Beiträge von vodoo im Thema „Koronograph von Kern Aarau und Carl Zeiss Jena“

    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: oldscope</i>
    <br />Die folgenden Kommentare stammen von Prof. Dr. Jan Olof Stenflo, ETH Zürich, kopiert vom Forum der Antique Telescope Society:


    Da niemand Interesse daran hatte, Waldmeiers synoptische Koronabeobachtungen nach seiner Pensionierung fortzusetzen, beschloss ich, den alten Koronagraph (mit Spektroskop) an eine Amateurastronomieorganisation in Winterthur (Astronomische Gesellschaft Winterthur) zu übertragen, die ein starkes Interesse daran bekundet hatte. Die Übertragung fand 1985 statt. (Thomas, ist das richtig?)<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hello Bart


    Die Astronomische Gesellschaft Winterthur hat die Sternwarte Eschenberg im Jahre 1979 gebaut. (Siehe http://eschenberg.ch/). Die Sternwarte enthält im nördlichen Teil einen Vortragssaal und im südlichen Teil zwei Beobachtungsplattformen. Ich war von 1980 bis 1990 Leiter der Sternwarte. Die westliche Beobachtungsplattform war mit einem 8cm oder 9cm (ich weiss es nicht mehr genau) Refraktor ausgestattet. In der östlichen Beobachtungsplattform war eine 20cm Maksutov Kamera für Astrophotographie installiert.


    Die Idee war ursprünglich, den Koronographen auf der östlichen Plattform aufzustellen. Das hat sich dann aber als unmöglich herausgestellt, weil unter dem Schiebedach selbst mit baulichen Veränderungen in der Höhe nicht genügend Platz war. Deshalb blieb der Koronograph bei mir im Keller.


    Prof. Dr. Jan Olof Stenflo nennt das Jahr 1985 als Jahr der Übergabe. Das kann sein, aber ich kann es nicht mit Sicherheit bestätigen. Der Betrieb der Eidgenössischen Sternwarte in Zürich wurde schon am 1. April 1980 eingestellt. Ich hatte die Übergabe an einem früheren Zeitpunkt in Erinnerung, lasse mich in diesem Punkt aber gerne korrigieren.


    Best regards, Thomas



    Translation:


    The Astronomical Society Winterthur built the Eschenberg observatory in 1979. (See http://eschenberg.ch/). The observatory contains a lecture hall in the northern part and two observation platforms in the southern part. I was head of the observatory from 1980 to 1990. The western observation platform was equipped with an 8cm or 9cm? (I don't remember exactly) refractor. A 20cm Maksutov camera for astrophotography was installed in the eastern observation platform.


    The original idea was to set up the coronograph in the eastern platform. But that turned out to be impossible because there wasn't enough vertical space under the sliding roof, even with structural changes. So the coronograph stayed with me in the basement of my parents house.


    Prof. Dr. Jan Olof Stenflo calls 1985 the year of the handover. That may be correct, but I cannot confirm it with certainty. The Swiss Federal Observatory in Zurich ceased operations on April 1, 1980. I remembered the handover at an earlier point in time, but would be happy to stand corrected.

    Hallo Lars,


    Jetzt wird's aber echt spannend. Ich versuche meine Gedanken zu ordnen.


    1. Die Abbildung der Sternwarte Prätschli in Druckschrift 516 (Bild 9773) ist mit Sicherheit älter als die Postkartenidylle. Es geht auch keiner hin und mauert die Fenster unten teilweise zu, um sie zu verkleinern.


    2. Die Montierung auf Bild 9776 ist genau diejenige Montierung, welche jetzt in meinem Keller liegt. Das heisst, die Montierung wurde für die Sternwarte Prätschli beschafft und nicht erst 1938 oder kurz davor geliefert, wie ich fälschlicherweise angenommen habe.


    3. Das zweite Koronagraphenbild auf http://coronagraph.maillists.ch/index.html hat im Hintergrund die gleiche Balkenstruktur wie Bild 9776, wurde also während des Testbetriebs am provisorischen Standort Prätschli aufgenommen und nicht erst nach dem Umzug in die neu erbaute Sternwarte Tschuggen.


    4. Das bedeutet, dass der von Max Waldmeier erwähnte Testbetrieb mit dem Kern Koronagraphen auf der bereits vorhandenen Montierung durchgeführt wurde. Das Suchfernrohr auf dem Koronagraphen scheint auch dasselbe zu sein, welches zuvor auf dem 150 mm Refraktor befestigt war.


    5. Prätschli wurde vermutlich mit der Inbetriebnahme von Tschuggen aufgegeben. Alles andere ergibt wenig Sinn. Ich kann von dieser ehemaligen Sternwarte auf https://map.search.ch/ keine Spur mehr entdecken, d.h. es gibt sie zumindest heute nicht mehr.


