Beiträge von agga im Thema „Koronograph von Kern Aarau und Carl Zeiss Jena“

    An alle, die hier ab und an reinschauen.


    --- Schlussbemerkung ---


    Am 10. Juni 2023 fand die offizielle Eröffnung des Astrophysikalischen Observatoriums Tschuggen - Arosa statt. Es waren alle Beteiligte, Unterstützer und Offizielle eingeladen. Die Sonne hatte leider nicht geschienen, aber immerhin hatte es nicht geregnet. Wir sind also am Ziel angekommen und glücklich.

    Wir wollen das Observatorium mit all seinen Geräten im Zustand von ca. 1980 zeigen und auch den kleinen Turm noch komplettieren. Der jetzige Zustand ist also in Wirklichkeit 'nur' ein Etappenziel.


    Es gibt auch schon eine Internetpräsenz. Unter AOT-Arosa.ch wird es in nächster Zukunft Informationen über das Observatorium, dessen Geräte, Geschichte und natürlich Führungstermine geben. Im Moment ist dort aber erst wenig zu sehen. Etwas Geduld braucht es noch.


    Ein hübsches Filmchen vom Tag vor der Eröffnung gibt es vom Schweizer Fernsehen : AOT im SF1 In Schweiz Aktuell um 19:00 Uhr ist der Beitrag zum Observatorium ab Minute 14:29 zu sehen.


    Das ist zu diesem Thema mein letzter Beitrag. Danke für's Reinschauen und Euer Interesse.

    Ich hoffe, ich kann den einen oder anderen bald auf dem Berg im AOT begrüßen.


    Beste Grüße

    Axel

    Falls jemand von Euch am Wochenende in der Südostschweiz ist, hier das Wetter.

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    Es ist übrigens auch Classic Car Wochenende in Arosa. Wer am Wochenende also noch nichts vor hat, das lohnt sich auf jeden Fall.


    Natürlich ist im Filmchen das Observatorium kurz vorgestellt. Franco Joos, Präsident der Astronomischen Gesellschaft Graubünden, ist im Interview mit Jessica Melcher vom Sender Südostschweiz.


    Ein sonniges Wochenende

    Axel

    Liebe Koronafreunde,


    das ehemalige Astrophysikalische Observatorium auf dem Tschuggen bei Arosa war die Außenstelle der Sternwarte in Zürich und der letzte Aufstellungsort des Kern-Koronographen. Dort war er zuerst auf der Zeiss-Montierung, später auf dem Zeiss-Koronographen montiert. Und genau dort steht er nun wieder.

    Über die Restauration hatte ich bereits vor einem Jahr berichtet. Bei den Besuchen in der Schweiz waren wir natürlich auch oft im Aroser Observatorium und haben uns gleich beim ersten Mal in die praktisch komplett erhaltene Anlage verliebt. Sofort war klar, dass der Kern wieder hierher gebracht werden muss. Zu unserem großen Glück waren von Anfang an die richtigen Personen dabei, sonst wäre es sicher bei einem Traum geblieben.


    Beim ersten Betreten des Observatoriums trauten wir unseren Augen nicht. Dort waren ein fast kompletter Zeiss-Koronograph mit montiertem Littrow-Spektrograph und Leitrohr vorhanden. Der Objektivdeckel war schwergängig und stand sicher deswegen die letzten 40 Jahre lang offen. So hatte sich eine Schicht aus Staub und Pollen darauf abgelagert. Nicht schön, aber das lässt sich einfach beheben. Die Nachführung surrte beim Einschalten sofort los. Die Grobbewegung ließ sich auch in beiden Achsen bedienen. Selbst die Feinbewegung gehorchte auf die entsprechenden Rädchen. Eine Kegelblende war eingesetzt, und so wurde selbst durch die völlig verschmutzte Optik bei der Ausrichtung auf die Sonne eine rote Farbe am Spektrographen sichtbar. Uns klappten die Unterkiefer vor Erstaunen runter.


