Beiträge von Galaxien-Spechtler im Thema „Murks-Nacht“

    servus zusammen,


    danke für Euer Mitgefühl und Eure Kommentare. Das mit dem Lachen war natürlich Absicht von mir (und bin niemandem böse, wenn er es tut): ich orientiere mich beim Schreiben mittlerweile an Normans Berichten, und will Erlebtes in den Vordergrund stellen (das bleibt auch länger in Erinnerung), und weniger meine zumeist ellenlange Beobachtungsliste. Aber a bisserl Beobachtungsergebnisse müssen auch sein, ansonsten wäre es das falsche Forum. Wenn Einsteiger in die Fotografie und Beobachtung sehen, dass selbst alten Hasen wie mir (bald 40 Jahre DeepSky) solche Nächte unterkommen, könnte das sogar etwas Mut machen.
    Mittlerweile sind beide Fehler gefunden und behoben: sowohl beim Justierlaser als auch beim Telrad war die Batterie ausgelaufen. Kaum 12 Jahre, und schon ist die Batterie hinüber ....Und natürlich brauchen beide keinen 9V-Block (den hatte ich dabei). Die schwarze Aufschrift auf schwarzem Hintergrund am Telrad ("Slide here to open") ist in einer 21.4 mag/arcsec^2 Nacht natürlich auch nicht wirklich gut zu erkennen. Gott sei Dank hatte ich eben keinen Schraubenzieher dabei, ich hätte den Telrad in meiner Wut bis zum letzten Teil zerlegt.....


    Allen da draussen CDS


    Stefan

    Servus zusammen,


    gestern war wieder so eine Nacht, in der noch mehr schiefging, als theoretisch hätte schiefgehen können.
    Nachmittags beim joggen hab ich gesehen, dass - wie vorhergesagt - die Hochnebelschwaden weniger werden, und danach kam blauer Himmel. Also das Auto mit Fotoausrüstung und visuellem Gerät beladen, Tee gekocht, Beobachtungsliste vorbereitet und ausgedruckt.
    Ab 18 Uhr zog dann ein langgestrecktes Hochnebelband genau an der Kante der ersten Berge entlang. Auf den Webcams sah es so aus, als ob es im Inntal nochmals Feuchtigkeit aufnehmen wollte, und dann umso dicker bei mir vorbeikam. Nördlich von mit (ca. 10 km) war es anscheinend klar. Das hat das Wetter sofort gemerkt, und flugs ein paar Schwaden auch weiter nach NOrden geschickt (ich konnte das vor meiner Haustüre beobachten!).
    Also warten, das Auto war ja schon fertig beladen. Ärgerlich.
    Nebenbei: wo ist meine Beobachtungsliste? Ich hab das ganze Haus auf den Kopf gestellt, aber sie war nicht mehr auffindbar. Samt einem Versuch zu einer ultimativen Auffindkarte, an dem ich gerade arbeite. Weg. Verdunstet. Ärgerlich.


    Um 20.30 Uhr lösten sich endlich die Schwaden auf. Es hing noch eine mächtige Dunstglocke über den Vorbergen (und meinem Beobachtungsplatz), aber die sank zusehends zum Boden.
    Also warm angezogen (wie ein Michelin-Männchen), und losgefahren. gegen 21.10 war ich am Platz am Hocheck auf 890m Höhe. Der Himmel war klar, es war kalt, windstill, und die Wiese mit 3-4cm Schnee bedeckt.
    Der Aufbau ging flott. Als ich dann den Strom anschalten wollte: kein Strom. Die Batterie war neu, frisch aufgeladen - kann doch nicht sein. Alle Kontakte und Klemmen abgewischt, und sie da: da war der Strom. Für 2 Sekunden, dann wieder aus.
    Anscheinend hatte es einen Wackler in einer der Steckdosen. Nach viel gutem Zureden ("Glumpteil, verrecktes, was ist denn jetzt wieder") ging es dann in einer bestimmten Position, die ich nicht mehr anfassen wollte. Ärgerlich.
    Um 22:10 Uhr machte es dann das erste Mal klick auf M 82, Ziel waren 25x 8min, wobei ich wahrscheinlich früher abbrechen würde müssen (wegen Fernrohranschlag nach dem Meridian).


