Beiträge von JSchmoll im Thema „Gartensternwarte im Jahr 2021“

    Hallo Martin,


    an eine Kuppel wuerde ich mich nicht herantrauen. Die Rundteile machen das alles sehr kompliziert, auch wenn man natuerlich statt einer Halbkugel eine Pyramide (z.B. nach Staus) oder einen Zylinder (wie beim VLT) waehlen koennte. Eine Kuppel ist auch im Fernbetrieb komplizierter, da der Spalt ja nachgefuehrt werden muss. Und Du kannst nur ein Instrument einstellen, nicht z.B. vier Saeulen wie in meiner Huette.


    Kuppeln kann man kaufen, aber einigermassen bezahlbare Kuppeln sind doch recht klein. Und Du hast das Kuppelseeingproblem, dafuer aber einen besseren Wind- und Streulichtschutz.


    Zurueck zum Satteldach: Du kannst es vielleicht so anlegen, dass der hoechste Teil im aufgefahrenen Zustand am weitesten vom Fernrohr weg ist. Das bedeutet aber, dass die Traufkante beim Verschieben ueber den Beobachtungsraum gefuehrt wird. Entweder Du nimmst die Dachrinne mit, oder Du hast das Problem von Tropfen, wenn Du kurz nach einem Regenguss oder in einer sehr feuchten Nacht beobachten willst. Da ist wahrscheinlich die Nordseite als hoechste Stelle eine bessere Wahl. Dann ragt das Dach nur im Nordosten etwas auf, wo du sowieso eher selten beobachtest.

    Hallo Hubertus,


    das mit dem Holz ist interessant! Es haengt sicher auch von der Art des Holzes ab. Meine Huette hatte eine Fachwerkkonstruktion aus kesseldruckimpraegnierten 102mm x 102mm-Kanthoelzern, deren Waende dann mit Nut- und Federbrettern aufgefuellt wurden. Die Bretter waren nur 12mm duenn, und angeblich impraegniert. Spaeter kam heraus, dass mir unimpraegniertes Holz als impraegniert verkauft wurde. Da sich schwarze Flecken abzeichneten, musste ich das Ganze mit "Cuprionol" nachtraeglich versiegeln. Von aussen kam eine Schicht "Fenceguard" hinzu. Sicher war mein Holz nicht das Hochwertigste. Da die Sternwarte in einem anderweitig unzugaenglichen und nicht einsehbaren Garten stand, ging das vom Sicherheitsaspekt her. Auf dem freien Feld haette ein Boesewicht die Wand eintreten koennen.



    (==>) Kalle: Ich muss mir das Interview nochmal anschauen ...

    Hi Stephan,


    danke fuer Deine netten Worte. Allerdings wuerde dieser Video bereits 2012 gedreht. Die Haare sind inzwischen etwas kuerzer und deutlich grauer, was vielleicht auch daran liegt, dass ich inzwischen verheiratet bin. [;)]

    Klarinetto, ich roll hier gerade auf dem Boden vor Lachen angesichts der Bemerkung mit dem Sofa ... waren wir nicht alle irgendwann schon mal an dieser Grenze, wo sich entscheidet, ob man Meister ueber das Werkstueck wird oder das Werkstueck Meister ueber den Zusammensetzer? Ich war beim Zusammenbau einer Billig-Blechhuette fuer Gartenmoebelverstauung dem Wahnsinn nahe, da die Beschreibung extrem kleingedruckt und auch noch falsch war ...



    Nun ... zur Sache: Huette!


    Martin, ich habe einige Sternwarten gebaut: Aus Blech (getunter Gartengeraeteschuppen), aus Holz, aus Stein mit Metalldach. Was am Besten geeignet ist, entscheidet der Geldbeutel zusammen mit den lokalen Gegebenheiten und dem Gesetzgeber (Bauvorschriften).


    Von einem Flachdach wuerde ich dringend abraten. Der Regen muss abfliessen koennen, sonst bekommst Du irgendwann eine Tropfsteinhoehle! Ein Pultdach mit geringer Neigung, z.B. im Norden 15-20cm heoher als im Sueden, reicht schon aus.


    Ansonsten, um Dir weiterzuhelfen:


    - Wie gross ist Dein Budget?


    Hier entscheidet sich, ob es eine getunte Billighuette aus dem Baumarkt wird oder eine aufwendigere Eigenkonstruktion. Oder sogar eine schluesselfertige Loesung aus dem Sternwartenfachgeschaeft.


    - Wie gross soll die Sternwarte werden?


    Die Kardinalfrage - und ich wuerde sie im Zweifelsfalle eher etwas groesser machen, solange die anderen Rahmenbedingungen (Budget, Bauvorschriften, Familienrat) mitmachen. Ich wuerde die Sternwarte nicht um ein existierendes Fernrohr drumherumbauen, sondern immer einplanen, dass vielleicht mal ein groesseres Instrument einziehen koennte.


    Beispiel: Ich habe einen Freund, der eine Huette mit sechs mal acht Fuss (ich wohne in England - das sind 1.8m x 2.4m) angelegt hat. Hier hat er einen quadratischen Beobachtungsraum 1.8m x 1.8m, eine Trennwand mit Schiebetuer und den Kontrollraum mit 1.8m x 0.6m. Da kann er gerade drin sitzen, zu zweit wird es schon sehr kuschelig. Okay, er fotografiert und steuert das Geraet auch vom Haus aus. Visuelle Gruppenbeobachtungen werden ab drei Personen zum Gedraenge. Inzwischen aeussert er oefter den Gedanken, dass er die Huette doch groesser haette machen sollen. Derzeit hat er eine EQ6 pro mit einem C9.25 oder kleineren ED-Refraktoren im Einsatz.