    Aber es gab noch mehr zu entdecken. Durch den Keller hatten wir Zugang zum Horizontalteleskop mit 30 Metern Brennweite. Ein Coelostat spiegelt die Sonne durch das einlinsige Objektiv, welches wiederum die Sonne auf einen Spalt fokussiert. Auch hier war die Nachführung der Spiegel intakt und wir hatten am anderen Ende des Ganges ein stillstehendes Bild. Sogar Sonnenflecken waren sichtbar.


    Auf der Hinterseite des Spaltes befindet sich ein weiterer Gang, welcher das Spektrometer enthält, ein 12,5m-Objektiv mit Gitter dahinter. Also wieder Littrow-Anordnung. Also auch hier die Haube runter und den Spalt eingestellt:


    Wahnsinn! Ich stand im Spektrum der Sonne. Sogar tausende Linien waren sofort zu sehen.


    Doch der Spalt barg noch weitere interessante Details. Dieser ist mit einem Kreuzschlitten versehen, auf dem oben, unten, links und rechts Fotodioden montiert sind, welche den Coelostaten steuern können. Mittels Computer und Steuerleitstand (würde man heute sagen) konnte so das Bild der Sonne auf dem Spalt positioniert werden. Der Computer ist ein Apple II und wurde etwa 1984 von einem Diplomanden für diese Aufgabe programmiert. Der Leitstand wurde nach seiner Auslegung gebaut. Auch diese Einrichtung scheint komplett. Dieser Teil ist jedoch der einzige, den wir noch nicht getestet haben. Da gibt es also noch Arbeit.


    Im kleinen Turm, vom Gang des Horizontalteleskopes abzweigend, bot sich uns zu unserem Erstaunen leider nur eine leere Betonsäule. Das war das Fundament eines dritten Gerätes, welches aber bei Aufgabe des Observatoriums abgebaut wurde.


    Nun sind wir also Betreiber eines Sonnenobservatoriums. Viele Kleinigkeiten sind noch zu erledigen. Jedoch kann die prinzipielle Funktion aller Instrumente gezeigt werden, Sonne selbstverständlich vorausgesetzt.

    Ein Glücksfall, der mit der Verkaufsanzeige des Kern-Koronographen von Thomas Spahni begann. Niemals hätte ich mir träumen lassen, am Ende ein komplettes Observatorium zu erwerben.


    Zum Schluss noch ein paar Dinge:

    Eigentümerin des gesamten Objektes ist weiterhin die Bürgergemeinde Chur. Mieterin ist die Astronomische Gesellschaft Graubünden. Die Aalener Astronomische Arbeitsgemeinschaft beteiligt sich an der weiteren Restauration und dem Betrieb des Observatoriums. Damit wir eine ordentliche Eröffnungsfeier machen können, bedarf es noch etwas Planung. Daher zielen wir auf den Saisonbeginn im nächsten Jahr. Besuche sind ab sofort möglich. Führungen mit geplantem Programm gibt es allerdings erst nach der Eröffnung.


    Sonnige Grüße

    Axel

    Liebe Coronainteressierte,

    ich kann es endlich verkünden. Der Vertrag ist schon vor einiger Zeit unterzeichnet und nun haben wir gestern auch den Schlüssel bekommen. Einige Umbauarbeiten mussten noch erledigt werden. Diese sind auch abgeschlossen. Und nun sind wir offiziell Mieter und Betreiber des ehemaligen Sonnenobservatoriums Arosa.

    Für alle Neugierigen sei kurz noch gesagt, dass der Kern-Koronagraph, worum es original hier im Thread geht, wieder an seinem letzten Aufstellungsort installiert ist. Das ist der seit 1965 in Betrieb genommene Zeiss Helio-Spektrograph. Auch der ist praktisch einsatzbereit. Weiterhin ist auch der Coelostat mit Horizontalteleskop im Prinzip funktionstüchtig.

    Es ist also ein komplettes Sonnenobservatorium, wie es etwa 1965 Stand der Technik war und damals noch zu Forschungszwecken gebraucht wurde. Danach wurde es umgebaut und bis etwa 1980 noch zu anderen Zwecken als der Koronaforschung gebraucht. In diesem Zustand haben wir es vor anderthalb Jahren vorgefunden und wollen es so erhalten und betreiben.

    Ein Traum.

