Beiträge von tbstein im Thema „War Astrofotografie früher anspruchsvoller?“

    Hallo,


    ich denke, dass das Wort "anspruchsvoller" nicht wirklich den Kern trifft. Ich würde sagen "mühseliger" trifft es wohl besser. Dh. man musste damals ziemlich hohe Hürden überwinden, um überhaupt zu einem Ergebnis zu kommen, zumindest wenn man als Ergebnis ein vorzeigbares Foto sieht. Heutzutage ist die Eintrittsschwelle im Vergleich dazu sehr niedrig, hauptsächlich weil die Bildaufnahmetechnik sich extrem entwickelt hat. Früher waren die Unterschiede von Gut und Schlecht sehr von der "Kunstfertigkeit" des Fotografen und der verwendeten Fototechnik abhängig. Heutzutage unterscheiden sich die Ergebnisse bei handwerklich guter Ausführung nur noch wenig, hauptsächlich weil die Fototechnik bezüglich Empfindlichkeit nicht mehr viel Optimierungsspielraum hat, Quanteneffizienz fast 1 und extrem niedriges Rauschen, da unterscheiden nur Nuancen. Das Seeing und ein dunkler Himmel sind dann wohl eher die Qualitätskriterien.
    Die visuelle Astronomie dagegen ist meiner Ansicht nach ein Sonderfall, der Fels in der Brandung sozusagen. Am Detektor (Auge) ändert sich nichts, und ein guter Himmel sowie ein gutes und großes Teleskop, waren schon immer der Dreh- und Angelpunkt, außer man "Cheatet" mittels EAA ;)


    Wo geht es meiner Ansicht nach hin:
    - Teleskopgröße stagniert im Amateurbereich, 0,5m Apertur ist schon eine Ausnahme und entsprechend teuer
    - Kameratechnik entwickelt sich wohl eher in Richtung große Sensoren, bzw. Bildfelder und extrem schnelle Bildfolgen, bspw zur Kurzbelichtung, die eigentliche Empfindlichkeit ist wohl nicht mehr zu steigeren
    - Gemeinschaftsprojekte mit in Summe extrem langen Belichtungszeiten sind vllt. die Zukunft
    - Vllt auch Zusammenschlüsse von ambitionierten Amateuren in Bezug auf gemeinschaftliche Sternwarten in astronomisch gutgelegenen Regionen
    - die Goldgräberstimmung mit Zufallsentdeckungen von Kometen, Planetoiden, usw. gehören wohl der Vergangenheit an, spätestens wenn die Profis mit dem LSST (C.Rubin) den kompletten (Süd)himmel mit 24-25mag in 3 Tagen komplett abgrasen. Auf der Nordhalbkugel haben wir wohl noch etwas mehr Zeit und Supernovazufallstreffer wird es wohl noch weiter geben.
    - vllt. tritt auch die Amateur-Spektroskopie ein bisschen aus dem Schattendasein heraus


    Aber alles halb so wild, ich freue micht trotzdem über das schöne Hobby.


    Vg Tino