Beiträge von JSchmoll im Thema „Wer kann mir helfen?“

    Hallo Christopher,


    das sind ja gute Neuigkeiten mit dem 114er. Ein Geraet gleicher Groesse war mein erstes, durch das ich auch richtig was sehen konnte - nach einem 50er und 60er Refraktor, damals in den 1980er Jahren.


    Justierlaser hatten wir damals auch noch nicht. Und Du brauchst auch keinen, um die Optik zu justieren. Es ist komfortabel, einen zu haben, aber es ist keine Notwendigkeit.


    Hier eine Anleitung. Dein Teleskop hat ein Oeffnungsverhaeltnis von 8, oft auch als 1:8 geschrieben. Das heisst, dass die Brennweite (etwa) 8-mal groesser ist als die Oeffnung (wie die "Blende" in der Fotografie). Ein Newtonteleskop mit diesem Oeffnungsverhaeltnis ist einfach zu justieren, da sich kleine Fehljustagen nicht sehr stark auf das Bild auswirken.


    Grobjustage: Stelle Dein Teleskop so ein, dass es in den Tageshimmel schaut (NICHT in die Sonne!). Alternativ kann auch eine Wand oder Zimmerdecke herhalten. Wenn Du jetzt OHNE Okular durch den Okularauszug schaust, siehst Du ein diffuses Bild der hellen Wand/Decke oder des Himmels, in einem Kreis und mit dem Fangspiegel in der Mitte. Du kannst auch die Fangspiegelstreben (gern als "Spinne" bezeichnet) erkennen. Wenn Du mittig durch den Auszug schauend den Fangspiegel mittig im Bildkreis siehst, der durch den Hauptspiegel definiert wird, dann ist das gut. Siehst Du auch Dein Auge im Fangspiegel mittig, dann ist Dein Teleskop gut grobjustiert.


    Du kannst die Genauigkeit dieses Vorgehens steigern, wenn Du Dir ein Justierokular baust. In alten Zeiten waren Kleinbildfilm-Behaelter dafuer gut geeignet - aber die sind wegen der digitalen Revolution eher ausgestorben. Du koenntest ein Loch in den Staubschutzdeckel bohren, der normalerweise den Okularauszug verschliesst, wenn kein Okular drin ist. Oder irgendetwas Anderes finden, was dort hineinpasst und mit einer zentralen Bohrung versehen werden kann. Vielleicht ein Stueck Rundholz, oder ein Sektkorken, was sich immer findet.


    Schaust Du nun mittig (weiterhin ohne Okular) durch das Teleskop, und Du siehst den Fangspiegel nicht in der Mitte, dann musst Du mit den Druck/Zug-Schrauben den Hauptspiegel passend verkippen. Das sind die drei Schraubenpaare, die hinten herausschauen - eine Schraube ragt etwas heraus, die andere ist komplett eingedreht. Die eingedrehte Schraube bringt die Hauptspiegelzelle an den Tubus, die etwas herausstehende Schraube bildet einen Abstandshalter, der den Spiegel beim Festziehen der erstgenannten Schraube in eine definierte Stellung haelt. Durch Lockern einer Schraube und Anziehen der anderen kannst Du den Spiegel verkippen. Schaue danach, ob es besser oder schlechter geworden ist und mache weiter, oder mache die Schraubrichtungen rueckgaengig, je nachdem was Du siehst. Endziel ist, den Fangspiegel genau in die Mitte zu bekommen. Das klingt kompliziert, geht aber nach einigen Versuchen in Fleisch und Blut ueber.


    Hast Du das gemacht, muesstest Du Dein Auge (oder das Loch im Sektkorken oder was immer im Auszug steckt) im Fangspiegel sehen, der nunmehr in der Mitte des Hauptspiegels zu stehen scheint. Sieht das exzentrisch aus, hilft eine kleine Justage der Fangspiegelschrauben.



    Die Feinjustage erfolgt am Stern. Stelle den Stern mit dem Okular niedrigster Vergroesserung ein. Schaue, wo beim Unscharfstellen (wenn Du den Stern als Scheibe mit Schatten des Fangspiegels nebst Halterungen siehst) das Bild am symmetrischsten ist, wenn Du das unscharfe Sternbild im Gesichtsfeld verfaehrst. Nun versuche, diesen Bildbereich mit den Stellschrauben am Fangspiegel in die Bildmitte zu bekommen.


    So stellst Du sicher, dass der sogenannte "Sweet spot", der Bereich bester Abbildungsguete, in der Bildfeldmitte liegt. Du kannst diese Uebung mit hoeherer Vergroesserung wiederholen.



    Einmal richtig justiert, haelt die Justage fuer einen f/8-Newton normalerweise recht lange.


    Einen Justierlaser brauchst Du also nicht unbedingt.

    Hi Christopher,


    das sollte sich loesen lassen, wenn Du die Klemmschraube links loest. Vielleicht ist es schwergaengig.


    Wenn es zu schwergaengig ist, kannst Du die ganz unten im Bild sichtbare Konterung loesen. Das ist das Teil unter dem kleinen Teilkreis, mit dem Gewinde, wo die Gegengewichtsstange eingeschraubt wird. Allerdings hat die drei Madenschrauben, die durch Loecher erreicht werden. Typischwerweise Kreuzschlitz, manchmal Inbus. Die muessen etwas gelockert werden. Dann das Teil ein kleines Stueck linksherum drehen, um die Achse etwas zu lockern. Meist laesst sich dann die Deklinationsachse leichter drehen. Ist es zu locker, gibt es Spiel. Nach dem Finden der besten Position sind die Madenschrauben wieder anzuziehen, damit das Teil in Position bleibt.

    Hi Christopher,


    der Mars ist in seiner Beobachtbarkeit sehr variabel. Derzeit ist er sehr klein, und auch mit groesserem Geraet wenig lohnenswert. Im Oktober 2020 war das anders, da er in Opposition stand. Da Mars von den aeusseren Planeten am naechsten zur Erde steht, ist der Effekt des variablen scheinbaren Durchmessers am groessten.


    Gut, dass Du 31.8mm-Okulare hast. Ein langbrennweitiges Uebersichtsokular koennte Dir noch helfen. Meistens sind bei den einfachen Refraktoren nur billige Huyghensokulare dabei (durch ein H gekennzeichnet, z.B. H-20mm). Da gibt es schon guenstige 25mm-Okulare nach Ploessl beispielsweise auf Ebay, die das Geraet deutlich aufwerten. Die Brillianz der Abbildung z.B. offener Sternhaufen ist damit deutlich hoeher.