    Ich werde in den folgenden Tagen die Fotos sichten und einen kleinen Bericht zusammenstellen. Gern antworte ich auch auf Fragen.

    Sonnige Grüße

    Axel


    PS

    Danke für Eure Geduld und das Interesse.

    Nochmal kurz eine Zwischenmeldung:


    Klaus: Nein, Protuberanzen oder sogar Emissionen aus der Korona sind uns noch nicht gelungen. Wir waren am 16./17. Juli wieder auf dem Berg. Aber das Wetter war wieder einmal warm und es war schon am Morgen nichts zu machen, weil so viel Dunst war. Immerhin war es von den Temperaturen her zu ertragen. In der gesamte Voralpenregion herrschten ja teilweise Temperaturen um die 40°C, auf dem Berg dagegen angenehme 25. Allerdings merkt man die dünnere Atmosphäre bereits deutlich an der stärkeren Strahlung der Sonne.


    Ich hatte ja schon geschrieben, dass wir uns in einem bestehenden Objekt eingemietet habe. Ja, es handelt sich da um ein Observatorium, dass der Öffentlichkeit normalerweise nicht zugänglich ist. Das war jedenfalls bisher der Fall und wir wollen und werden das ändern.

    Dort sind nun auch andere Instrumente vorhanden. Und die galt es auszuprobieren. Das war auch ein Grund, weswegen wir für Beobachtungen keine Zeit hatten.


    Wann es den nächsten Termin im Observatorium geben wird, ist noch nicht entschieden. Aber wir bleiben dran.


    Beste Grüße

    Axel

    Hallo in die Runde,

    ich wollte nur kurz vermelden, dass wir wieder einen großen Schritt gemacht haben. Ich möchte aber noch die Meldung von der offiziellen Schweizer Stelle abwarten, bevor ich hier mit Details und Bildern aufwarte. Natürlich werde ich dann auch auf diese Meldung hinweisen, damit Ihr alle nichts verpasst.

    Grüße und ein schönes Wochenende.

    Hallo Klaus,

    ich hatte schon die Meldung, daß die Bilder nicht angezeigt werden. Das kann ich nachvollziehen, wenn ich nicht angemeldet bin. Jedoch sehe ich die Bilder, wenn ich mich angemeldet habe.

    Jetzt habe ich erstmal die Originalversion in die Galerie gestellt und diese Bilder verlinkt. Nun braucht es noch eine gescheite Vorschau.


    Wie Du siehst, sind die Linien dunkel, also Absorption.


    Grüßle

    Axel

    Guten Abend,

    Es war wiedermal ein langes Wochenende und sehr schönes Wetter in den Schweizer Bergen. Erträglich warm und sonnig. Dazu abends sehr nette Gesellschaft im Hotel und lecker Essen .

    Diesmal lag das Hauptaugenmerk auf der Funktion des Koronagraphen. Und so konnte ich nach systematischer Einstellung aller Rädchen und Knöpfchen auch endlich Linien im Spektrum sehen.

    Zuerst hatte ich das 'rote' Prisma eingebaut und konnte nach etwas Probieren auch schnell die Wasserstofflinie sehen. Hurra, das ganze Ding funktioniert also noch. Der Koronagraph liefert Licht bis auf den Spalt und das Spektroskop, senkrecht zum Sonnenrand eingestellt, macht ein schönes buntes Band. Wenn dann die Spaltbreite gering eingestellt ist und der Fokus stimmt, kann man visuell viele Linien entdecken.

    Leider gibt ist es enorm schwierig, mit dem Mobiltelefon gleichzeitig eine gute Position und den richtigen Winkel zu treffen, dann zu fokussieren und abzudücken. Daher habe ich von der H-alpha-Linie kein geeignetes Bild. Aber hier mal die Natrium-Doppellinie, sehr schön getrennt.



    D-Linie (Original)


    Das Prinzip ist also bewiesen und nun soll auch das 'grüne' Prisma rein.

