Beiträge von JSchmoll im Thema „Kaufberatung ES Apochromat 102mm vs. 127mm Öffnung“

    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Refraktoren zeigen Asti im Feld und keine Koma. Es sind keine Newton. Du verwechselt da offensichtlich etwas.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ich seh schon, ich bin doch halt kein Refraktorianer. Da muss ich wohl was verwechselt haben. Danke fuer die Korrekturen, auch an Roland bezueglich der Farbeffekte.


    Selber hatte ich solche Objektive mit individuell justierbaren Linsen noch nicht in den Fingern gehabt. Wohl hatte ich mal einen 150/1200er Vierlinser von Intane Optics, den jemand hier in UK importiert hatte. Das Objektiv hatte so ziemlich jeden Abbildungsfehler, den man sich ausdenken konnte. Da war aber auch nichts justierbar.


    (Nebenbei - als der Besitzer die Linse nach China retournierte und sein Geld zurueckhaben wollte, schickte die Firma chinesische Zolldokumente, die belegen sollten, dass 100% des Kaufpreises als Zollgebuehren eingezogen wuerden. Dumm nur, dass der Kunde jemanden kannte, der Mandarin konnte und das Formular uebersetzte - da stand dann nichts von dieser hohen Gebuehr ... der Kaeufer bekam sein Geld zurueck! "Nice trial", wie man in England sagt.).

    Hi Alex,


    wenn der Stern in der Bildmitte punktfoermig ist und das defokussierte Scheibchen beim Scharfstellen exakt rund zusammenlaeuft, dann ist das Fernrohr okay. Das sollte auch bei hoher Vergroesserung so sein, und an einem hochstehenden Stern solltest Du dann bei ruhiger Luft auch das Beugungsbild sehen: Ein winziges Scheibchen mit einem schwachen Ring drumherum.


    Hast Du in der Feldmitte einen Kometenschweif am Stern, der verschwindet, wenn Du den Stern in eine bestimme Richtung zum Feldrand bugsierst, dann hast Du Dezentrierkoma. Das laesst sich mit den Druck- und Zugschrauben herausjustieren.


    Ist das Bild eines Sterns in Fokusnaehe elliptisch und dreht sich die Ellipse beim Fokusdurchgang um 90 Grad, dann hast Du Astigmatismus. Das laesst sich zwar auf der optischen Bank mit etwas Tuefelei wieder korrgieren, waere aber ein Reklamationsgrund.


    Nun sind Refraktoren im Vergleich zu Spiegelteleskopen relativ gutmuetig, was Dejustage betrifft. Darueberhinaus ist es ja kein Kaufhaus-Billigteleskop, sondern etwas Hoeherwertiges. Von daher wird bei Dir mit grosser Wahrscheinlichkeit der erstgenannte Fall eintreten: Ein saubers Sternabbild, das in der Bildmitte am besten ist.


    So ein Sterntest ist also relativ einfach zu machen. Es gibt natuerlich auch hierueber Buecher (Suiter - Star test your telescope), aber auch ohne tiefer in die Optikmaterie vorzudringen, solltest Du relativ schnell Spreu von Weizen unterscheiden koennen.

    Hi Alex,


    ein Sterntest ist beim Fernrohrkauf sowieso angeraten, da sich hier instantan Fehler zeigen.


    Der Test ist sehr empfindlich.


    Der Stern muss punktfoermig erscheinen und er sollte (ausser beim Achromaten) keinen deutlich sichtbaren Farbhof haben.


    Bei hoher Vergroesserung sollte bei zenitnahen Sternen (--&gt; weniger atmosphaerische Einfluesse) bei gutem Seeing die Beugungsfigur sichtbar sein.



    Beim Fokussieren durch den Brennpunkt sollte das Sternbild in beiden Richtungen kreisrund auseinanderlaufen, wobei hier etwas Farbe sein kann.


    Ist der Stern zum Beispiel elliptisch, und dreht sich die lange Achse der Ellipse beim Fokusdurchgang um 90 Grad,
    dann ist das Objektiv astigmatisch und nicht in Ordnung.




    (PS: Geht es Euch auch so, dass man in diesem Thread sehr viel in Azimut scrollen muss?


    Habe deswegen kurze Saetze gewaehlt und oefters ENTER gedrueckt.)

    Ah, gerade erst gelesen, Achromatenoption.


    Ich hatte mal etwas vergleichbares, 120/1000mm Bresser Pulsar. Das war ein zweilinsiger Achromat, und ich hatte viel Spass mit dem Teil. Aber der Farbfehler ist sichtbar, und waehrend Planeten damit "gehen", ist es nicht wirklich ein Planetenteleskop. Mit hoeherer Vergroessung wird der Farbfehler sichtbarer, gerade bei hellen Objekten wie Planeten. Und das kostet Kontrast, der gerade in der Planetenbeobachtung erforderlich ist, um Details wahrnehmen zu koennen.


    Diese Geraete haben ihre Staerke in der Weitfeldbeobachtung - ein schoenes 2"-Weitfeldokular und Sternhaufen und Nebel erscheinen (im Rahmen der Oeffnung) sehr aethetisch.

