Beiträge von JSchmoll im Thema „Revue 114/900 aufpeppen“

    Hi Stefan,

    vielleicht kannst Du ja den kleinen Fangspiegel belegen lassen. Das sollte nicht zu teuer sein. Dem alten Rohr den Grauen Star wegoperieren, damit er wieder fit ist wie zu seinen jungen Tagen. ;)


    Klarinetto - ja, ich erinnere mich. BOB-Newtons waren ja damals weit verbreitet. Fuer die juengeren Mitleser: Das war Bresser. BOB="Bresser Optik Borken". Nur die hochpreisigen Teleskope der Silver Line und Blue Line hatten "BRESSER" am Tubus stehen. Der 114er war ja Bestandteil der Troika aus 60/700 Refraktor azimutal, 60/900 Refraktor parallaktisch und eben den 114/900er Newton parallaktisch, die man so oft in Katalogen angeboten fand: Quelle, Neckermann etc.


    Um mich mal zu outen: Pssst. Ich war mal ... Refraktorianer! 50/600er BOB, dann 60/700er Tasco (noch von Towa, als die Geraete noch einigermassen gut waren). Und ich dachte immer, der 114er waere heller, wuerde aber "unscharfe Bilder" liefern, wie ich es in gewissen Buechern las. Bis mein Schulfreund Ulrich lautstark protestierte und mich durch seinen 114er gucken liess: Hey, das stimmt ja gar nicht! Spaeter hatten wir eine Starparty mit meinem 60/700, dem 80/1200er Towa von Klaus und Ulrichs Newton. Und, oh Wunder, an M81/82 schlug der Newton ja sogar den grossen Refraktor! Da war das Eis gebrochen ... und ich mutierte zu Reflektorianer. 114, 150, 155er Selbstschliff, 257er Selbstschliff ... der Rest ist Geschichte.

    Wobei ... Refraktor/Reflektor, eigentlich braucht man Beides!


    Okay, jetzt aber zurueck zum eigentlichen Thema ... :saint:


    Stefan, die kleine Story aus meiner Schuelerzeit zeigt ebenfalls, dass der 114er den 70er bei Deepsky deutlich schlagen sollte. Und wenn es nur der Fangspiegel ist, waere eine Aufwertung wahrscheinlich lohnend.

    Hi Stefan,


    Deine Schaetzungen gehen schon in die richtige Richtung. Und ein Faktor zwei in Helligkeit ist fuer das Auge erstaunlich unauffaellig, da es ja logarithmisch sieht (Feber-Fechner-Gesetz), was erst diesen groessen Dynamikbereich ermoeglicht.


    Hast Du mal versucht, die Spiegel mit laufwarmem Wasser mit einem Tropfen Spuelmittel drin zu reinigen? Wenn sich ueber die Zeit eine Staubschicht auf den Spiegeln gebildet hat, kosten die natuerlich Licht.

    Persoenlich hatte ich als Schueler einen 60/700er Tascorefraktor, dann bekam ich einen 114/900er BOB-Newton. Der optische Sprung zwischen den beiden Geraeten war schon auffaellig. Auf einmal konnte ich Details in Deepskyobjekten sehen, die vorher nur verwaschene Fleckchen waren. Okay, Du kommst von 70mm. Aber doch hoert sich das fuer mich danach an, dass Dein 114er nicht die optimiale Leistung bringt.

    Hi Stefan,


    ich meine das originale Holzstativ in Verbindung mit der EQ3-2, anstelle des Aluminiumstatives. Es waere einen Versuch wert. Denn das Aluminiumstativ hat diese weichen Plastik-Anlenkstuecke zur Montierung.

    Na, laeuft doch ... und ein bisschen Holz am Fernrohr bewahrt den klassischen Eindruck. Dann mal "clear skies".


    Apropos Holz - eventuell ist das Originalholzstativ unter der EQ3-2 stabiler als das Alustativ mit seinen Plastik-Anlenkstuecken. Speziell, wenn Du die Fluegelschrauben schoen fest anziehst. Waere vielleicht einen Versuch wert.

    Stefan, das ist jetzt lustig. Genau die gleichen "Munsenringe" (wie sie hier in UK heissen) habe ich auch gerade entdeckt, und ich konvertiere sie gerade fuer einen alten Celestron Comet-Catcher (150mm Tubusdurchmesser). 150er Rohrschellen sind fuer Astro nicht zu kriegen oder zu teuer ... diese Ringe sind gar nicht schlecht. Meine Ringe sehen genau wie Deine aus, inklusive dieser angeschweissten Sechskantbuchse mit dem Innengewinde.


