Beiträge von klaus_160 im Thema „Koronograph von Kern Aarau und Carl Zeiss Jena“

    Diese Restauration ist schon sehr beindruckend! Und das nicht nur für das Instrument und die Montierung, sondern anscheinend auch für die Kuppel!


    Sehr schön, daß dieses historische Instrument wieder an seinem ursprünglichen Ort steht - ich werde dort sicher einmal vorbeischauen falls ich in die Nähe komme.

    Gibt es da eigentlich reguläre Führungen, oder kann/muss man sich dafür anmelden?


    Eine andere Frage die mich beschäftigt, ist, ob man mit dem restaurierten Gerät denn tatsächlich die Koronalinien beobachten kann wenn das Wetter paßt. Gibt es da schon einen Bericht dazu?



    Klaus

    > Jetzt habe ich erstmal die Originalversion in die Galerie gestellt und diese Bilder verlinkt.


    Danke!


    > Wie Du siehst, sind die Linien dunkel, also Absorption.


    Fuer die Protuberanzen und Korona wird man die Linien dann natuerlich in Emmision sehen - ihr habt also tataechlich noch (zu-)viel Streulicht. Da ihr ja die Na Linien sehen koennt, koenntet ihr eine Protuberanz einstellen (oder oder einfach den Sonnenrand abfahren), und dann solltet ihr die He D3 Linie sehen koennen, welche eigentlich in jeder hellen Protuberanz vorhanden ist. Die Linie ist ca. 50x-100x heller als 5303A, das gibt einen gute Idee davon was ihr zu erwarten habt.



    Nochmals vielen Dank fuer das Update, und ich bin schon gespannt auf weitere Neuigkeiten.




    Klaus

    OK, danke.


    Es steht in der Tat alles in Waldmeiers Buch, das hatte ich vergessen.



    Ich habe die Zeichnungen mal schnell vermessen, mit den Daten aus dem Buch kombiniert und damit das optische Model erstellt (soweit eindeutig moeglich).




    O1 habe ich als BK7 angenommen, D=120mm, 111mm mit Blende, auf ~80% abgeblended an der Lypt Blende = 90mm


    Feldslinse: W. schreibt 150mm Brennweite, aber Zeichnung sagt 150mm Abstand --> 140mm BW, auch aus BK7


    Abstand Feldlinse O3 = 205mm, System 1:1 und kollimiert (?) nach O3 --> Brennweite O3 ~210mm

    O4 ebenso da symmetrisch. Fuer beide habe ich Achromate aus dem Katalog genommen.



    Da O3=O4 ware die Uebertragung 1:1, aber durch die Feldlinse verschiebt sich das etwas, daher ist die effektive Brennweite des Systems 1412mm (und nicht 1500mm). Damit ergibt sich ein Offnungsverhaeltnis von 1412/90=15,7. Das haengt aber natuerlich von der genauen Oeffnung der Lyotblende ab.



    Es ist wichtig zu bemerken, dass das Design nicht telezentrisch ist (sieht man eigentlich schon an der Zeichnung). Daher kann man ein engbandinges Filter nicht fuer die Gesammtsonne verwenden. Da ihr aber den Okularteil kippen koennt, koennte man z.B. helle Bereiche seperat beobachten. Dagegen steht allerdings das Oeffnungsverhaeltnis, denn dass sollte f/#>25 sein.


    Ein normales 10A H-Aplha Filter geht jedoch ohne Probleme, auch fuer des ganze Gesichtfeld.



    Ein anderer Punkt ist dass das Design nicht beugungsbegrenzt ist. Airydisk ist 20mu, aber der geometrische RMS ist allein schon 13mu. Schwierig einen Strehlwert anzugeben, aber ich wurde auf 60-70% tippen. Problem ist hauptsaechlich SA und dann Asti. Ist aber kein Problem, denn die Spaltbreite ist Lt. W. 40mu fuer Gruen.




