Beiträge von Don im Thema „Kenn jemand das eVScope“

    Hallo zusammen,


    jemand aus meinem Astro-Bekanntenkreis lieh sich das Stellina (war das der richtige Name?) Teleskop, ein 80mm Dublett Refraktor, zum testen aus.
    In diesem Zusammenhang war ich ein paar mal tagsüber zugegen.
    Die Person selbst ist an der Astrofotografie interessiert, hatte zu diesem Zeitpunkt wenig prakische Erfahrung und auch die Theorie war noch in den Anfängen, wenn man es mal so ausdrücken mag.
    Dies ist aber für das spätere Fazit zum Gerät durchaus mitentscheidend.


    Der Bekannte wollte einfach mal reinschnuppern und es reizte ihn die scheinbare Mühelosigkeit um an tolle "selbstgemachte" Astrofotos zu kommen. Sein Ansinnen war durchaus etwas dazu lernen zu wollen.


    Im Folgenden zitiere ich aus seinem Bericht. Bitte immer zu beachten, dass es sich um einen Astrobeginner handelt und er dies ganz ungefiltert und ohne großes Fachvokabular formulierte.


    "...Für Profis ist das betimmt nichts. Aber die Idee ist toll. Hinstellen, App starten. Dann braucht es eine Minute zur Initialisierung. Die App zeigt Sternbilder und Objekte, die erreichbar sind (Anmerkung: Keine Himmelskenntnis nötig)...die nicht zu Erreichenden sind rot markiert.
    Auswählen, draufklicken und das Ding macht den Rest von alleine.
    Die Mindestbelichtungszeit wird schon angezeigt. So waren es beim Nordamerikanebel mindestens 60 Minuten.


    Man kann beim Stacken zuschauen. Toll, zu sehen wie das Bild entsteht (Anmerkung: Freude ist auf jeden Fall für den Laien erst mal dabei). Man kann zwischendrin immer mal wieder den Himmel beobachten und dann wieder auf dem Tablet das entstehende Foto (Anmerkung: Der Laie unterscheidet da nicht zwischen der reinen Astrofotografie und dem Schauen- für ihn zählt das Gesamterlebnis) sehen.


    Trotz Lichtverschmutung in Stadtnähe war auch die Galaxie...gut zu erkennen. Auf dem Handy ist die Bildqualität nichts...und man muss wohl um mehr Auswahl zu bekommen, Datenbanken dazu kaufen.."


    Interessant wird es dann, wenn es um das Fazit des Laien geht.


    "...Ich bin beeindruckt, dass die Technik gut funktioniert und das, ohne einnorden zu müssen. Und ich sah einige Nebel, die ich so nie gesehen hätte..."


    Jetzt kommts :


    "...Alles in allem ein Spielzeug für Reiche und Angeber. Oder für Leute, die Sterne mal "live" zeigen wollen und auf Bildqualität keinen Wert legen..."



    Soweit mal die ungefilterte Sicht eines Laien. Das Robotteleskop ging zurück. Sicher nicht repräsentativ, aber eine Meinung.


    Heute, ein paar Wochen später, macht dieselbe Person mit einer Star Adventurer und einem kleinen Apo samt DSLR locker und vor allem selbst (!) eigene und viel bessere Fotos. Sagt ja auch schon was aus.



    Nun meine Meinung dazu, der ich nun mittlerweile auch schon seit einigen Jahren Astrofotografie betreibe.


    Gerade dem Kollegen riet ich,sich doch zuerst einmal mit dem Himmel vertraut zu machen und einfach mal mit einer Kamera zu üben. Dass ein Beginner gleich den Wunsch nach "mehr" hat, ist wohl nachvollziehbar.
    Und genau das konnte das Robotteleskop nicht erfüllen !
    Da finde ich, dass er den Punkt doch ganz gut formulierte.