    Da die Mitte laut Waldmeier bei 5300 Ångström liegt, habe ich also mal diese Mitte eingestellt. Leider sind mir die Linien im Grünen nicht geläufig. Aber es fällt schnell das Magnesium-Triplett auf. Auch das mußte ich erstmal nachschauen, aber die Konstellation ist eindeutig zu identifizieren. Mithilfe von Vergleichen findet man auch die Linie des neutralen Eisens bei 5270 Ångström. Damit hatte ich also eine Orientierung und habe diese beiden Linien im folgenden Bild markiert. Ausserdem habe ich den Schatten markiert, an dessen rechtem Rand ich die Linie des misteriösen Coroniums vermute.



    Linien im Grünen (Original)


    Vielleicht hat jemand der Leser eine Software zur Erkennung der Frequenzen und kann meine Vermutung bestätigen oder widerlegen.


    Am Ende hat sich gezeigt, wie sauber der Himmel sein muss und wie empfindlich die Beobachtung darauf reagiert. Weil es seit Tagen recht heiß war und somit auch viel Wasser in der Luft war, konnte ich leider nicht mehr erreichen. Und das Telefon sieht nochmal weniger, als das Auge. Aber der Anfang ist nun gemacht.


    Sonnige Grüße

    Axel

    Hallo Klaus,

    mit den genauen Maßen kann ich leider nicht dienen. Ich habe gerade nochmal nachgeschaut, ich habe viele Einzelteilzeichnungen mit Maßen und auch eine Gesamtzeichnung, Zusammenbauzeichnung würde man heute sagen. Die ist aber leider ohne Maßangaben. Die Zeichnung ist auch damals schon offensichtlich in der Werkstatt genutzt worden. Sie hat Öl- und Schmutzspuren, Knicke und Risse. Das ist ein vorzügliches Zeitdokument, hilft uns aber hier leider nicht weiter. Ausschnitte aus dieser Zeichnung findest Du in Waldmeiers Buch unter dem Link weiter oben. Ohne Öl.

    Leider sind auch die Okulare nicht erhalten, jedenfalls liegen die uns nicht vor. 1 Zoll-Okulare sollten da aber adaptierbar sein. Eine Zeichnung legt diese Größe nahe.

    Das Spektroskop ist jedoch vollständig und funktionstüchtig.


    Grüße

    Axel

    Hallo Klaus und alle Mitleser,


    die Dispersionsprismen des Zeiss-Spektroskopes haben ihre zentralen Wellenlängen bei 5300Å und 6400Å, also speziell für die rote Linie bei 6374Å und die grüne Eisenlinie bei 5303Å hergestellt. Wenn man die Prismen schwenkt, kann man insgesamt von Tiefrot bis Blau alle Farben sehen. Der Anfang ist also gemacht. Beim nächsten Mal klappt es bestimmt. Entgegen meiner früheren Behauptung gibt es hier eine praktische Anleitung nebst Beschrieb zum Gerät von Waldmeier selbst:

    Die Sonnenkorona


    Inzwischen kann ich auch einen ordentlichen Entwurf des Vertrages melden. Der scheint auf den ersten Blick sehr ordentlich und annehmbar. Jetzt muß der nur noch durch alle 'Gegen'-Parteien abgenickt werden. Dann kann ich hoffentlich endlich die Katze aus dem Sack lassen. Und da es sich bei den Nickenden (keine Gendersprache!) um meine Mitstreiter handelt, bin ich guter Dinge, dass das nicht mehr allzu lange dauert.

    Zielgerade also.


    Grüßle

    Axel

    Hallo neugieriger Klaus.

    Recht so, frage ruhig.


    Nein, ich habe keine Linien im Spektrum gesehen. Lediglich Farben.

    Dafür gab es einen Muskelkater vom täglichen Aufstieg, einen kleinen Sonnenbrand vom wolkenlosen Freitag. Wir habe Alpenenzian und Schneeenzian gesehen und die Murmeltiere beobachtet. Nebenbei natürlich.

    Beim nächsten Mal müssen wir eine ganze Woche auf dem Berg verbringen und sollten uns ausschließlich um die Funktion des Koronagraphen kümmern.


    Und ich habe gespürt, wieviel Energie der Kegel abbekommt. Der reflektiert zwar den größten Teil, wird aber doch immer noch gehörig heiß.