    Dann den Dobson aufgebaut.
    Beim Einschalten des Justierlasers: kein Mucken, nichts. Schütteln, gutes zureden (siehe oben): nichts. Offenbar war durch die Corona-Ausgangssperre die letzte Beobachtungsnacht so lange her, dass mittlerweile die Batterie leer war. Und Ersatz hatte ich dafür nicht mit.
    Also hab ich am Stern, so gut es ging, den Dobson justiert, war aber natürlich nicht annähernd gut genug. Ärgerlich.
    Als nächstes den Telrad angebaut, eingeschalten: kein Mucken, nichts. Der zeigte sich offenbar solidarisch mit dem Justierlaser Für den hatte ich aber eine Ersatzbatterie dabei - bloß keinen kleinen Schraubenzieher, um den Telrad aufzuschrauben. Also nicht mal ein Gerät zum Anpeilen heller Sterne mit dem Dobson. Ärgerlich.


    Mittlerweile war es 23 Uhr geworden. Zeit für einen Schluck Tee. Bäääh, wie schmeckt der denn? Offenbar war der Früchte-Tee in den letzten Monaten irgendwie muffig geworden. Also nix heißes zum trinken. Ärgerlich.


    Endlich hab ich dann angefangen zu beobachten, und mich im Grenzgebiet Löwe/Sextant auf ein paar Galaxien gestürzt. Die hellste dort ist NGC 3521: sehr hell, ziemlich groß, sehr länglich, mit einem sehr hellen, nicht sternförmigen Kern. An der Westseite war eine auffallend dunkle Kante zu erkennen.
    Weitere spannende Objekte:
    - Gruppe NGC 3385, 3386, 3387: schwache Galaxiengruppe, die nicht ganz auf einer Linie liegen. Die schwächste ist NGC 3387, und das ist ein Rätsel. An der Stelle ist tatsächlich ein diffuser, schwacher Fleck, der auf Aufnahmen ein Stern und eine sehr dicht dranstehende, kleine flächenhelle Galaxie sind. Ob das tatsächlich das NGC-Objekt ist? Muss ich mit sauber justiertem Teleskop nochmal nachschauen.
    - NGC 3509: im Okular sehr länglich; ich dachte erst, das ist eine edge-on-Galaxie. Auf Aufnahmen sieht man allerdings eine Galaxie, die einen Spiralarm wie einen Angelhaken hat.
    - NGC 3365: eine richtige edge-on, sehr dünn und lang, aber fürchterlich schwach.


    Kurz nach Mitternacht schau ich mal mein Gerät an. Meine Güte, alles mit Reif überzogen, und alles glitzert. Ob das die Foto-Optik auch betrifft?. Es war sowieso Zeit, das Objekt zu wechseln, weil die Montierung anzuschlagen drohte.
    Ein Blick auf den Fangspiegel des 10": beschlagen. Sichtung der Aufnahmen ergab: ab der Hälfte der 2 Stunden dürfte der Fangspiegel beschlagen gewesen sein, und das trotz Tauschutz-Hülle um den Tubus. Ärgerlich.
    Ich versuche, den Beschlag durch Wärme meiner Hände zu entfernen. Nach 5 min hab ich Frostfinger, aber kein bisschen den Fangspiegel abgetaut. Das war dann für mich das Zeichen, abzubauen und heimzufahren: beschlagene Fotooptik, schlecht justiertes Beobachtungsgerät, und keine Aufsuchhilfe für hellere Sterne waren dann zuviel.


    Ergebnis der Nacht waren immerhin 15 Erst-Sichtungen im NGC, und vielleicht 10 verwertbare Einzelaufnahmen.
    Aber es macht ja alles Spaß, was wir so nachts machen [:D].


    CDS
    Stefan