    Bin schon gespannt auf eure ersten Beobachtung, und wo man das Geraet besuchen kann.



    Klaus

    Nochmals danke fuer die Informationen!


    Gut, dass ihr mit h-alpha anfangen koennt - das ist gut zum ueben und viel leichter als die Korona.



    Zwei andere Fragen:


    - Hat das Teleskop einen 1.25" oder T2 Anschluss am Okularauszug (oder kann so umgebaut werden) - d.h. koennt iht modernes Zubehoer benutzen?


    - Habt ihr die optischen Daten fuer das Telekop (Zeichnung oder Linsen vermessen)? Ich waere sehr interessiert und wuerde das gerne mal in ein Optikdesignprogramm eingeben, um zu sehen wie gut die Leistung ist. Bei meinen Instrumenten ist z.B. die sphaerische Aberration der Einzellinse der massgeblich limitierende Faktor.



    Viele Gruesse,

    Klaus

    Vielen Dank fuer das Update! Bitte mehr davon, wenn ihr das naechste mal bobachtet habt!



    > Hallo neugieriger Klaus.


    :)


    Ich baue schon seit vielen Jahren Protuberanzenfernrohre und dazu gibt es schon einige Informationen in Buchform und im Internet, aber zu Koronographen findet man nicht viel. Daher (unter anderem) mein Interesse.



    Ausserdem interessieren mich historische Geraete - ich hatte z.B. einmal die Gelegenheit (waehrend meines Studiums) den 20cm Zeiss Koronagraphen auf dem Wendelstein fuer ein paar Tage zu benutzen.


    Wendelstein-Observatorium


    Dort habe ich dann auch zum ersten mal Protuberanzen gesehen, mit einem Filter, den man immer wider auf die Heizung legen musste, da er gealtert und daher nicht mehr auf H-alpha eingestellt war.

    Mit diesem Gerat kann man uebrigens auch ein Spektrum von ungefaehr 1m Laenge projezieren.



    > Nein, ich habe keine Linien im Spektrum gesehen. Lediglich Farben.


    Koennt ihr das gesammte Spektrum sehen oder nur einen Ausschnitt um die beiden Koronallinien herum? Falls ihr H-alpha sehen koennt, koenntet ihr ja erstmal mit den Protuberanzen anfangen welche ja viel heller sind.


    An meinem Geraet benutze ich manchmal einen SA-100 (https://www.rspec-astro.com/star-analyser/), aber da die Dispersion gering ist und ich keinen Spalt habe, kann ich meist nur h-alpha sehen, und an guten Tagen manchmal h-beta und He D3. Ein Spektrograph mit wesentlich hoeherer Dispersion war einmal in Planung, aber mein Filter ist viel einfacher zu benutzen und zeigt ja auch die gesammte Sonne.




    Viele Glueck beim naechsten Mal.




    Klaus

    Hi Matss, Klaus,


    selbstverstaendlich haben wir das Instrument zur Besichtigung, und noch viel wichtiger, zur Nutzung restauriert. Was soll das Ding denn in einer Ausstellung oder, schlimmer noch, in einem Keller? Da muss man durchschauen!

    Prima! Und herzlichen Dank für all die Arbeit, die ihr in dieses Intrument investiert habt! Es ist wirklich phantatisch, dass dieses verschollene historische Gerät wieder öffentlich zugänglich wird.


    Da macht das Bild der Korona, riesige Ausbrueche auf der Sonne und die Veranschaulichung der enormen Dimensionen sicher mehr her. Damit dabei jedoch niemand zu Schaden kommt, werden wir insbesondere bei Koronabeobachtungen sicherlich auf eine Kamera zurueckgreifen muessen. Da kann man sich sogar noch freuen, wenn es raucht und man das Phenomaen mit beiden Augen betrachten kann.