    Eigentlich war ja geplant, den Mechanismus der Dachöffnung am Donnerstag zu reparieren und den Rest des Wochenendes der Beobachtung zu widmen. Aber wie das eben so ist, hat die Reparatur bis Samstagmittag gedauert. Seil durchführen, spannen, dann die Befestigungspunkt für das Dach justieren, einmal hin- und herfahren, nachspannen, dann rausklettern und das runtergesprungene Seil neu auflegen, wieder spannen usw. Das haben wir gehörig unterschätzt. Und natürlich muß das Dach jede Nacht geschlossen und gesichert sein.

    Sonntag war dann typisches Bergwetter, erst Regen, dann Schnee. Und so hatten wir nur kurze Pausen während der Reparatur, um mal einen schnellen Blick durch den Koronagraphen zu wagen.


    Wie gesagt, der nächste Einsatz gilt allein der Funktion des Koronagrahpen.


    Grüßle

    Axel

    Hi Matss, Klaus,


    selbstverstaendlich haben wir das Instrument zur Besichtigung, und noch viel wichtiger, zur Nutzung restauriert. Was soll das Ding denn in einer Ausstellung oder, schlimmer noch, in einem Keller? Da muss man durchschauen!


    Wir wollen versuchen, den Koronagraphen soweit wie moeglich im Originalzustand zu betreiben. Dabei wird die spektroskopische Beobachtung der Korona ein kleiner Teil sein. Wenn der Besucher aber einmal Linien zwischen den Farben gesehen und deren Herkunft verstanden hat, ist es sicher bei den meisten mit dem Staunen vorbei. Da macht das Bild der Korona, riesige Ausbrueche auf der Sonne und die Veranschaulichung der enormen Dimensionen sicher mehr her. Damit dabei jedoch niemand zu Schaden kommt, werden wir insbesondere bei Koronabeobachtungen sicherlich auf eine Kamera zurueckgreifen muessen. Da kann man sich sogar noch freuen, wenn es raucht und man das Phenomaen mit beiden Augen betrachten kann.

    Wegen der Filter muessen wir erstmal sehen, was der Schweizer Berghimmel zeigt. Wenn man das dann durch Filter verbessern kann, werden wir das sicher in Betracht ziehen.

    Haha, das Baumharz. Ja, das will in der Tat noch aufgebracht werden. Aber wir werden wegen der Praktikabilitaet wohl auch da auf etwas moderneres zurueckgreifen.


    Ich fiebere schon dem langen Wochenende entgegen und hoffe auf gutes Wetter, damit der Koronagraph nun endlich eingesetzt werden kann. Das waere gewissermassen das First Light. Wenn's klappt, werde ich natuerlich berichten.


    Beste Gruesse

    Axel

    Mahlzeit Klaus,


    es freut mich, dass Du fragst.

    Ja, es gibt Neuigkeiten. Aber verraten will ich erst etwas, wenn das mit den Kollegen abgesprochen ist. Und das nächste Treffen ist für das lange Wochenende um Christi Himmelfahrt vorgesehen.


    Die ganze Geheimniskrämerei ist normalerweise nicht so meine Sache. Aber es mischen eben verschiedene Leute mit, Vereine und auch sonstige Organisationen. Die wollen alle bedacht werden. Ich für meinen Teil würde gern mehr erzählen.


    Dass die Aufstellung in der Schweiz sein wird, habe ich ja bereits vor einiger Zeit geschrieben. Wir haben uns natürlich keine eigene Sternwarte, will sagen, Observatorium, gebaut, sondern mieten uns gewissermaßen in ein bestehendes Objekt ein. Da gibt es natürlich etwas Regelungsbedarf. Und eben dafür ist ein Vertrag nötig. Dabei sieht man, dass auch die Schweizer Mühlen langsam malen können. Aber wir sind auf einem sehr guten Weg, allein das Schriftstück fehlt noch.


    Wir werden also am Wochenende wieder auf den Berg kraxeln. Der Koronagraph ist dort schon montiert und kann im Prinzip auch betrieben werden. Das Dach braucht noch etwas Liebe, damit man es auch ohne Kletterei vom Boden aus wieder öffnen und schließen kann. Die Nachführung tut auch. Speziell die ist ja wichtig, weil die Abdeckung der Sonne nur wenig mehr als 100% beträgt. Also sollten wir endlich mal eine Sonnenfinsternis machen und auch ein Spektrum sehen können.


