Beiträge von JSchmoll im Thema „Erfahrungen 40mm China-Plössl“

    Da gab es auch noch die Filmtuetenabholspannung (ist der Film schon da? Sind die Bilder gut geworden?), die inzwischen einer digitalen Version gewichen ist.


    Und die Firstlightspannung, insbesondere bei Selbstbauten, wenn man monatelang einen Spiegel geschliffen hatte.


    Aber okay, wir kommen vom Thema ab. [:I]

    Hi Marwin,


    meine spannenden [:)] Zeilen galten dem Threadanfang, wo gewarnt wurde, dass ein Billigokular springen koennte. Dein Joke ist mir nicht entgangen ... und auch Dir wie allen Mitlesern ein frohes gesundes klares neues Jahr 2021.

    Nochmal was Extremes: Als Doktorand habe ich 1997 zwei Wochen lang am 6m BTA in Selentschuk in Russland beobachtet. Dieses Teleskop hat einen 6m-Spiegel aus Borsilikatglas, der 42 Tonnen wiegt.


    Nachdem der erste Spiegel nicht sehr gut war und nach einiger Zeit Risse zeigte, wurde ein Nachfolgespiegel in einer isolierenden Zelle eingebaut, die tagsueber ueber einen Kuehlwasserkreislauf auf der Nachttemperatur gehalten wird. Als ich nun ankam, war es neblig und mir wurde gesagt, dass schon seit Wochen kein klares Wetter herrschte. Doch ich musste es mitgebracht haben: Am naechsten Tag staunte ich nicht schlecht, als ich den Vorhang meiner Unterkunft oeffnete: 30cm Neuschnee, Sonnenschein und stahlblauer Himmel. In der Daemmerung ging ich erwartungsvoll zur Kuppel, die zu war. Kleinere Instrumente (Zeiss 1m, und ein 60cm) waren offen, aber der 6m war inaktiv. Auf meine Nachfrage hin wurde mir mitgeteilt, dass durch den Temperatursturz der Spiegel mehr als 10 Grad waermer war als die Nachtluft. Die Kuehlanlage schaffte so 1-2 Grad in 24 Stunden, und wir verbrachten drei superklare Naechte unter einer geschlossenen Kuppel. Haetten wir diese (und die Spiegelabdeckung) geoeffnet, haetten wir einen thermisch deformierten Spiegel erzeugt, der sogar in Gefahr gewesen waere, Risse zu bekommen. Darueberhinaus waere das Seeing durch die Luftschlieren grottenschlecht gewesen. Ein wetterbedingter Nachttemperaturanstieg brachte dann nach den drei Naechten die Erloesung, und wir konnten endlich die planetarischen Nebel in M31 spektroskopieren ...


    Also bei tonnenschweren Glasbloecken kann eine Temperaturaenderung im zweistelligen Bereich zu Problemen fuehren. Aber sicher nicht bei Okularlinsen.

    Hallo in die Runde,


    ich bin gerade in diesen Thread reingeschlittert, und ich fand die Glasbruchdiskussion interessant. Auch habe ich schon oft Billigokulare ans Fernost ueber Ebay gekauft, und durch die Bank gute Erfahrungen damit gemacht. Meist kaufe ich sie, wenn ich Fernrohre fuer Einsteiger optimiere und diesen Instrumenten unbrauchbare Okulare beiliegen (SR4mm mit 3x-Plastikbarlow etc). Wenn das ganze Fernrohr nur 100 Euro wert ist, wollen die Besitzer nicht gleich ein Vermoegen in Okulare investieren. So ein 2er- oder 3-er-Satz Ploessls kann da Wunder wirken. Auch selbst habe ich z.B. ein 23mm-Chinaploessl am Lunt50 im Einsatz, weil ich damit gut in den Fokus komme.


    Zum Glasbruch: Platzende Okularlinsen sind mir in 40 Jahren Astronomie noch nie begegnet. Einmal habe ich aus Unkenntnis ein verkittetes Okular durch Sonnenprojektion ruiniert. Es war danach milchig. Einen Kumpel ist mal einer dieser unsaeglichen Okularsonnenfilter geplatzt (zum Glueck hatte er nicht durchgeguckt), aber auch dort flogen keine Teile durch die Gegend. Es war ein sauberer Riss quer durch die runde Filterplatte. Wenn ein absorbierendes Glas mit gebuendelter Sonnenenergie maltraetiert wird, passiert das. Aber dass bei normaler Nachtastronomie ein Okular durch Abkuehlung von Wohnzimmertemperatur auf Nachttemperatur Schaden nimmt, ist schon sehr unwahrscheinlich. Gerade bei Okularen, wo die optischen Elemente so klein sind. Die Effekte thermischer Expansion werden ja sowieso nicht durch das Glas, sondern durch die umgebenden Materialien dominiert: Metall und Plastik. Wenn das thermische Rissproblem bei optischen Materialien auftraete, dann wuerde man es bei deutlich groesseren Linsen (Teleobjektive, Refraktorlinsen, Teleskopspiegel) ja oefters erleben. In der Praxis werden aber nur elastische Verformungen produziert, die nach Auskuehlung wieder verschwinden.


    Zum Glasfenster: In unserem Wintergarten ist zweimal eine Deckenglasscheibe "explodiert". Beides mal bei sommerlichen Temperaturen, und nach einem dumpfen Knacken regnete es Glasstuecke. Da es vorgespanntes Sekuritglas war, kamen keine grossen scharfkantigen Scherben herunter, sondern relativ harmlose Glasperlen, was ja der Sinn von Sekuritglas ist. Spaeter kam heraus, dass der Wintergarten ein Konstruktionsfehler war und inzwischen wurde er durch einen Anbau ersetzt. Unser Sohn ist Fensterbauer, und er hat beim Auswechseln unserer Fenster immer darauf bestanden, dass die Kassetten (das sind die "nackigen" Doppelglasscheibenpakete, die in die Rahmen gesetzt werden) nicht auf den harten Boden gestellt werden, sondern auf Decken. Ich habe das einmal nicht beachtet, und *zack* war gleich am Rand ein Riss, wo lokaler Stress vom Aufstellen der Kassette auf einen unebenen Betonboden ausreichte. Und bei dem vorgespannten Sicherheitsglas reicht so etwas aus - deswegen ja auch diese kleinen spitzen Nothaemmer in Bussen und Bahnen. Bleibt so etwas unbemerkt, weil es hinter der Gummidichtung im Rahmen verschwindet, kann das erst spaeter sichtbar werden, wenn das Glas erneut gestresst wird.