    Naja, natürlich ist Sicherheit das oberste Gebot, aber mit den richtigen Filtern von professionellen Anbietern ist das eigenlich kein Problem. Es gibt ja auch viele PSTs, Coronados etc., von der Baaderfolie ganz zu schweigen :)



    Wegen der Filter muessen wir erstmal sehen, was der Schweizer Berghimmel zeigt. Wenn man das dann durch Filter verbessern kann, werden wir das sicher in Betracht ziehen.


    Nun, ohne Filter werdet ihr auch an einem sehr guten Standort nur sehr selten die Korona sehen (falls überhaupt) - die Weisslichtkorona ist sehr schwierig. Mein 5303A Filter erhöht den Kontrast um ca. einen Faktor 10-30x, und selbst dann brauche ich guten Himmel um etwas zu sehen und sehr guten/excellenten Himmel, damit die Beobachtung eindrucksvoll wird.


    Aber ihr habe ja den Spektrographen, damit kann man ja Himmel und Gerät gut bewerten, und ausserdem hilft der grössere Bildmassstab mit dem grösseren Gereat ja auch.



    Haha, das Baumharz. Ja, das will in der Tat noch aufgebracht werden. Aber wir werden wegen der Praktikabilitaet wohl auch da auf etwas moderneres zurueckgreifen.


    Ich benutze das hier - einmal aufgetragen vor 2 1/2 Jahren und gut.


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    Ich fiebere schon dem langen Wochenende entgegen und hoffe auf gutes Wetter, damit der Koronagraph nun endlich eingesetzt werden kann. Das waere gewissermassen das First Light. Wenn's klappt, werde ich natuerlich berichten.


    Beste Gruesse

    Axel


    Bin sehr gespannt! Hoffenlich macht ihr Bilder von Intrument in Kuppel und auch vom Spaltbild. Hier koennt ih sehen, was auf der Sonne los ist (193A kommt meine Erfahrung 5303A am nächsten).


    https://sdo.gsfc.nasa.gov/assets/img/latest/latest_1024_0193.jpg


    Viel Glück!



    Klaus

    Hallo Axel,


    vielen Dank fuer das Update! Ich hoffe, dass das Geraet bald wieder in Bertrieb ist, und wie matss, dass man es auch besichtigen/damit beobachten kann! Hoffentlich ist es nicht zu weit von Muenchen entfernt ...



    Ueberlegt euch vielleicht auch, ob ihr nicht noch einen zusaetzlichen Filter fuer 5303A anschaffen wollt - diese Filter sind heute nicht mehr sehr teuer und geben ein schoenes Bild, das vielleicht fuer oeffentliche Fuerungen eindrucksvoller ist als das Spektrum.


    Recent Corona Observation with my new filter - Solar Observing and Imaging - Cloudy Nights
    Recent Corona Observation with my new filter - posted in Solar Observing and Imaging: I think it is time to give an update, even though this is still work in…
    www.cloudynights.com


    Temperature testing my new Corona filter, comparison with the old filter system and white light Prominences - Solar Observing and Imaging - Cloudy Nights
    Temperature testing my new Corona filter, comparison with the old filter system and white light Prominences - posted in Solar Observing and Imaging: As the…
    www.cloudynights.com




    Ausserdem bei der Restaurierung das Baumharz in der Taukappe nicht vergessen! :)


    Das funktioniert tatsaechlich (und ist bei niedrigen Standorten auch wirklich wichtig) - ich habe es mir von der Einleitung des Waldmeier Buches abgeschaut und benutze es bei meinem 50mm Geraet.





    Schoene Gruesse,

    Klaus

    >>>
    Das mit der Linsenreinigung hätte ich da gerne von dir etwas genauer
    erläutert. Worin siehst du da im Speziellen ein Problem? In Punkto "historischem Wert" oder der "Empfindlichkeit der Oberflächen" geschuldet?
    >>>


    Bei einer normalen Optik machen etwas Staub oder ein paar Kratzer praktisch nichts aus. Bei einem Kornagraphen, der etwas sehen will was ungefähr 100000x schwächer ist als die Sonne selbst, verhindert selbst ein kleinstes Stäubchen oder ein Kratzer die Boebachtung komplett.