    Das Gerät ist zum Zwecke der Astrofotografie völlig unflexibel. Es ist wohl eine Art von UHC Filter fix verbaut und irgendwelche Eingriffe seitens des Nutzers sind nicht vorgesehen.


    Meiner Meinung nach sollte hier nicht zu kurz gedacht werden. Denn auch wenn kaum jemand, ausser wenigen Fachleuten, wirklich versteht was da in den elektronischen Eingeweiden sämtlicher Geräte vor sich geht, so profitieren doch alle davon. Wir alle besitzen vermutlich einen Computer, sei es als Smartphone oder Tablet.
    Und genau diese Haltung führt geradewegs in eine Technokratie, an der nur die Konzerne verdienen und uns in Abhängigikeiten treiben.
    Ich bin beileibe kein Verschwörungstheoretiker, aber wohin soll eine Gesellschaft, in der der gesunde Menschenverstand zugunsten von etwas Bequemlichkeit zurück bleibt, denn steuern ?


    Weil das selbsfahrende Auto schon angesprochen wurde : Was glaubt ihr denn wie schnell die Menschen das Autofahren verlernen werden !? Klingt utopisch ?
    Dann bedenkt mal, dass Euer Ferienflieger von einer Maschine namens Autopiloten geflogen wird. Der Pilot überwacht nur noch und greift bei Landung und Start ein.
    Zugegeben, ein drastisches Beispiel für eine "gute" Maschine. Aber wenn man mal in die Schulen schaut, dann ergibt die Digitalisierung ein ganz anders Bild. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Kinder durchaus fix bei Programmierung und der Bedienung von Endgeräten sind, es ihnen aber an echtem Wissen, Vokabular und zwischenmenschlichen Fähigkeiten oftmals komplett fehlt. Kein Wunder, wenn man selbst beim Nebeneinander sitzen durch ein Smartphone getrennt bleibt.
    Wünscht man sich sowas für die Welt von Morgen ?



    Sicher, wir reden hier von einem Hobby. Doch halt, das ist schon wieder ein Denkfehler. Denn bei diesen Geräten geht es nicht um das Verstehen, um Hingabe oder gar Leidenschaft.
    Hier geht es um Konsum.
    Das hat mit Verstehen so gar nichts zu tun.
    Jetzt, da der Kollege selbst seine Montierung und das Teleskop aufbaut, wo er sich erst mal mit einer Sternkarte kundig machen muss, wo er eine Kamera selbst bedienen und die Fotos bearbeiten muss...jetzt erst versteht er und hat letztendlich den Spaß an der Sache und die Freude an der Natur gefunden.


    Merke: Nicht alles, das machbar ist, ist auch sinnvoll.


    Denn genau diese Machbarkeit ohne jede Verantwortung und ohne jedes Nachdenken, bringt unseren Planeten doch in den Zustand, in dem er sich befindet.
    Also für mich hat dieses Gerät keinen Lerneffekt, Technik hin oder her.


    Und wenn es nicht mehr ums Erleben geht, ja dann können wir doch auch den Urlaub vor dem Monitor verbringen.
    Warum denn in die dreckige Natur gehen, wenn man diese bequem per Knopfdruck ins heimische Wohnzimmer holen kann ?!
    Ihr versteht sicher, worauf das hinaus läuft.


    Und über die Konsequenzen und seine persönliche Vorlieben mag sich jeder nun selbst einen Kopf machen (bevor des auch noch eine Maschine tut).


    Also für Menschen die das Hobby betreiben und die Natur verstehen wollen, bietet dieses teure Gerät keinen Mehrwert.
    Bleibt also die Frage, warum ein intelligenter Mensch sich mit weniger abfinden und sich zum Zuschauer seiner selbst degradieren lassen soll.
    Um "mal so" zu gucken ein teurer Spaß.
    Aber es soll ja auch so Irre geben, die mit ihrem SUV ein paar Meter zum nächsten Bäcker fahren....



    mit technikkritischen, aber nicht -feindlichen Grüßen


    DON