Beiträge von JSchmoll im Thema „M42 mit Saharastaub?“

    Hi Jan,


    schoen zu hoeren, dass es jetzt geklaert ist. Ich kenne Deine Kamera nicht, aber bei 1s Belichtungszeit zeigen sich Fehler staerker, da Du den Kontrast mehr steigern musst, auch beim Summieren vieler Bilder. Ausserdem kommt das Ausleserauschen dazu. Ich wundere mich, ob das hochfrequente Moiremuster, das das Bild diagonal ueberlagert ("Cordhosenmuster") damit zusammenhaengt.


    Mein erstes Teleobjektiv war uebrigens ein 500mm f/8 von Danubia. Eine der beruehmten "langen Tueten", die es von allen moeglichen Marken (Beroflex etc) gab. Sie hatten ein T2-Gewinde und liessen sich mit Ring an alle moeglichen Spiegelreflexkameras adaptieren. Ist Dein neues Teile ein solches? Oder ein Spiegeltele? Da gibt es auch oft 500mm f/8. Mein erstes Deepskyfoto war damals uebrigens auch der Orionnnebel. 20min, handnachgefuehrt, auf Fujichrome 100. Da sah man dann ein ganz bisschen Nebel, und der Himmelshintergrund war dank Quecksilberdampflampen in unserer Innenstadt wiesengruen. Dennoch war ich stolz wie Oskar ... [:)]

    Hi Peter,


    beim Kometenstacking dithere ich nicht, sondern lasse einfach laufen. Da ich nur mit 1m Brennweite arbeite, brauche ich bei maximal 3min Belichtungszeit keine Nachfuehrkontrolle.


    Mit meinem ehemaligen 250/2000er RC sah das natuerlich anders aus, und da habe ich mit dem Lacerta-MGEN gedithert.

    Hallo Peter,



    schoene Beispiele. Ich habe gerade auch mal eins produziert (oder besser provoziert). Hintergrund ist, dass mir das "walking noise" schon oft bei Kometenaufnahmen aufgefallen ist, wenn ich auf den Kometen staple. Hier ein uebertrieben stark gestrecktes Bild vom Kometen Atlas2019Y4 vom 3. April 2020, 37 x 90 Sekunden, 1m Brennweite bei f/5, keine Nachfuehrkontrolle:



    Was sieht man?


    Einen punktgenauen Kometen, Sterne als Striche (die die Eigenbewegung des Kometen reflektieren), und ein haariges Sammelsurium, das in eine andere Richtung geht: Die Kombination aus der Bewegung des Kometen relativ zu den Sternen und einer langsamen Bilddrift, die durch den Aufstellungsfehler der Montierung zu verantworten ist. Dazu ein nicht flatfieldbarer Mistknubbel auf dem Chipfenster, der mittlerweile Geschichte ist.


    Saharastaub oder Pollenflug kann ich in fruehen Apriltagen in Nordostengland ausschliessen.

    Hi Jan,


    "bis in die Ecken punktfoermig" spricht fuer die Optik, wobei das bei f/11 zu erwarten ist. Ein Nachfuehrfehler wirkt sich auf alle Sterne gleich aus. Okay, Bildfelddrehung wiederum geht auf die Ecken.


    Wir koennen davon ausgehen, dass die Nachfuehrung ueber 1s gut ist. Wenn die Software jetzt stapelt, wird eine Drift mit laengerer Zeitkonstante (verursacht durch Aufstellungsfehler, Antriebsfehler oder Durchbiegungen im System) fuer die Sterne kompensiert. Die landen immer aufeinander und die Nachfuehrung erscheint perfekt. In Wirklichkeit wandern sie jedoch, und Du bekommst in dem Fall eine Relativbewegung der Pixel zum Stern. So liegen Pixelfehler nicht mehr aufeinander.


    Du kannst ja mal des Experiment machen, die Bilder ohne Registrierung zu stapeln. DeepSkyStacker zum Beispiel hat diese Option. Stelle dabei das Stapelverfahren auf "Maximum", damit sich die driftenden Sterne nicht wegmitteln. In dem Fall bekommst Du eine aehnlich gezackte Kurve, invers zu der, die jetzt die Stoerpixel machen.