    Natürlich wird es Bilder geben. Hoffentlich bereits in ein paar Tagen.


    Bis dahin.

    Beste Grüße

    Axel

    Lieber Emil,


    ich muß nun nochmal auf Deinen Beitrag vom 10. Januar zurückkommen.


    Wir haben uns ja nun im Laufe der Restaurierung auch etwas mit der Geschichte des Koronagraphen und des Observatoriums in Arosa beschäftigt. Auch haben wir einen ausgezeichneten Kontakt zu einigen ehemaligen Mitarbeiten der Firma Kern und dem Stadtmuseum in Aarau.

    Alle wissen nichts von einer Strafanzeige. Diese wurde unter Umständen einmal erwogen, als man nicht über den Verbleib des Koronagraphen informiert war. Dazu kam es aber unseres Wissens nie. Der Brief, an den Du Dich zu erinnern meinst, ist möglicherweise der, den Waldmeier nach seinem Ausscheiden aus der ETH an die Firma Kern schrieb. Der findet sich auf den Seiten des Stadtmuseums Aarau, wo auch ein kurzer Abriß der Geschichte des Koronagraphen dargestellt ist.


    Matss, ist es möglich, die Bilder im Thread wiederherzustellen?


    Allen ein schönes Wochenende

    Grüße

    Axel

    Liebe Korona-Interessierte,

    oder solche des Koronagraphen.


    bereits In der vergangenen Woche war endlich die Überholung des Koronagraphen mitsamt Säule und Montierung erledigt worden. Vier bis fünf Personen haben von Montag bis Donnerstag daran gearbeitet und jetzt sind praktisch alle Teile in einem einsatzfähigen Zustand.


    Den Sucher hatte ich ja mit zuhause. Die Optik ist nun klar und das Rohr sieht auch aus wie neu.


    Der Koronagraph wurde fast komplett zerlegt. Das Aluminiumrohr hat einen neuen Anstrich bekommen. Die Optik wurde gereinigt und die Mechanik gesäubert und leicht geschmiert.

    Ich habe ja als Zeissianer die durchaus etwas arrogante Meinung, daß man uns Optik und Mechanik erstmal nachmachen muß. Aber was ich dort gesehen habe, ist ein Meisterwerk der Feinmechanik. Was Kern vor 80 Jahren gebaut hat, ist einfach klasse und erfreut das Mechanikerherz. Der 'Okularauszug' am Koronagraphen muß ja zunächst für eine scharfe Abbildung der Sonne sorgen. In diesem Fokus wird die Sonnenscheibe mittels Kegelblende ausgespiegelt und die Feldlinse, in der die Blende sitzt, leitet das Licht weiter. Um nun z.B. den Spalt des Spektroskops auf einen bestimmten Bereich der Korona zu richten, kann man nicht einfach das Rohr schwenken. Dadurch würde ja die Sonne die Blende verlassen. Es wird vielmehr mittels einem Kugelgelenk das Spektroskop um den Fokus geschwenkt. Das Spektroskop selbst kann dann nochmals axial rotiert werden, so daß die Korona an jedem Punkt radial oder tangential ausgewertet werden kann.




    Die Säule ist ja in zwei Teile unterteilt. Beide haben wir nach Reinigung und Teillackierung am Ende aufeinandergestellt und auch das Achsenkreuz aufgesetzt. Mann war das Ding groß. Und schwer! Wir brauchten einen Flaschenzug und zwei Leute zum Ziehen. Am Ende hatte leider die Raumhöhe nicht ganz ausgereicht, daß wir auch noch das Rohr hätten montieren können. Aber die Erscheinung ist sehr imposant. Und trotz der ca. 500kg wirkt sie doch recht grazil.

    Ein paar Schrauben und Stifte müssen nun noch besorgt werden, damit das Instrument final aufgestellt werden kann. Aber das sind Kleinigkeiten.


    Wir arbeiten weiterhin an der vertraglichen Absicherung für die Aufstellung. Eine mündliche Zusicherung haben wir bereits. Jetzt gibt es nur noch das berühmte Kleingedruckte zu klären.