    Hi Alex,


    Tragkraftangaben sind bei Montierungen immer mit Vorsicht zu geniessen. Im Unterschied zum Beispiel zu einem LKW oder Kran kommt es bei einer Montierung nicht nur auf die Teleskopmasse, sondern auch auf die Form an. Je laenger das Rohr, desto groesser der Hebel und desto wackliger das Bild, wenn man fokussiert oder der Wind am Rohr zerrt. Da ist ein kurzer Stummel deutlich besser montierbar als ein langer Stab, auch wenn letzerer duenner ist und genauso viel wiegt wie der kurze Stummel.


    Zum zweiten Punkt - persoenlicher Geschmack - da kann Dir keiner reinreden. Obwohl die Idee eines Zweitrohrs zur Wohnzimmerdekoration was hat - gefallen muss Dir das Instrument schon.


    Und wenn Du wirklich spaeter noch fuer Deepsky ein 8" SCT nachlegen willst, dann kannst Du dieselbe Montierung verwenden. Fuer Deepskytouren das SCT, fuer Mond- und Planetenbeobachtugen den Refraktor, der dann auch im Wohnzimmer auf der EQ5 residiert.


    Also ist die Option, nach dem Refraktorkauf noch was lichtsammelnderes auf die EQ5 zu setzen, immer noch gegeben.



    Ein Punkt noch zu den Triplett-Refraktoren: Da diese drei Linsen haben, sind sie relativ kopflastig. Der Tubus muss zum Balancieren weiter nach hinten geschoben werden als beim Zweilinser. Diese etwas klobigen Taukappen helfen bei diesem Problem auch nicht (ich haette sie kleiner im Durchmesser und dafuer laenger gebaut). Das bedeutet, dass der Okularauszug relativ niedrig liegt - insbesondere beim existierenden EQ5-Stahlrohrstativ. Hier bringt eine saeulenfoermige Stativverlaengerung Abhilfe (gibt es von Sky-Watcher, passt unten in die Stativaufnahme und oben in die EQ5-Basis), oder Du brauchst einen bequemen Beobachtungsstuhl, um sitzend zu beobachten.

    Vielleicht nochmal was ganz Anderes: Waere ein achtzoelliges Schmidt-Cassegrain eine Alternative?


    - passt gut auf eine EQ5
    - Einblick komfortabel von hinten
    - groessere Oeffnung zeigt mehr fuer Deepsky


    Nachteilig waeren fuer Langzeitbelichtung die hohe Systembrennweite von 2m (die sich aber mit Reducern verkuerzen laesst), und ein etwas geringerer Kontrast am Planeten. Das letztere Problem, das durch die Zentralabschattung besteht, wird aber durch die groessere Oeffnung wettgemacht. Auch ist das maximal erreichbare Gesichtsfeld aufgrund der hohen Brennweite geringer. Die Plejaden beispielsweise wuerden im 127er ED aesthetischer wirken als im 8" SCT.

    Hi Alex,


    eine EQ5 duerfte fuer den groesseren Refraktor schon etwas schwach sein, speziell aber wenn Fotografie angedacht ist.


    Mit grossflaechigen Objekten meine ich offene Sternhaufen, einige grossflaechige Nebel (die bei dunklem Himmel mit UHC-Filter beobachtbar werden, z.b. der Cirrusnebel im Schwan) und nahe Galaxien wie die Andromdagalaxie oder M33.


    Generell wirst Du Galaxien mit den angedachten Oeffnungen als Nebelfleckchen sehen, die die aus Fotos bekannte Form allenfalls erahnen lassen. Beispiel Whirlpoolgalaxie (M51) - sie erscheint als runder Nebelfleck mit einem weiteren Flecken daneben (NGC5195). Um die aus Fotos bekannte Spiralstruktur zu sehen, brauchst Du neben einem dunklen Himmel eine Oeffnung von 300mm oder mehr. Fotografisch, beispielsweise mit einer DSLR, zeigen sich die Spiralen schon nach ca. 30-60 Sekunden im Bild.

    Hi Alex,


    die groessere Oeffnung erlaubt zwar eine groessere maximale sinnvolle Vergroesserung, aber der Haupteffekt ist 25% hoeheres Aufloesungsvermoegen und 56% mehr Licht. Gerade Letzteres ist fuer Deep Sky entscheidend - wenn Du also wirklich mal Nebel und Galaxien beobachten moechtest. Wobei diese selbst bei 125mm noch sehr schwach rueberkommen. Waeren sie Dein Hauptinteresse, waere ein grosser Newton geeigneter. Was aber in einem Refraktor gut kommt, sind die grossflaechligen Objekte - dies insbesondere mit 2"-Okularen.


    Der groessere Refraktor hat natuerlich auch andere Anforderungen an die Montierung. Diese sollte gleichfalls groesser ausfallen. Denn wenn es wackelt, macht es nicht so viel Spass.


    Musst Du das Fernrohr weit transportieren, oder kannst Du von Zuhause aus beobachten. Faellt Dir das Tragen schwerer Lasten leicht? Auch diese praktischen Erwaegungen gilt es zu beruecksichtigen, um die richtige Teleskopgroesse fuer Dich zu finden.