    Zur Adaption - sollte auch mit Holz gehen. Wenn Du moechtest, kannst Du mir auch eine private Nachricht schreiben. Ich koennte da sicher aus einem Aluprofil was machen, wenn ich die Abstaende der M6-Gewindeloecher in der 114er Rohrschelle und die Abstaende+Durchmesser der Montageloecher an der EQ3/2 kenne. Das in einem gepolsterten Briefumschlag waere dann ein schoener Brexit-Versandtest. [;)]

    Hi Walter,


    das ist eine alte EQ3-2, die noch keinen Schwalbenschwanz hat. Da gibt es nur eine Schiene mit zwei Loechern, auf die normalerweise die Rohrschellen geschraubt werden. Spaeter, mit der N-EQ3-2, wurde auch hier der Schwalbenschwanz a la Vixen eingefuehrt.


    Aber eine Schraube ist ein bisschen wenig - ich habe gerade dasselbe Problem zuhause, wo ich einen Celestron CometCatcher auf eine EQ6 montiere. Da ist nur ein Schuh mit einem Fotogewinde dran. Geht schon, aber wohl ist mir bei der Sache nicht. Das Teleskop hatte sich zunaechst auch verdreht, weil die Schraube nicht fest genug angezogen war.


    Was hier gebraucht wird: Eine Platte, die auf die beiden Bohrungen der NEQ3-2 aufgeschraubt wird, und ihrerseits Senkbohrungen traegt, mit denen sich die 114/900er Rohrschelle mit beiden M6-Bohrungen anbringen laesst.


    8mm Sperrholz koennte gehen, ist aber doch ein bisschen duenn. Ein Holzprofil aus dem Baumarkt, z.B. 20x30mm, waere schon substantieller. Oder eben eine Aluplatte, ca. 10-12mm dick. Da liessen sich dann auch fuer die Adaption an der EQ3-2 Gewinde einbringen - beim Holz muss man die Schrauben durchstecken und Muttern verwenden, was nicht ganz so toll aussieht.


    In einer Werkstatt, die mit einem Standbohrer und einem Gewindebohrersatz ausgestattet ist, sollte man dieses Teil in einer Bastelstunde anfertigen koennen. Du musstest Dir nur ein Stueck Aluminimflachprofil besorgen, z.B. 12 x 30mm und 15cm lang. Hier in UK bekomme ich sowas fuer ein paar Pfund auf Ebay.

    Hi Stefan,


    das sieht schon mal gut aus. Allerdings wuerde ich es nicht bei der einen Schraube belassen. Du koenntest Dir aus einer ca. 10mm dicken Aluminiumplatte schnell eine Adapterloesung herstellen: Zwei M6-Senkkopfschrauben fuer die Originalrohrschelle, zwei Gewinde fuer die EQ3-2-Aufnahme. Vielleicht noch ein grosses Loch, wo die Mutter der Deklinationsachse an der EQ3-2 heraussteht.


    Auf der EQ3-2 ist der 114er auf jeden Fall gut aufgehoben.

    Nicht sicher, aber das koennte auch M8 sein. Wie dem auchs sei, eine kurze Prismenschiene mit Vixen-Schwalbenschwanzstandard kann auf dem Bohrstaender mit den erforderlichen Loechern versehen werden. Das ist keine grosse Sache. Falls Du selbst keine Werkstatt hast, muesstest Du nur einen Heimwerker finden, der bereit ist, Dir die passenden zwei Loecher in die Aluminiumschwalbenschwanzschiene zu bohren.


    Nachtrag: Je nach Montierung muessen die Schrauben flaech am Schwalbenschwanz anliegen, also versenkt werden. Das ist ein bisschen komplizierter, aber machbar.


    Noch'n Nachtrag: Du schreibst ja oben, dass Du schon ein paar Loecher gebohrt hast. Also keine grosse Sache.

    Hi Stefan,


    vergiss nicht, dass Jupiter und Saturn derzeit sehr tief stehen. Ich habe einen sehr guten 20cm-Refraktor, der an diesen beiden Planeten derzeit selten mehr zeigt als was in einem Dreizoeller sichtbar ist. Die Atmosphaere spielt nicht mit. Du koenntest es am Mars versuchen, wenn er gegen Mitternacht hoeher steht.


    Der Okularauszug ... wenn Du hier in Durham vorbeikommst, mache ich ihn Dir dran. Ein Kaffee ist auch noch drin.


    Spass beiseite - vielleicht lebt ja ein Astrotreffler in Deiner Naehe, der assistieren kann.

    Hallo Stefan,


    das klingt gut! Zur Justage: Du zentrierst den Fangspiegel, indem Du alle drei Beine gleich lang machst. Also einfach sicherstellen, dass die drei Gewindestangen gleich weit in den Tubus ragen.