    Gruss, Thomas

    Hallo Lars


    Herzlichen Dank für die informativen und wertvollen Hinweise. Den 150-mm Refraktor glaube ich zu kennen. Habe mit ihm seinerzeit (Ende 70er / anfangs der 1980er Jahre) Sonnenflecken beobachtet, wenn mich der Assistent mal and das Fernrohr ranliess, aber da stand der Refraktor in der Eidgenössischen Sternwarte an der Schmelzbergstrasse in Zürich.


    Die Beobachtungsstation "Prätschli" ist rätselhaft. Es gibt davon eine alte vergilbte Postkarte (Bild unten), wo eine runde Kuppel zu sehen ist. Das kann aber umgebaut worden sein. Die Leute haben zu jener Zeit gebaut wie wild. Max Waldmeier berichtet folgendes:


    "Als im Herbst 1938 mit den Koronabeobachtungen begonnen wurde, war der Koronagraph auf einer provisorischen Station in Arosa-Prätschli, 1900 m ü.M., aufgestellt."


    Weil die Versuche erfolgversprechend gewesen seien, sei sofort der Bau eines definitiven Observatoriums auf dem Tschuggen beschlossen worden, der dann 1939 ausgeführt worden sei. Mann, die hatten ein Tempo drauf. Waldmeier beklagt eine "erhebliche Verzögerung" wegen des Ausbruchs des 2. Weltkriegs, berichtet dann aber, die ersten Beobachtungen in der neuen Sternwarte Tschuggen hätten am 14. Dezember 1939 ausgeführt werden können.


    Gruss, Thomas



    (Sternwarte "Prätschli")

    Vor vielen Jahren, genauer gesagt im Jahre 1980, begab es sich, dass ich als junger Student der Astronomie (im Nebenfach) in der mechanischen Werkstätte der Eidgenössischen Sternwarte / ETH Zürich ein Fernrohr entdeckte, das sofort meine ganze Aufmerksamkeit gewann.


    Aus dem Gespräch mit dem Chefmechaniker, mit dem ich damals als Amateur-Spiegelschleifer und Teleskopbauer beste Beziehungen pflegte, erfuhr ich, dass es sich um den Koronographen aus dem Astrophysikalischen Obervatorium Arosa handelte, der für den Abtransport zur Verschrottung bereitgemacht wurde.


    Es brauchte einige Überzeugungsarbeit, bis der bestellte Transport zum Altmetallhändler abgesagt wurde und der Koronograph noch ein paar Tage in der Werkstatt verbleiben konnte, damit ich meinerseits einen Transport zu mir nach Hause organisieren konnte.


    Retten konnte ich damals die schwere parallaktische Montierung, den Koronographen nebst Objektiv und Spiegelblenden sowie das Haupt-Beobachtungsinstrument, das gefaltete Prismen-Spektroskop von Carl Zeiss Jena. Manche Kleinteile, wie Okulare und Kamera, die auch anderweitig verwendet werden konnten, verblieben bei der ETH.


    Das Objektiv ist historisch besonders interessant. Das Glas für die einfache plan-konvexe Linse wurde von Bernard Lyot ausgewählt und die Linse wurde von André Couder am Observatorium von Paris geschliffen. Schon geringste Anteile an Streulicht würden eine Koronabeobachtung verunmöglichen. Kuriosum: Um Staub zu reduzieren ist das schwarz mattierte Rohrstück vor der Linse 60 cm lang und wurde innen mit klebrigem Baumharz bestrichen, um möglichst jedes Staubteilchen abzufangen. Die Linse wird nur zur Beobachtung in den Korographen eingesetzt und im Übrigen staubfrei aufbewahrt. Die chromatische Aberration der Linse spielte bei der Koronabeobachtung keine Rolle, weil die Beobachtungen im monochromatischen Licht stattfinden.


    Der Koronograph und seine Monierung lagern jetzt seit 40 Jahren zerlegt bei mir im Keller und sind günstigst abzugeben an jemanden, der bereit ist, dieses historische Instrument der Nachwelt zu erhalten.


    Weitere Informationen und Bilder zum Arosa-Koronographen findet Ihr hier:


    http://coronagraph.maillists.ch/


    https://books.google.ch/books?…cover#v=onepage&q&f=false


    Gemäss der verlinkten Quelle (zweiter Link auf Seite 20) stammt die Montierung von Zeiss und wurde vermutlich im Jahre 1938 nach Arosa geliefert. Frage: Weiss jemand, um welches Modell es sich genau handelt? Zur Montierung habe ich im Internet oder in der Literatur so gut wie nichts gefunden.


    Falls ihr jemanden kennt, der am Koronographen interessiert sein könnte (z. Bsp. Museum, private oder öffentliche Sternwarte, wissenschaftshistorische Sammlung etc.), dann dürft Ihr die Nachricht gerne weitergeben. Ich bin in absehbarer Zeit nicht mehr in der Lage, das Instrument weiterhin aufzubewahren.