Beiträge von RobertR im Thema „Mars – Verwegener Vergleich 180er Apo mit 1-m-Cass“

    Hallo Jörg,
    schüchterne Frage und weil bald Weihnachten ist: welchen Okularauszug verwendest Du? Mit ADC, Bino, vermutlich Zenitprisma und zwei Okularen hängt da ja ordentlich Ausladung und Ballast dran. Welcher OAZ packt das ohne Probleme? Wie ist der OAZ motorisiert?


    Ich bin ja mit meinem Starlight Shorty 2" Auszug nicht 100% glücklich und habe einen gescheiten OAZ als obersten Wunsch auf meiner Weihnachtsliste (neben neuem schnelleren Rechner und endlich Photoshop). Möglichst einen, der seine Position anzeigt und reproduzierbar immer wieder gleich auf µm genau anfährt....


    Deinen Artikel hab ich mir angesehen und werde wohl meinen billigen China ADC verkaufen - sowas macht wohl wirklich nicht glücklich...


    LG
    Robert

    Halo Jörg,
    habe lange genug gezeichnet. Für Detailbeobachtung ist eine bequeme Beobachtungsposition absolut vorteilhaft, für Detailzeichnung ein "Muss".


    Am Katerrand von La Palma bei stark böigem Wind, schwankender Montierung, auf Leiter stehend, undenkbar, den sichtbaren Detailreichtum auf Papier zu bringen[}:)]. Aber Durchschauen mußte ich immer mal. Für visuelle Beobachtung wäre ein niedrigeres Stativ, Drehschellen und ein Astrohocker die Minimalforderung gewesen. Dazu Aufstellung an einem windgeschützten Platz, sonst ist das Papier gleich weg [;)]. Die Forderungen für visuelle Beobachtung sind sicher ganz andere als an die Webcamerei. Da macht dann ein Coude oder ähnliches wieder deutlich Sinn.


    Ich besitze einen ADC und setze den für visuelle Beobachtung auch ein. Mit meinen scharfen Newton und der Webcam versuche ich, ihn zu vermeiden, wann immer es geht. Kollimierung mit 14"f4,5 mit ADC ist eine grausige Aktion. Man holt sich da ganz schnell Komaabweichung, da ja der Strahl abgelenkt wird und wenn man das durch die Nachführung korrigiert, man nicht mehr im Zentrum der optischen Achse beobachtet. Der ADC muss zwischen Barlow und Kamera und verlängert dann die Brennweite der Barlow - auch nicht toll.


    Alles nicht so einfach...


    LG
    Robert

    Hallo Jörg,
    Du bist vermutlich der älteste und erfahrenste von uns dreien. Ich hab schon gehört, dass das Thema Seeing jenseits des Weißwurstäquators noch mal ärger ist. Aus Radebeul kamen in der Vergangenheit richtig gute Sachen mit dem Intes Micro/APM 14" - ganz so schlecht scheint es da dann doch nicht zu sein?
    Klar, wenn sich die Gegend stark aufheizt, geht auch bei mir nichts. Diesen August war es auch auf La Palma außergewöhnlich heiß. Da muss man dann lange warten, bis sich alles ausgeglichen hat. Der Wind auf La Palma hilft bei Ausgleich.


    Temperaturunterschiede waren wohl auch das Hauptproblem meiner Sitzung vom 25.11.2020 am Trattberg auf 1540m m Höhe. Der Berg ist schon schneebedeckt. Vom Gipfel kommen dann kalte Fallwind mit minus Graden. Aus Süden kam warmer Fönwind mit 8°C plus. Der Boden hatte minus 3 °C. Das geht in Summe nicht und gibt kein sinnvolles Seeing. Im Tal hatte es minus 3°C - das geht dann überhaupt nicht wegen Inversionsschicht.


    Der Gaisberg liegt etwas weiter im Norden und heizt sich im Sommer hoffnungslos auf. Momentan hängt an seinem Fuß eine dicke Nebeldecke und sorgt für schöne Isolation. Man beobachtet dort vom Gipfel aus, der noch nicht schneebedeckt ist, also keine Fallwinde. Der Wind kam laminar aus Nord, wenn auch wechselnd - in Summe funktionierte das momentan besser.


    Zur Frage mit Farbverschiebung: das Thema stellt sich Gott sei Dank am Berg und auf südlicher Lage deutlich weniger. Farbverschiebung tritt bei mir sichtbar erst bei Planetenständen unter 40° auf und wird erst unter 20° störend. Das ist auch ein Vorteil von Höhe und Süden. Auf La Palma haben wir 2018 bis 20° über Horizont ohne ADC aufgenommen, aber halt RGB. Was ich auch kenne, ist variable Farbverschiebung. Da hilft dann nur ein Schmalbandfilter.