    Das ist keine Therorie, sondern Praxis: wenn bei meinen Beobachtungen ein winziges Blütenstaubkorn auf meiner Linse landet, dann wird die Korona sofort vom Streulicht überstrahlt und unsichtbar. Staub kann ich reinigen, ein Kratzer macht die Linse permanent unbrauchbar (für die Korona).


    Der Punkt ist also, das die Anforderungen an des Gerät sehr hoch sind. Das Glas selbst ist nicht besonders empfindlich.


    > Falls ein Tradedy auftritt und die Linsenoberfläche beschädigt wird, kann es neu poliert werden, obwohl es dann nicht ganz die Arbeit von Andre Couder ist. Es könnte aber trotzdem wieder in Betrieb genommen werden.


    Das ist das, was ich mit „historischem Wert“ meinte – der wäre dann in diesem Falls stark reduziert. Außerdem ist das Polieren sicher nicht einfach, denn dies ist keine normale, handelsübliche Politur (also das, was man bei Edmund, Thorlabs und Co. Kaufen kann).



    > Hast du zu diesem Produkt mal einen Link?


    Ich bin zwar nicht Bart, aber ich denke er meint Kollodion.


    https://webari.com/oldscope/atspages/techtips.htm

    Sehr interessante Diskussion!


    Ich habe auch Interesse an dem Gerät, mußte mir aber leider eingestehen, daß es doch wohl eine Nummer zu groß für mich ist ...


    Trotzdem kann ich an anderer Stelle viellecht etwas Beitragen:


    >>>>>>>>>>>>>>>>>>
    Nur zum Verständnis meinerseits. Die Beobachtung der Corona erfordert eine bestimmte Höhe des Aufstellungsortes. Natürlich lassen sich mit solch einem Instrument gute Beobachtungen von Protuberanzen durchführen, was einen funktionsfähigen Blockfilter vorausgesetzt. Das gelänge auch auf Meereshöhe. Coronadaten zu sammeln ist so wie ich es verstanden habe eine ganz andere Sache. Bitte Korrigiert mich, wenn ich da falsch liege.


    Einen Aufstellungsort für die Öffentlichkeit Zugänglich ist somit relativ schwierig.
    >>>>>>>>>>>>


    Ich baue und benutze selbst solche Geräte (siehe z.B. hier: https://www.cloudynights.com/t…saw-the-corona-yesterday/ ). Große Höhe ist nicht zwingend erforderlich, klare Luft ist wichtiger. Natürlich steigen die Chancen dafür mit Höhe, ich habe aber auch z.B. in München schon viele Tage gesehen, an denen man bestimmt die Korona hätte beobachten können. Das hängt aber auch von den lokalen Bedingungen ab (München hat z.B. Fön).


    Die Korona (im Koronographen) ist visuell nicht sehr beindruckend, Protuberanzen machen da mehr her. Wäre trotzdem 'cool' das Gerät an einen guten Standort zu haben der manchmal Koronabeobachtung erlaubt, denn das wäre auf der Welt einmalig.


    Kurz gesagt, Standort allein sollte kein Auschlußkriterium sein.




    > Die Restauration traue ich mir zu, unter Zuhilfenahme meiner Kontakte und meiner eigenen
    > Fähigkeiten was die Restauration und Instandsetzung von Montierungen und Teleskopen angeht.


    Nicht auf Dich persönlich bezogen, aber zu diesem allgemeinen Punkt: Mechanik und Aufstellungsort sind sicher eine große Herausforderung, aber wo ich (noch mehr) graue Haare bekomme ist die Pflege der Linsen. Einmal falsch über das Objektiv gewischt und diese historische Stück ist für immer zerstört ...