Beiträge von Stefan22 im Thema „Eine verblüffende Nacht und ein Lucky Punch“

    Danke, freut mich, dass dir der Bericht gefällt. Wenn ich ein Thema neu für mich entdecke, kann ich mich exzessiv darin vergraben, so dass ich dann sowas wie Sternennamen recht schnell lerne. Dass das Pferdchen mit meinen 4,5" nicht geht, war mir schon klar. Das war nur der Versuch, ob man da Helligkeitsunterschiede in der Region sehen kann.


    Moonboots: Sehr gute Idee. Ich brauch eh dringend eine Ausrede, um mir wieder solche Teile zu holen. Bisher waren die Nächte ja noch halbwegs erträglich, aber jetzt wird's empfindlich kalt. Und ja, eine halbwegs dunkle Terrasse zu haben, ist großer Luxus.


    Sucher: Ich bräuchte noch einen Sucherschuh und dann muss ich mich entscheiden, welchen Sucher ich gerne hätte. Eigentlich dachte ich an einen 90° mit Amici, bei 8x50 ist man damit aber insgesamt gleich einen Hunderter los; und ich möchte ja eh demnächst ein neues Teleskop haben, da will ich nicht so viel in Zubehör investieren, das ich dann später womöglich nicht mehr brauche. Zugleich gab's die Empfehlung, dass ein Winkelsucher angeblich eher verwirrend sei und ein gerade, trotz Verrenkungen, besser. Bei meiner grundlegenden Entscheidungsschwäche nicht eben hilfreich. :) Aber um so begeisterter bin ich, wenn ich trotz


    Karkoschka: Fürs 10x50 Fernglas finde ich ihn sehr gut, beim 114er ist er mir zu wenig detailliert. In den Detailkarten ist mein 1° wGF gerade mal ein Zentimeter. Dass einige der wichtigsten Seiten (so E3 - E12) kopfstehend gebunden und am Rand teilweise beschnitten sind, macht's auch nicht eben einfacher ...


    Okulare: Ich hab einen einfachen 1,25" OAZ eingebaut, die Story dazu gibt's hier:
    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=253972
    Ich glaub, du hattest da eh mitdiskutiert.

    Als Quasi-Anfänger fand ich es eigentlich nicht angebracht, hier meine Beobachtungen zu schildern. Aber die gestrige Nacht hat mich so verblüfft, dass ich unbedingt davon berichten muss. (Ein paar Worte zu meiner Erfahrung findet ihr unten beigefügt.)


    Gestern Abend war's hier in einer niederbayerischen Kleinstadt (Bortle 4 laut Lightpollutionmap) zwar klar, aber die Bedingungen machten keinen besonders überzeugenden Eindruck. Die recht hohe Luftfeuchtigkeit (laut Wetterbericht 90%) führte zu einem vergleichsweise stark aufhellten Himmel. Hätte ich nicht die wirre Idee gehabt, mit Wasserwaagen- und Kompass-App am iPhone manuelles Goto zu spielen, ich wär wohl auf der Couch geblieben.


    Als Objekt hatte ich mir M1 vorgenommen, der stand um 22 Uhr direkt vor der Terrasse. Eine Aufsuchkarte hatte ich in Stellarium erstellt und auf dem iPhone (systemweiter Rotfilter hilft enorm) gespeichert, falls mein Erinnerungsvermögen versagen sollte. (Das manuelle Goto hatte ich schnell wieder aufgegeben.) Also von Elnath im Fuhrmann runter zu Beteigeuze und auf einem Drittel des Wegs Halt gemacht bei diesem leidlich hellen Stern im Stier. Ein gutes Grad nach oben - nichts zu sehen von einem Nebel.


    So musste nun doch die Karte her, Sternchen für Sternchen rangepirscht. Die Karte sagt mir, ich bin an der richtigen Stelle. Und plötzlich konnte ich genau dort, wo es sein sollte, ein Hauch von einem Nebelchen sehen. Leichte Bewegungen des Teleskop zeigten mir, dass es keine Einbildung war. Ich hatte den Krabbennebel erwischt! Wie ich später im "Reiseführer" nachlesen konnte, "kann man froh sein, das Objekt unter Vorort-Himmel überhaupt zu sehen".


    Berauscht von diesem Erfolg wollte ich schon abbrechen, denn inzwischen zog noch leichter Bodennebel auf. Aber ein kurzer Blick zum Orionnebel musste schon noch sein. Den hatte ich erst wenige Tage zuvor (bei vermeintlich viel besseren Bedingungen) intensiv mit all meiner Ausrüstung (10x50, Travelscope 70/400 und Revue 114/900) beobachtet, dieses Mal war nur das 114er im Einsatz. Mit meinem 20mm Billigstokular (das beim Travelscope dabei war) auf M42 gerichtet, war ich überwältigt.