    Natürlich hat die Aalener Astro AG keine Möglichkeit, ein solches Gerät in der Schweiz aufzustellen. Und auch die AGG hat ihre Station Mirasteilas auf nur knapp 800 Metern. Also brauchen wir einen Partner, bei dem der Aufstellungsort wesentlich höher liegt.

    Das Jungfraujoch hatte ja Waldmeier schon damals mit eben diesem Koronagraphen besucht und war begeistert. Aber das liegt leider außerhalb unserer Möglichkeiten.

    Jedoch werden wir fast so gut.

    Ihr könnt ja Vorschläge machen, wo man dieses Instrument aufstellen könnte. Vielleicht ist ja der tatsächliche Ort dabei.

    Ich werde ihn aber immer noch nicht verraten.



    Es soll aber definitiv dieses Jahr noch werden.

    Versprochen.

    Grüßle

    Axel

    Hallo Matss,


    leider kann ich eben das erst mitteilen, wenn alles in trockenen Tüchern ist. Wir arbeiten an einer wirklich tollen Lösung. Aber habt bitte noch ein wenig Geduld. Ich muß mich selbst auch zügeln.

    Dann gibt's aber auch schöne Bilder. Versprochen.


    Jetzt hoffen wir erstmal auf gutes Wetter für den Donnerstag. Wohl dem, der eine laaaaaaange Mittagspause hat oder gar im Heimbüro arbeiten kann.


    Grüße und einen schönen Abend

    Axel

    Guten Abend,


    wie schon vor einigen Wochen geschrieben, ist der Koronograph verkauft. Da zu dieser Zeit noch nicht klar war, was genau mit dem Gerät geschehen soll, obgleich konkrete Absichten vorhanden waren, hatte ich zunächst auch mit Details gespart. Nun haben sich die Pläne konkretisiert und es sieht auch ganz gut aus, dass diese Pläne auch umgesetzt werden können. So kann ich also weiter berichten, werde aber wiederum nur soviel bekanntgeben, wie auch gesichert und belastbar ist. Zum Einen, damit ich nicht die Pläne durchkreuze, zum Anderen, damit niemand unter Druck gerät.

    Beim Erscheinen der Anzeige haben sicher einige Leute damit geliebäugelt, das Gerät selbst zu restaurieren und dann öffentlich aufzustellen. Das bringt natürlich sofort einige Probleme auf den Tisch. Zunächst muß das Gerät aus der Schweiz abgeholt werden. In jede Richtung muß man dabei über eine EU-Außengrenze und muß den (Schätz-) Wert verzollen. Dann muß das Gerät instandgesetzt werden, wozu es Platz und evtl. auch Maschinen bedarf. Drittens soll das Gerät nach Möglichkeit wieder betrieben werden, was einen geeigneten Standort voraussetzt. Es ist daher offensichtlich, dass der Koronograph am besten in der Schweiz bleibt. Dazu muß keine Grenze überquert werden, es gibt genauso Astroverrückte und eine feinmechanische Industrie (oder begabte Amateure) und es gibt ungleich mehr Orte, die günstig für die Aufstellung sind. Und so wurde schnell klar, dass der Aalener Astroverein, in dem ich Mitglied bin, selbst mit Zeiss im Rücken, diesen Koronographen nicht erwerben wird. Trotzdem wollen wir, die Astronomische Arbeitsgemeinschaft AAlen bei der Restaurierung und auch beim späteren Betrieb tatkräftig unterstützen.

    Thomas Spahni hatte bereits bei Bekanntgabe des Verkaufes Kontakt mit Aldo Lardelli von der Studiensammlung Kern im Stadtmuseum Aarau Kontakt aufgenommen. Er wiederum hatte mit mir, und wir dann später auch mit Franco Joos von der AGG Kontakt.

    Erwerber des Koronographen (bestehend aus Koronograph, Montierung auf Säule, Spektroskop) ist am Ende per Vertrag die AGG, also die Astronomische Gesellschaft Graubünden. Siehe auch meinen vorherigen Beitrag.