    Binokularaufsatz: am Mikroskop in der Arbeit kann ich mir nichts anderes vorstellen. Am Teleskop hätte ich bei visueller Beobachtung zuerst andere Wünsche. Am Berg auf Leiter stehend, möglichst bei Wind und mit nach Süden abfallendem Abgrund weckt andere Bedürfnisse. Bin da ganz froh, dass ich nicht mehr zeichnen muss. Das wäre mir zu sportlich. Reinschauen muss ich aber trotzdem immer [;)]. Der Aufwand für Bino ist am Newton nicht ganz zu unterschätzen, von größerem Fangspiegel bis zu stabilerem Tubus und OAZ ist da einiges gefordert. Wenn das jemand auf Teleskoptreffen montiert hat, schaue ich immer gerne durch!



    Guntram,
    meine Spiegelschleiferfahrungen waren positiver. Mein 8"f6.5 Erstlingswerk ist bei mir immer noch im Einsatz - Duran 50, superglatt und Strehl 99%. Den 6"f10 habe ich nicht mehr - unpraktisch.
    Den 18 cm Schiefspiegler hab ich noch in positiver Erinnerung - die Justage fand ich ein bischen schrecklich. Wenn das dann endlich gepaßt hat, war das ein tolles Gerät und besser als der 200f15 FH.


    Deine Marserfahrung kann ich nachvollziehen aus meiner Sternwartenpraxis. Da wird dem wartenden Publikum immer erklärt, dass man mit wabbelndem Scheibchen rechnen muss, auf dem vielleicht mal eine Polkappe zu sehen ist - aber es ist wenigstens und primär orange Scheibe. Wenn dann Publikum weg ist, hab ich meist die Optik justiert, vernünftiges Okular eingesetzt, vernünftig scharf gestellt und sieh an - da war dann meist etwas mehr als nur die Polkappe zu sehen. Viele Leute in den Volksternwarten machen halt auch viel warme Luft, vor allem wenn sie vor der Teleskopöffnung oder in einer Kuppel stehen. Ein Fernrohr gehört justiert und individuelles Scharfstellen empfiehlst sich auch.


    PS: Du mußt mal dein Profil korrigieren. Die 48 nehme ich Dir nach deiner Werdegangbeschreibung nicht ab[;)].


    LG
    Robert

    Hallo Jörg,
    hab eine solche Historie vermutet. Zudem bist du noch eine gute Ecke älter als ich. TEC Anschaffung ist bei meinem Kollegen ähnlich gelaufen, nur ist der immer noch nicht glücklich...


    Meine Historie hab ich oben eingeflickt.


    Du hast vollkommen recht, man muss mit seinem Equipment glücklich sein und es muss zu den Bedingungen vor Ort passen. Lieber ein kleineres, gutes Teleskop als einen primär dicken Lichteimer ist für Planetenbeobachtung zweifelslos die richtige Entscheidung.


    Meinen 1996 300f5 Lomo wirst Du mir wohl eher nicht abkaufen, da Du schon einen neueren hast [;)]. Hab ich Pech gehabt...


    Finde den Lomo weniger Seeing anfällig als meinen 14". Hab auch schon mit Abblenden des 14" experimentiert, bringt einen auch nicht wirklich voran. Tatsächlich ist ein größeres Teleskop immer anfälliger als ein kleineres, so meine Erfahrung. Mit mobilem Standort suche ich mir die Plätze, an denen das weniger problematisch ist. Habe lange Jahre fixe Sternwarte betrieben und mußte letztendlich einsehen, dass ich dem guten seeing entgegenkommen muss, wenn es nicht zu mir kommt...


    Weiter viel Spaß!


    LG
    Robert

    Au weia - jetzt hab ich mir den Zorn der Refraktorfans zugezogen.


    Roland - du bist doch noch jung?! Wundert mich, dass es in Deiner Generation noch Refraktorenfans gibt.


    Jörg entstammt wohl noch der Generation, wo man vom großen Refraktor geträumt hat, da frühe Spiegelteleskope tatsächlich große Probleme hatten (Qualität der Oberfläche und Spiegelbeschichtung). Spätestens in den 60ern haben in der ("professionellen") Planetenbeobachtung die Reflektoren die Refraktoren abgelöst (z.B. am Pic du Midi). Wenn man unbedingt ohne Fangspiegel im OAZ beobachten will, gab es (und gibt es noch vereinzelt) den Schiefspiegler. Große Refraktoren werden nur noch vereinzelt, richtig große überhaupt nicht mehr hergestellt.


    Beim Bild meinte ich das Bild oben mit dem 180er.


    Zur Talfrage: Planetenbeobachtung vom Tal aus ist bei mir sinnlos. Habe eine fixe Säule auf meiner Terrasse stehen. Die nutze ich aber nur für das Niedrigvergrößerungsgeschäft. Zum Planetenbeobachten muss man auf den Berg - zum Skifahren doch auch[;)]. Da denkt doch auch keiner darüber noch, ob das an der Straßenböschung vielleicht auch geht....