    Ich konnte den Orionnebel detailliert und kontrastreich sehen wie nie zuvor!


    Die Dunkelwolke und der helle Nebel traten fast plastisch hervor, die Abgrenzung war teilweise extrem scharf, an anderen Stellen nahezu fließend. Derart begeistert probierte ich noch das 10mm (auch das eine Beigabe zum Travelscope) aus, das mir in der letzten Beobachtungsrunde bei vermeintlich besseren Bedingungen gar nicht zugesagt hatte. Der Anblick war noch grandioser, zumal ich nun trotz Astigmatismus meine Brille (ohne Brille ist man so viel näher dran, krass) abgenommen hatte. Das Trapez, das bei 45x schon zu sehen war, konnte ich nun noch besser erkennen, die verschiedenen Hell- und Dunkelbereiche noch plastischer. Ein faszinierender Anblick.


    Offenbar hatten sich die Bedingungen erheblich verbessert, auch vom Bodennebel war nichts mehr zu sehen, also ging ich nochmals zurück zu M1, der nun mit 51° (statt zuvor 38°) auch erheblich höher über dem Horizont stand. Das Auffinden war dieses Mal ein Kinderspiel und das zarte Nebelchen klarer zu sehen als zuvor.


    Derart erfolgverwöhnt kam mir noch der Gedanke, schau mal, ob du nicht unterhalb von Alnitak die Hell-Dunkel-Nebel (rund ums "Pferdchen") erkennen kannst. Mir kam's tatsächlich so vor als hätte ich da Zonen leicht unterschiedlicher Helligkeit (natürlich ohne Pferdekopf ;-)) sehen können, aber vermutlich war's nur eine endorphingesteurte Einbildung, bedingt durch die tollen Beobachtungen bis dahin.


    Da sich Mitternacht näherte und meine Füße eiskalt waren, wollte ich erneut abbrechen. Zumal meine letzten Ziele für diese Nacht - M81/M82 - noch Aufsuchprobleme bereiteten. Sie waren nur 40° überm Horizont, und lagen genau in Richtung des Zentrums unserer Kleinstadt, entsprechend hell war dort der Himmel. Das größte Problem aber war, dass sich Dubhe für meinen Newton noch unsichtbar hinterm Hausdach versteckte, auch wenn ich ihn schon - auf Zehenspitzen - sehen konnte.


    Eine Option wäre gewesen, vielleicht 20 Minuten zu warten, aber das hätten meine Füße nicht mehr mitgemacht. So versuchte ich mein Glück, peilte grob in die Richtung, in der Dubhe stehen sollte und ging dann einfach die nötigen 10° nach Gefühl nach oben. Ein paar wilde Abgrasbewegungen später hatte ich tatsächlich etwas im Okular, was wie eine Galaxie aussah. Sollte ich tatsächlich im Blindflug M81 erwischt haben? Die Bestätigung kam, als sich auch M82 im Okular genau dort abzeichnete, wo sie sein sollte.


    An M81 fiel sofort das extrem helle Zentrum auf, während M82 recht diffus blieb. Die idealen Monate für die beiden Galaxien (für meine Südost-Terrasse) kommen ja jetzt erst und ich werde sie dann entsprechend genauer studieren. Hoffentlich klappt dann das Auffinden auch ohne einen solchen Lucky Punch wie letzte Nacht.


    Nun war aber endgültig Schluss und eine fette Wärmflasche belebte bald meine Füße.



    Nachtrag:
    Ich habe nach etwa 35 Jahren Pause im Sommer wieder mit dem Beobachten begonnen. Als zarter und komplett unerfahrener Teenie hatte ich damals neben Saturn und Jupiter sehr viel Orion beobachtet. Das war's aber letztlich auch schon mit meiner Erfahrung. Seit meinem Wiedereinstieg kämpf' ich vor allem mit meiner Ausrüstung. Auf dem 114er-Newton hab ich das 5x24-Sucherchen vom Travelscope montiert, das Originalteil ging verloren. Entsprechend schwer tu' ich mich mit ca. 1° wGF mit dem Aufsuchen.
    Mit den Karten im Karkoschka komm ich trotz selbst gebastelter Telrad-Folie nicht so wirklich zurecht. Ich tu' mich mit Stellarium-Screenshots leichter.


    Achja, noch ein zweiter Nachtrag zur Winkelmessung mit dem iPhone am Newton-Rohr:
    Ein kurzer Test am Mars, noch in der Dämmerung durchgeführt, hat einen perfekten Messwert (so perfekt die 1°-genauen Schritte halt sein können) für den Höhenwinkel ergeben. Doch beim Azimut lag ich um ca. 10° bis 15° daneben. Woran das liegt, muss ich noch mal gesondert ausprobieren.


    Edit: Tippfehler behoben (Wasserwagen - OMG)