    Die eigentliche Justage geht dann so: Du justierst den Fangspiegel, sodass Du beim Durchblick durch den okularlosen Auszug den Hauptspiegel mittig sehen kannst. Dann stellst Du sicher, dass der Fangspiegel in der Reflexion im Hauptspiegel mittig erscheint. Das Endresultat ist, dass Du beim Blich z.B. gegen eine weisse Wand am Tage den Hauptspiegel siehst, darin zentrisch den Fangspiegel und im Fangspiegel Dein Auge.


    Nachts am Stern kannst Du dann noch kleine Korrekturen am Fangspiegel machen, um den Punkt im Gesichtsfeld, in dem der Fangspiegelschatten beim Defokussieren genau symmetrisch im Pupillenabbild erscheint, in die Gesichtsfeldmitte zu bugsieren.

    Beim Fangspiegel kann die Spinne drin bleiben, wenn man die zentrale Kreuzschlitzschraube loest und dabei das Fangspiegelgehaeuse mit zwei Fingern festhaelt. Dabei den Tubus horizontal stellen, um zu vermeiden, dass der Fangspiegel versehentlich den Tubus entlang faellt und womoeglich noch den Hauptspiegel trifft.

    Hallo Stefan,


    das meiste wurde ja schon geschrieben, aber der 114er sollte auf jeden Fall weiter betrieben werden. Meine Empfehlungen:


    - Sucher: Statt einen 5x24 aufzutreiben, gleich einen achromatischen 6x30 nehmen. Die sind um Groessenklassen besser und manchmal guenstig gebraucht erwerbbar, wenn Beobachter ihrerseits auf 50mm-Sucher oder Telrads umstellen.


    - Montierung: Wenn die wackelt, kann das auch am Flankenspiel liegen. Die Rektaszensionsschnecke laesst sich dergestalt einstellen, dass das Flankenspiel minimiert wird. Hierzu die beiden Sechskantschrauben auf der Unterseite der Schneckenhalterung lockern und die Schnecke mit sanftem Druck ans Schneckenrad bringen.


    Auch die Schnecke daselbst kann entlang ihrer Achse wackeln - hierzu die gekonterte Mutter auf der einen Seite der Schnecke loesen und die geschlitzte Schraube sanft andrehen.


    In beiden Faellen den optimalen Punkt finden, wo sich die Schnecke noch leicht drehen laesst, ohne Spiel aufzuweisen.


    - Stativ: Das Originalstativ hat Gummifuesse. Wenn Du die abziehst, kommen Stahlspitzen zum Vorschein, die deutlich standfester sind. Vorsicht allerdings bei Lagerung auf dem guten Parkett - hier besser die Gummikappen wieder draufmachen oder das Stativ auf drei kleine Holzbrettchen stellen.


    - Okulare: Der Koenigsweg waere der Austausch des Fokussierers gegen einen mit 31.8mm. Wenn Dir das zu viel ist, waere die vorgeschlagene Selbstdrehloesung die naechste Option. Solltest Du bei 24.5mm bleiben, waere das Ausschlachten eines alten Feldstechers eine Option. Damals, in den 1980ern, hat ein Kumpel einen billigen 8x30 geschlachtet, und wir bekamen zwei passende und ziemlich gute Weitfeldokulare (um 20mm Brennweite), die mit etwas Spiel in die Okularaufnahme passten. Leider sind gute 24.5er Okulare neu so gut wie ausgestorben, aber gebraucht koenntest Du noch nach Kellnern oder Orthos Ausschau halten. Die haben zwar immer noch nicht die Qualitaet heutiger 31.8er Okulare, aber gehen schon in die richtige Richtung.


    - Hauptspiegel: Ausbauen und in lauwarmes Wasser legen, das mit einen Tropfen Spuelmittel (normales Spuelmittel ohne ruckfettende Zutaten wie hautschoenendes Altoel Vera oder wie das heisst) versetzt wurde. Dann vorsichtig ohne Druck mit sauberen und ebenfalls nassen Haenden abstreichen (ideal in sauberen Gummihandschuhen). Dann raus, vertikal stellen und nochmal mit klarem Wasser abspuelen. Tropfen mit Papiertaschentuechern ohne Reiben abtupfen. Fertig. Das Gleiche kann am Fangspiegel erfolgen, falls notwendig.



    Der 114/900er ist ein leistungsfaehiges Teleskop, auch wenn es traditionell durch eine Wackelmontierung, einen unbrauchbaren Sucher und Huygens-Wellensittichaugenokulare abgewertet wurde. Du wirst ueberrascht sein, was Dein altes Rohr Dir zeigen kann, wenn es erstmal bessere Okulare hat.