    Mit vereinten Kräften haben wir im März alle Einzelteile aus dem Wohnhaus von Thomas Spahni abgeholt und in Chur zunächst gelagert. Immerhin sicher mehr als eine Tonne Säule, Achsenkreuz und Gewichte. Auf den ersten Blick waren alle Teile komplett und die Mechanik ließ sich sogar nach 40 Jahren Stillstand wieder bewegen.

    Mitte Mai war erneut ein Termin angesetzt. Diesmal sollte der Zustand begutachtet werden.

    Natürlich müssen alle optischen Einzelteile gründlich gereinigt werden. Wie es mit der Qualität der Optik aussieht, soll der Probebetrieb zeigen. Auch die Mechanik muß gesäubert und geschmiert werden. Faszinierend war aber, dass sich ausnahmslos alle Triebe, Lager und Zahnräder bewegen ließen. Kein Klemmen oder verharztes Fett.

    Einzig ein Adapter zwischen Achsenkreuz und Koronograph muß neu hergestellt werden. Der ist wohl schon bei der Rettung aus der Werkstatt der ETH oder sogar noch früher verlorengegangen.

    Leider gibt das Zeissarchiv in Jena praktisch nichts zum originalen Teleskop an die ETH her. Alle Aufzeichnungen sind dem Krieg oder späteren 'Konsolidierungen' zum Opfer gefallen. Einzig Briefe zu Verhandlungen über technische Details und den Kaufpreis sind erhalten.

    Die Studiensammlung Kern im Stadtmuseum Aarau ist hingegen eine gute Fundgrube für Details zum Koronographen. Wir durften von allen Einzelteilen bis zur Zusammenbauzeichnung viele hilfreiche Unterlagen einsehen.

    Für Mitte Juli ist dann endlich die eigentliche Restaurierung geplant. Wir werden versuchen, am Ende das Achsenkreuz mit dem Koronographen und dem Spektroskop zu montieren und zu bewegen. Dazu soll das Achsenkreuz auf eine Palette gestellt werden. Die Säule braucht man dafür nicht. Leider fehlt dann jedoch die nötige Höhe, damit die Gewichte das Uhrwerk in Bewegung setzen. Aber hier geht es zunächst um die Vollständigkeit. Eine Funktionsprüfung mit Justage der Geschwindigkeit usw. ist erst am endgültigen Aufstellort vorgesehen.

    Wir haben uns dafür entschieden, den jetzigen Zustand zu konservieren. Wir werden also insbesondere den Anstrich nicht erneuern und fabrikneu herstellen, sondern nur an solchen Stellen retouchieren, wo es unbedingt nötig ist. Einzig des Zeiss-Leitrohr ist in einem Zustand, den man nur noch mit einer kompletten Neulackierung instandsetzen kann. An zu vielen Stellen ist Farbe abgeblättert.

    Auffällig ist, daß beim Umbau von Zeiss-Refraktor auf Kern-Koronograph die Säule und das Achsenkreuz dieselbe Farbe erhalten haben, die auch der Koronograph hatte. Nur an einigen wenigen Stellen ist das originale Zeiss-Grau erhalten, allesamt aber nicht sichtbar.

    Nach erfolgreicher Restaurierung ist der erste öffentlich Betrieb für das nächste Frühjahr angestrebt. Möglicherweise können wir aber noch in diesem Jahr alle Teile an den angedachten Platz transportieren, montieren und einen Probebetrieb durchführen.

    Sobald der Aufstellort endgültig feststeht, werde ich auch darüber berichten.


    Beste Grüße

    Axel


    PS

    Waldmeier selbst schreibt anfangs Koronagraph und später erst Koronograph.

    Hallo Thomas,
    wenn jemand eine fachgerecht Restaurierung durchführen würde, wo soll denn das Instrument aufgestellt werden. Ein Museum halte ich nicht für richtig. Es sollte vielmehr dazu anregen, sich mit der Sonne zu beschäftigen und Interesse an den Vorgängen dort wecken. Dazu muß man aber durchschauen.
    Oder ich frage mal anders. Wenn der Koronograph in gutem Zustand wäre, wo würde er heute eingesetzt?
    Gruß
    Axel