Hallo in die Runde,
ich bin gerade in diesen Thread reingeschlittert, und ich fand die Glasbruchdiskussion interessant. Auch habe ich schon oft Billigokulare ans Fernost ueber Ebay gekauft, und durch die Bank gute Erfahrungen damit gemacht. Meist kaufe ich sie, wenn ich Fernrohre fuer Einsteiger optimiere und diesen Instrumenten unbrauchbare Okulare beiliegen (SR4mm mit 3x-Plastikbarlow etc). Wenn das ganze Fernrohr nur 100 Euro wert ist, wollen die Besitzer nicht gleich ein Vermoegen in Okulare investieren. So ein 2er- oder 3-er-Satz Ploessls kann da Wunder wirken. Auch selbst habe ich z.B. ein 23mm-Chinaploessl am Lunt50 im Einsatz, weil ich damit gut in den Fokus komme.
Zum Glasbruch: Platzende Okularlinsen sind mir in 40 Jahren Astronomie noch nie begegnet. Einmal habe ich aus Unkenntnis ein verkittetes Okular durch Sonnenprojektion ruiniert. Es war danach milchig. Einen Kumpel ist mal einer dieser unsaeglichen Okularsonnenfilter geplatzt (zum Glueck hatte er nicht durchgeguckt), aber auch dort flogen keine Teile durch die Gegend. Es war ein sauberer Riss quer durch die runde Filterplatte. Wenn ein absorbierendes Glas mit gebuendelter Sonnenenergie maltraetiert wird, passiert das. Aber dass bei normaler Nachtastronomie ein Okular durch Abkuehlung von Wohnzimmertemperatur auf Nachttemperatur Schaden nimmt, ist schon sehr unwahrscheinlich. Gerade bei Okularen, wo die optischen Elemente so klein sind. Die Effekte thermischer Expansion werden ja sowieso nicht durch das Glas, sondern durch die umgebenden Materialien dominiert: Metall und Plastik. Wenn das thermische Rissproblem bei optischen Materialien auftraete, dann wuerde man es bei deutlich groesseren Linsen (Teleobjektive, Refraktorlinsen, Teleskopspiegel) ja oefters erleben. In der Praxis werden aber nur elastische Verformungen produziert, die nach Auskuehlung wieder verschwinden.
Zum Glasfenster: In unserem Wintergarten ist zweimal eine Deckenglasscheibe "explodiert". Beides mal bei sommerlichen Temperaturen, und nach einem dumpfen Knacken regnete es Glasstuecke. Da es vorgespanntes Sekuritglas war, kamen keine grossen scharfkantigen Scherben herunter, sondern relativ harmlose Glasperlen, was ja der Sinn von Sekuritglas ist. Spaeter kam heraus, dass der Wintergarten ein Konstruktionsfehler war und inzwischen wurde er durch einen Anbau ersetzt. Unser Sohn ist Fensterbauer, und er hat beim Auswechseln unserer Fenster immer darauf bestanden, dass die Kassetten (das sind die "nackigen" Doppelglasscheibenpakete, die in die Rahmen gesetzt werden) nicht auf den harten Boden gestellt werden, sondern auf Decken. Ich habe das einmal nicht beachtet, und *zack* war gleich am Rand ein Riss, wo lokaler Stress vom Aufstellen der Kassette auf einen unebenen Betonboden ausreichte. Und bei dem vorgespannten Sicherheitsglas reicht so etwas aus - deswegen ja auch diese kleinen spitzen Nothaemmer in Bussen und Bahnen. Bleibt so etwas unbemerkt, weil es hinter der Gummidichtung im Rahmen verschwindet, kann das erst spaeter sichtbar werden, wenn das Glas erneut gestresst wird.