Forum neu, Thema alt.
Möchte noch ein paar Sachen anfügen aus aktueller Erfahrung.
Der Trend zu größeren Teleskopen ist auch hier im Forum zu sehen. Da werden 16" Öffnung für Mond nun langsam Standard. Das größte Planetenteleskop im häufigen Einsatz von Deutschland aus ist wohl Enrico Ensmanns ASA 1020mm RC. Das Gerät steht im Süden von München. Die Bildbearbeitung erfolgt meist durch Damian Peach. Damian arbeitet inzwischen fast nur noch mit 1 m Teleskopen.
Ein ähnliches ASA Gerät hab ich quasi vor der Haustüre stehen (VEGA-Volkssternwarte, auf 800 m Seehöhe auf dem Haunsberg im Norden von Salzburg). Corona bedingt hab ich mich damit noch nicht tiefer beschäftigt. Von Enrico kommt aber auch der Hinweis, dass er für Planetenbeobachtung häufig auf 330 mm abblendet. Bei der Bildbeschreibung von Damian fehlt die Info, ob abgeblendet wurde.
Auf La Palma 2020 wurden von Enrico Ensmanns und Damian Peach im Juli/August transportable 20" Cassegrain eingesetzt (siehe Damian Peach home page "La Palma 2020"). Eines der Gerät steht dabei auf einer EQ8, das andere auf der Aluvariante das Statives, das wir 2020 auf La Palma im Einsatz hatten. Ein klarer Hinweis, das mobile 20" möglich sind und meine Überlegungen dazu sich eigentlich schon wieder überholt haben.
Bezüglich Kamera scheint immer noch die ASI 290 MM der Maßstab zu sein, an dem sich andere Kamera´s messen müssen. Die Geschwindigkeit und Lichtstärke ist immer noch ungeschlagen bzw, ist mir keine bessere Kamera bekannt - ob die Klone anderer Marken mehr können, hat wohl noch keiner probiert.
Hab am 30.03.2021 an Mars wieder mal mit Gain, Belichtungszeit und Geschwindigkeit (fps) experimentiert. Die besten Ergebnisse bzgl. Einfrieren des ziemlich unruhigen Seeings hatte ich mit hohem Gain, kürzest möglicher Belichtungszeit und maximaler Geschwindigkeit, alles andere war schlechter. Mein Rechner kommt allerdings bisher nur auf 600 fps. Torsten´s Rechner hat auf La Palma 700 fps geschafft. Gerade bei dem in Deutschland im Vergleich zu La Palma schlechterem bzw. vor allem unkonstanterem Seeing ist eine hohe Bildausbeute in kurzer Zeit ein sehr großer Schritt nach vorne. Die Belichtungszeit gehört dabei so kurz als möglich. Bei den verwendeten 1,2 ms (mit f17) ist die Belichtungszeit noch kein Limit - es ginge noch schneller, wenn Rechner und Kamera (und USB 3.0) mitmachen würden (hätte Belichtungszeit natürlich noch weiter absenken können bei z.B. mit f 14 auf < 1 ms, was nach meiner Erfahrung auch noch gut funktioniert). Ein Stack aus den besten 600 Bildern sieht dann auch schon ohne Schärfung erstaunlich gut aus, Die Gesamtmenge bertug bei 1 Minute Aufnahmezeit 36.000 Bilder. Da kann man dann auch mit niedrigen Verwendungsraten vernünftige Bilder erzeugen.
Bezüglich "Justagestabilität" kann ich das Gerät von Jan nur bewundern. Die Teams mit den großen mobilen Geräten müssen vor jedem Einsatz justieren (was grundsätzlich kein Hexenwerk ist). Bei meinem aktuellen "Schrott wird flott" Newton-Projekts 298mmf5,3 ist eine ständige Justage im Betrieb notwendig, d.h. während 3 h Marsbeobachtung war 1x Nachjustage nötig. Teleskop besteht aus einem Orion Optics Hauptspiegel mit 38 mm Wandstärke, dem ehemaligen Tubus meines SPX350 aus 1,1 mm Aluminium, dem schweren Sital-Fangspiegel meines 12" Lomo und einem frisch überholten JMI OAZ. Der JMI EV3 OAZ verbiegt sich zwischen Rollenauflage und Antrieb, die Auflage des OAZ zum Tubus verformt den nur 1,1 mm starken Tubus deutlich. Der Fangspiegel biegt die Spinne (Spinne ist die übliche China Variante aus gegossenem Grundkörper und angeschraubten Haltestreben - Standard an allen China und Orion Optics Teleskopen) und den Tubus. In Summe macht das beim Umschlagen und Kontrolle mit Laser mehrere Millimeter aus und erfordert in jedem Fall Nachjustage. Das komafreie Gesichtsfeld eines 298mm/f5.3 Newton ist nicht riesig. Die Verformung ist primär dem angreifenden Hebel (Filterrad, Barlow, ADC, Kamera) am OAZ geschuldet. An dem relativ kurzen SPX Tubus lag der Fokus gute 60 mm oberhalb des OAZ. Der aktuelle Spiegel hat 40 mm mehr Brennweite als der originale Spiegel. Mit Barlow und Co ist der Hebel dann über 200 mm lang. Das ist für den dünnen Tubus nicht akzeptabel. da bringt auch eine lokale Verstärkung durch untergelegte Blechstreifen nicht viel. Da müßte man schon einen Ring anbringen. Ob ich mir die Mühe antue, ist noch offen, eigentlich gehört der Tubus gute 100 mm länger. Die Hauptspiegelzelle Marke Eigenbau trägt zum Justagebedarf wenig bei. Die Spiegelzelle sitzt aufgrund des Spiegelgewichts sehr nahe an den Rohrschellen, die den Tubus zur Spiegelzelle zusätzlich versteifen.
Vom Design sind da jedenfalls die sehr kurzen ASA Teleskope (Beispiel 1 m Spiegel) deutlich im Vorteil - Spiegel und OAZ sitzen in einer stabilen Kiste, die direkt mit einer Gabelmontierung verbunden ist und nur der Fangspiegel hängt an Gestänge. Das ist zwar kein echtes Truss Konzept, bei dem sich die Verformungen aufheben, läßt sich aber schön steif bauen.
LG
Robert