Beiträge von 03sec im Thema „War Astrofotografie früher anspruchsvoller?“

    Hallo Carsten und alle,
    ich erlaube mir mal das Thema etwas zu erweitern, wie Tino das oben schon angedeutet hat.
    Wie wird Amateur-Astrofotografie in 10 oder 20 Jahren gemacht? Wird sie überhaupt noch gemacht?
    Ich glaube ja und ich glaube es gibt ein paar neue Aspekte. Mal so als Brainstorming:
    CCD Kameras haben ausgedient, Cmos Kameras werden weiter entwickelt. Ein Ausleserauschen von unter 1 Elektron ist heute schon möglich. QE ist kaum noch zu steigern. Guiding gehört der Geschichte an, es werden möglicherweise schon direkt auf dem Chip die Bilder gestackt. Kurzbelichtung dann natürlich. Die Chips werden vllt. in Form von Kugelsegmenten gebaut werden und es lassen sich ganz neue Teleskopdesigns realisieren. Dann würde man ein Teleskop mit perfekt abgestimmter Kamera zusammen kaufen. F/3 wäre dann Standard vllt, auch 2,5 oder 2,0 oder so. Die Spiegel werden immer größer werden oder es wird einen Trend zum "Facettenauge" geben. Viele gleiche Teleskopspiegel nebeneinander deren Daten miteinander verrechnet werden. Nicht nur addiert, sondern intelligent verrechnet z.B. das schärfste der vielen Bilder dient als PSF zur Kalibrierung der anderen. Vielleicht gibt es auch bald eine Software die von vorne herein Abbildungsfehler selektiv aus dem Bild heraus rechnet. Aufnahmesoftwaren für Planeten zeichnen vllt. nur noch dann ein Bild auf, wenn es gut ist, das wäre vermutlich auch jetzt schon möglich.
    An den Erfolg von Gemeinschaftsbelichtungen glaube ich eher nicht. Zu sehr steht das "Werk" des Einzelnen im Vordergrund. Dafür wird es mehr Remote Teleskope geben so nach dem Motto "Klick and Play". Remote muss nicht Namibia sein, sondern vllt. in einem Sternenpark, in einer von zig vermieteten Parzellen oder ganz einfach auch im eigenen Garten. Ich glaube auch, dass sich Dobsons in der Astrofotografie durchsetzen werden. An Teleskopen in Umlaufbahnen wiederum nicht. Die Auswirkungen des Seeing werden vermutlich irgendwie reduziert, vermutlich eher schlecht als recht aber etwas bestimmt, und zwar durch Quasi-aktive und adaptive Optiken. Die Lichtverschmutzung wird als richtige Umweltverschmutzung anerkannt, nicht wegen uns paar Leuten sondern wegen der Insekten und wird (etwas) reduziert. Gleichzeitig wird es ganz neue Filter geben die viele sehr schmalbandige Durchlässe haben und so der Lichtverschmutzung (etwas) entgegen zu setzen haben. Der Belichtungsmarathon einzelner geht dabei sicher noch weiter. Satelliten stellen kein Problem mehr dar, sie werden "intelligent" erkannt und gar nicht erst aufgezeichnet. Vielleicht wird man auch Zugriff auf ehemaligen Profisternwarten bekommen, die als "Geschäftsmodell" ihre Belichtungszeit an Amateure verkaufen.
    Und wenn ich mal ganz, ganz weit in die Zukunft denke, dann brauchen wir nicht einmal mehr Spiegel. Die High-Tec-Sensoren liegen flach auf dem Boden und rechnen zu jedem Photon das herein kommt die Richtung aus, aus der es kommt und erstellen daraus ein Bild.
    Rumspinnen kann man viel, ich weiß.
    Was mich persönlich betrifft so liebe und hasse ich gleichzeitig meine kalten Finger und Füße, aber drauf verzichten geht auch nicht.
    Wenn es doch nur mal wieder dazu kommen würde :)
    Gruß,
    ralf

    Hallo Leute,
    ihr macht bei der Betrachtung einen wichtigen Fehler. Natürlich ist das heute alles viel einfacher zu einem Bild zu kommen, das man Laien zeigen kann oder im Vergleich zu den Fotos im chemischen Zeitalter. ABER: die Ansprüche sind ja auch andere geworden.
    Damals war ich stolz wie Oskar, dass ich den Zentralstern im Ringnebel sehen konnte und da war sogar noch ein Sternchen daneben. Das war der Hammer! wurde sogar veröffentlicht. Heute sehe ich das nach einer 1-sekündigen Belichtungszeit, aber wenn ich das Bild hier zeigen würde, dann würde keiner "Hammer" sagen. 1979 glaube ich war das, da wurde auf einer Tagung ausführlichst über ein Foto diskutiert auf dem Barnards-Loop zu erahnen war. Heute zieht das keinen Hering mehr vom Teller. usw. usw.
    Und ehrlich: ich mache kein Guiding (unter anderem), weil es mir zu kompliziert ist. Ein Astrofreund schafft es aber tatsächlich softwaremäßig seine Ausrüstung so zu steuern, dass er zwischendurch ins Bett gehen kann. Trefferquote 50%, also so ganz einfach scheint das auch nicht zu sein und statt am Leitrohr sitzt man heute am PC und kämpft sich durch PI durch.
    Die Dinge haben sich geändert, keine Frage, die Ansprüche aber auch.
    Viele Grüße,
    ralf