    Ja, ja, das ist Ketzerhaft - ich muss hier noch Bild aus meiner Jugend suchen, das den St. Anna/Augsburg 20 cm Wachter Coude und den 18 cm Lichtenknecker Schiefspiegler zeigt - 1: 0 für den Schiefspiegler - jedenfalls an Planeten.


    Bild stammt aus Guntrams Beitrag bzw. aus Werner Büdelers "Blick ins Weltall":
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"> Posting hat mich sofort zu Werner Büdelers "Blick ins Weltall" greifen lassen, das ich schon als Teenager verschlungen habe. Dort ist auch dieses Foto von der Sternwarte des St. Anna-Gymnasiums abgedruckt:



    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Mit diesen Teleskopen und den Geräten auf der Volksternwarte in Diedorf (damals 6" Wachter Coude, 8" Eigenbau-Newton, 10" Cassegrain) hab ich als Jugendlicher meine Meinung gebildet. Später kam dann ein 18" Newton dazu, mit dem Karl Thurner in 2010 für damaliger Zeit fantastische Planetenbilder gemacht hat. Ich glaube nicht an die Überlegenheit von Refraktoren in der Planetenbeobachtung. Praktisch funktioniert wohl jedes gute Teleskop ab einer bestimmten Öffnung. Nach oben hin begrenzt die Luftruhe die Sinnhaftigkeit.


    LG
    Robert

    Hallo Jörg,
    eine schöne Marskarte hast Du da 2005 mit kleinem Gerät gezeichnet. Hab wohl zu gleicher Zeit wie Du angefangen. Durch meine Zugehörigkeit zur Astronomischen Vereinigung Augsburg hatte ich Zugang zu 8 und 6" Wachter Fraunhofer-Refraktoren und diversen Spiegelteleskopen. Mir war mir schon in den 70er Jahren klar, dass ein größeres gutes Linsenfernrohr für mich unbezahlbar ist und wohl von einem etwas größerem Newton für erheblich weniger Geld geschlagen wird. Hab darum bereits als Jugendlicher einen 6"f10 und einen 8"f6.5 Spiegel geschliffen. Der 8" hat sich besser bewährt. Bis 2007 war das dann mein Hauptgerät. Die Montierung von damals nutze ich noch heute und trägt inzwischen einen 14" Newton.


    Ja,
    ich stimme Dir zu: bereits mit 8" Öffnung ist man beim Zeichnen gefordert, wenn das Seeing mitspielt. Ja, früher in den 70ger und frühen 80ger Jahren waren Plantenaufnahmen mit dem Teleskop sehr ernüchternd. Da waren Zeichnungen deutlich im Vorteil. Mit der heutigen Webcamerei hat sich das komplett gedreht. Da kann man nun auch 12" und gelegentlich größer in unseren Breiten gut nutzen. Die Ausarbeiterei in der warmen Stube empfinde ich als angenehmer als die Zeichnerei (womöglich bei &lt;0°) im Freien. Man muss das vor dem Computer sitzen halt mögen.


    Ich schau immer noch gerne durchs Okular. Dank größerer Öffnung sind meine Aquariumaugen nicht so stark gefordert, dafür muss ich Dämpfungsfilter einsetzen. Meine Augen vertragen nicht mehr soviel Licht[|)]. Wo ich früher 180 bis maximal 250x eingesetzt habe, beobachte ich heute meist mit 350x aufwärts, auch mit dem 8". Bei guten Seeing und 12...14" meist zwischen 500...600x - die Zeiten ändern sich. Mit einer guten großen Optik bricht da der Kontrast noch nicht ein. In meiner Jugend hätte ich das nicht für möglich gehalten, aber da waren meine Augen noch besser. Was oben in Deinem Bild zu sehen ist, war am 25.11.2020 im 9 mm ortho Okular am 12" Lomo bei 500x (mit 3x Barlow) deutlich detailierter und filigraner zu sehen (alleine die Vallis Marineris hab ich mir lange angeschaut...).



    Die für mich entscheidenden Änderung war, dass ich meine fixe Sternwarte aufgegeben habe und nun nur noch mobil unterwegs bin. Mit etwas Übung, Gewöhnung und kompakter Ausrüstung geht das auch mit 14" (und eventuell noch größer wenn sinnvoll)- auch noch in meinem Alter. Gutes Seeing vor der Haustür gibt es im Bergland nicht, solange man im Tal wohnt. Da muss man dann wohl aufi[;)].


    Einer meiner Astrokollegen hat sich auch den 180er TEC geleistet, so dass wir ab- und zu parallel beobachten können. Wenn er bei gutem Seeing durch meinen alten 12" Lomo schaut, dann baut er meisten ab und fährt heim[B)] - hab Ihm den Lomo schon zig mal zum Verkauf angeboten - für schlappe 2500€. Hab ja inzwischen den besseren 14". Darauf geht er nicht ein.


    Weiter viel Spaß!


    LG
    Robert