    Nochmal unabhaengig von der Technik: Saharastaub macht solche Schlieren nicht. Sonst wuerdest Du ja beispielsweise im Feldstecher Strukturen in dem Staub sehen, die sich langsam bewegen. Der Staub ist eine Wolke, die von mehreren Kilometern Hoehe bis auf den Erdboden reicht und dabei verschiedene Schaerfeebenen eines auf unendlich eingestellten Teleobjektivs durchlaeuft.


    PS: Nochmal technisch - auch Antriebe ohne Schnecke haben periodische Fehler. Nur eben keine Schneckenfehler. Dein Tracker hat einen Reibradantrieb. Das Reibrad ist mit einer gewissen Toleranz auf seiner Achse, es "eiert", was die Nachfuehrung periodisch beeinflusst. In welchem Mass das passiert, haengt von der Fertigungsguete ab. Das Gleiche gilt fuer die Reibradflaeche, die einen nicht unbedingt periodischen Fehler einfuehrt. Wie sphaerisch ist sie, wie hoch ist die Radiustoleranz und wie ist die Oberflaeche beschaffen? Es ist Aufgabe des Herstellers, solche Fehler so klein zu halten, dass sie fuer die angedachte Verwendung unter die Wahrnehmungsgrenze fallen.

    Hallo Nick,



    der Mond hellt den Hintergrund auf, und manche Chipartefakte wie Staub auf dem Chipfenster werden dann besonders sichtbar. Wenn dann noch die Nachfuehrung driftet, dann bekommst Du diese gezackten Artefakte, die alle gleichfoermig sind. Der Saharastaub kann indirekt daran beteiligt sein, indem er im Zusammenspiel mit dem Mondlicht den Himmelshintergrund staerker als normal aufhellt.


    Flatfielding kann helfen. Tut es aber auch nicht immer, insbesondere bei Optiken im Cassegrain-Layout. Ich hatte da schon ein paar Problem-Optiken wie den TS 250/2000er RC, der ein exzellentes Geraet war, aber mit falsch dimensionierten Blenden. Ein kleiner Ring im Blendrohr half hier. Das Stichwort ist die "Tagblindfreiheit". Kein Himmelslicht darf am Fangspiegel vorbei durch das Blendrohr auf die Fokalebene gelangen. Da hilft dann auch kein Flatfielding.

    Hi Jan,


    das ist ja insgesamt etwa eine Viertelstunde. Saharastaub wuerde sich da weiterbewegt haben. Er wuerde auch eher als diffuse Absorption in Erscheinung treten.


    Wie gut ist Deine Nachfuehrung? Das sieht mir nach Chipartefakten aus, die sich beim Stapeln der Bilder linienfoermig zeigen, wenn die Nachfuehrung eine Drift zeigte. Alle "Schlieren" sind gleichfoermig, haben einen Knick an derselben Stelle. Wenn die Software Einzelaufnahmen mit Drift addiert, werden die Bilder auf die Sterne referenziert. Hotpixel und andere Chipdefekte befinden sich dagegen auf einer Trajektorie, die dem Inversen der Drift des Sterns ueber den Detektor entspricht. Bei harter Bildbearbeitung sieht man das dann. Ich sehe das zum Beispiel, wenn ich einen Kometen fotografiere und auf den Kometen stacke. Die Sterne werden gleichmaessige Wuerste, und die Fehlstellen spiegeln diese "Wuerste" plus Unregelmaessigkeiten der Nachfuehrung wieder. Sie zeigen alle etwas irregulare Strichspuren, die gleichfoermig sind. So wie in Deinem Bild.


    Auch sehe ich feine Linien, die auf Moire hindeuten - ein anderes Chipartefakt.


    Wieso fotografierst Du mit dem f/4 200mm bei f/11 und einer Sekunde? Wundert mich nur. Die Zuiko sind doch normalerweise recht gut und sollten groessere Blenden verkraften ... ich habe zwei Olympus/Zuiko 1.8/50, die bei voller Oeffnung schon ganz gut sind, und bei f/2.8 exzellent. Anders als das Canon 1.8/50, das ich mal hatte und das bei f/5.6 immer noch Rand-Fladen statt Sterne zeigte.