    - Bauvorschriften: Ganz wichtig zu pruefen, um unangenehme Ueberraschungen zu vermeiden. Auch sollte das Projekt behutsam mit den Nachbarn diskutiert werden. Man kann sie ja mit der Einladung zu einer Beobachtung "schmieren".


    Beispiel: Hier in County Durham darf ich bis zu 2.5m Hoehe bauen, und 15 Quadratmeter Maximum, sofern die Huette brennbar ist. Nicht brennbare Bauten koennen bis zu 30 Quadratmeter gross sein. Alles, was groesser ist, bedarf einer Baugenehmigung. Auch darf ich nur maximal die Haelfte des Gartens bebauen. Hintergrund sind Feuerschutzmassnahmen und das Problem der Flaechenversiegelung.


    Meine alte Sternwarte war 2.49m hoch (Angstfaktor), und 3.8m x 3.9m gross - 14.82 Quadratmeter. Da sie aus Holz bestand, war das hart am Anschlag. Die neue Sternwarte ist 26 Quadratmeter, 2.5m hoch (ich bin mutiger geworden) und gemauert, mit Stahldach. Die juengst entstandene Zweitsternwarte (gemauert, 2.3m hoch, 1.8m x 2.35m) war dagegen ein kleiner Fisch. Aber ich weiss, dass keiner posthum den Abriss verlangen kann wegen "Schwarzbau".


    - Welches Material?


    Hier bieten sich Holz, Stein und Metall an. Ausschlaggebend sind die Kosten, die Faehigkeiten des Erbauers, das Aussehen und Bestimmungen z.B. wegen Brandschutz.



    Meine erste Huette, damals noch als Schueler erbaut, war eine dieser typischen Blechgartengeraetehaeuschen (gruen oder braun, weisse Tuer und weisses Dach), wie man sie so oft in Baumaerkten findet. Ca. 2m x 2.5m, Marke "Spacemaker". Ich musste einen Rolldachmechanismus anbauen, und insgesamt hatte mich die Huette damals ca. 700 DM (=350 Euro) gekostet. Das war 1989. Das Plus war eine einfache Baumassnahme, die sehr billig und gut getarnt war. Das Teil steht immer noch im Garten meiner Eltern, und dient heute dem originalen Verwendungszweck einer Gartengeraetehuette. Der groesste Nachteil war das duenne Blech. Sturm konnte die Doppeltuer eindruecken, und das Bewegen des Daches war sehr geraeuschvoll.


    Ich hatte verschiedene Holzhuetten. Eine ist in diesem Video zu sehen, das von "Sky at Night" stammt. Meine alte Sternwarte, erbaut 2010, wie oben erwaehnt als brennbare Holzhuette nah am Anschlag.


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    ab Minute sieben. Ich bin der langhaarige Bombenleger, der zu oft das Wort "yes" sagt.


    Sie sind einfach zu erbauen, das Holz nimmt Feuchtigkeit auf und wirkt in einem gewissen Mass isolierend. Der "Romantikfaktor" ist bei Holz am schoensten - es wirkt gemuetlich, Schall wird gut gedaemmt. Auf der anderen Seite muss Holz oefter mal neugestrichen werden, um die Bausubstanz zu erhalten. Meine grosse Holzsternwarte steht auf acht Punktfundamenten, in denen M24-Gewindestangen eingelassen wurde. Ich koennte die Sternwarte sogar in der Hoehe justieren. Das gibt einen Luftspalt am Boden, der sich sehr gut gegen Feuchte bewaehrt hat. Allerdings kommen da auch schon mal Maeuse rein.


    Sternwarten aus Stein erfordern Maurerkenntnisse, die man sich aneignen kann. Meine neuen Sternwarten sind beide gemauert (Hohlsteine aus Beton), die Daecher sind Schweisskonstruktionen. Eingedeckt ist das mit galvanisierten Stahlblechprofilen, die kunststoffbeschichtet sind. Das ist UV-bestaendig, begehbar und ich habe die Version gewaehlt, die auf der Unterseite eine Art von Filz zur Vermeidung von Kondensation traegt. Hier mal zwei Bilder, die ich gerade im Astrotreff-Fundus habe:


    Die groesse Sternwarte von innen (4m x 5.6m, vier Saeulen) :



    Die neue kleine Sternwarte (1.8m x 2.35m, eine Saeule) neben der grossen von aussen:



    Die Daecher lassen sich manuell aufschieben. Die grosse Sternwarte hat zwei Daecher, die bei geoeffnetem Dach aufeinander zu liegen kommen - ein grosses Dach waere beim Nachbarn gelandet, da mein Garten zwar lang, aber recht schmal ist.


    Eine kleine Betonmischmaschine und ein Schweissgeraet waren hier sehr hilfreich. Ich habe eine Menge gelernt. Unter Anderem, dass ich kein guter Verputzer bin (siehe Wand rechts zwischen Tuer und Schubkarre) und dass man sich beim Verlegen von schweren Gehwegsplatten einen Bizeps-Muskelfaserriss einhandeln kann.




    Okay, ist jetzt etwas lang geworden. Ich lasse es erstmal hierbei. Es gibt gewiss noch andere Fragen wie Sicherheit vor Einbruch/Vandalismus, Stromversorgung, Automatisierungsgrad. Es haengt auch von Deinen Faehigkeiten und Moeglichkeiten ab: Moechtest Du die Huette selber bauen, oder hast Du Beziehungen, oder soll es ein schluesselfertiges Fertigprodukt werden. Viele Ueberlegungen, die insgesamt zu einem Design fuehren, das verwirklicht werden kann.