zu sein.


    Die so abgemischten Kanäle wurden dann wie oben beschrieben wegen der Halos retuschiert. Das RGB-Bild ist anschließend zur Feinabstimmung in mehreren Ebenen aufgebaut, mit den Sternen obendrauf.

    Alles in allem war die Bearbeitung sehr aufwendig, um die Daten so gut wie möglich zu verwerten.

    Die Gesamtbelichtungszeit beträgt (280 min H-alpha + 180 min OIII + 464 min RGB mit Dualbandfilter) = 15,4 Stunden.


    Der Nebel verfügt über eine diffuse OIII-Hülle, die sich schwach erkennbar rechts unten um den hellen Teil herumzieht (bei astrobin finde ich auf die Schnelle dazu keinen Vergleich). Der Wasserstoff bildet diffuse Ausläufer nach links und oben. Eine tiefere Belichtung dürfte weitere Strukturen in der Streifung rechts zutage fördern.


    Medusa-2021-Marco-Lars-export_A-x3600x3000-33pr1200x1000-Kopie-hp.jpg


    Gruß Lars

    Guten Abend Roland,


    danke für den netten Kommentar !
    Ja die Sterne sind in Schmalbandaufnahmen viel leichter zu beherrschen als im Breitband. Es wird eben durch die Filterung das Sternlicht stark in der Intensität herabgesetzt. Konkret kommt es auch darauf an, welche scheinbaren Sternhelligkeiten überhaupt im Bildfeld vertreten sind und wie stark das Rohbild gestreckt werden soll. In vielen Fällen hat man es mit störenden Halos im OIII-Kanal zu tun, weil das OIII-Signal meistens schwächer als das H-alpha-Signal ist und eine kräftigere Streckung notwendig ist.
    Wenn wie hier auch im H-alpha ordentlich gestreckt wird, um alles aus dem Hintergrund „herauszuholen“, machen sich die Halos ebenfalls bemerkbar.


    Die Abhilfe ist denkbar einfach: In der Bearbeitung werden die Halos mit dem Stempel-Werkzeug retuschiert, also mit ungestörtem Hintergrund überdeckt. Das ist letztlich eine Fleißarbeit und erfordert durchaus etwas Überlegung. Bei manchen Motiven hat man das Pech, daß helle Sterne mit starken Halos mitten in sensiblen Nebeldetails stehen und hier sehe ich keine einfache Möglichkeit, mit Kopieraktionen etwas zu verbessern. Handelt es sich hingegen um frei stehende Sterne, so ist die Korrektur recht leicht. So ein Halo muss dann auch nicht 100%ig verschwinden, es reicht aus, wenn er mehr oder weniger abgeschwächt wird. Wichtiger ist es, zur Kopie einen nahe gelegenen Hintergrundbereich mit gleicher Helligkeit zu nutzen, um nicht neue störende Übergänge zu erzeugen. Das Stempelwerkzeug lässt sich gut in Radius und Deckkraft regeln, also recht sensibel handhaben.


    Gruß Lars

    Hallo zusammen,


    den Medusanebel sieht man ja nicht allzu oft, d.h. ich kann mich nicht an ein Bild hier im Forum erinnern. Bei der Zusammenarbeit an einem anderen Objekt hatte mich Marco auf den PN Abell 21 aufmerksam gemacht. Mit einer nördlichen Deklination von 13° war er noch gut erreichbar und hat sich als spätwinterliches Schmalbandmotiv angeboten. Die ganz schwachen Ausläufer nach Nordwesten hin konnte ich bei der Wahl des Ausschnitts berücksichtigen.


    Der H-alpha-Kanal zeigte schon nach der ersten Sitzung mit 18 x 600 s ein interessantes Ergebnis, und so war es naheliegend, hier weiter zu belichten. Es wurden schließlich 28 x 600 s, während OIII mit 18 x 600 s zurückblieb.


    Wir haben die Aufnahmen vorab verglichen. Das OIII-Signal scheint mit der neueren ASI etwas kräftiger herauszukommen. Immerhin werden 3 von 4 Pixeln der Bayer-Matrix damit belichtet.
    Im Rotkanal könnte es umgekehrt sein. Das wird man genauer feststellen, wenn die Einzelkanäle des RGB-Bildes mit den beiden Monoauszügen abgeglichen werden. Eine Kombination der Daten von Spiegel und Linse ist das Ziel.


    Zunächst hier das Bild aus den Refraktor-Daten in 25%iger Auflösung:



    Die Einstellung der Farben ist wieder einmal, nun ja, recht kräftig ausgefallen.
    Außerdem tendiere ich beim Schmalband zu einem etwas dunkleren Hintergrund - das steigert den Kontrast, geht aber zulasten der ganz schwachen Details.
    Wie immer lässt sich jedenfalls nicht der letzte Rest des H-alpha-Signals im fertigen Bild herausbringen.
    Daher hier noch ein Blick auf den stark gestreckten H-alpha-Kanal nach Entfernung der Sterne, aber mit den verbliebenen Sternhalos:



    Der Wasserstoff hat sich tatsächlich weit ausgebreitet und bildet einen streifenförmigen Hintergrund. Eine tiefergehende Belichtung wäre hier durchaus interessant.
    Für die Hintergrundebnung habe ich erstmals die Funktion light pollution im Astropixelprofessor genutzt. Das hat beim OIII besser funktioniert als DBE in PI.


    Astrobin: https://www.astrobin.com/74g2qm/B/?nc=user
    (5. / 7. / 8. März 2021, ASI1600mmc am AOM 160/1600 x 0,75)


    Gruß Lars