Beiträge von MartinB im Thema „Crop Faktor und effektive Brennweiten“

    Um auf deinen konkreten Fall einzugehen:


    DIE ASI 183 hat 2,4 Mikrometer Pixelgröße. Bei der monochromen Version kannst Du direkt damit rechnen. Bei der RGB-Version mit Bayermaske solltest Du je nach Farbkanal mit größeren Pixeln kalkulieren: rot und blau 4,8 und grün 3,4 Mikrometer. Typisches Seeing liegt im Bereich 1-3 Bogensekunden. Die Optik sollte also mindestens 1 Bogensekunde Auflösung schaffen und diese für Deepsky-Aufnahmen auf 2-5 Mikrometer abbilden, um die Kamera optimal zu nutzen, das entspricht 400-1000mm Brennweite. Die längere Brennweite ergibt maximale Einzeldetail-Auflösung bei perfekten Bedingungen und die kürzere maximal möglichen Detailreichtum über das gesamte Bildfeld. Die längste sinnvolle Belichtungszeit ohne Tracking wäre in beiden Fällen 1/30 bis 1/15 Sekunde, das ist für Deepsky aber noch sehr deutlich zu kurz.


    Gruß,
    Martin

    Hallo Amin,


    Für die maximale Belichtungszeit ohne Tracking ist die Bildsensorgröße vollkommen unwichtig. Entscheidend ist die tatsächlich erreichte Auflösung. Diese hängt von der Brennweite, dem Seeing und der Pixelgröße ab. Den Cropfaktor brauchst Du auch hier nicht.


    Während der Belichtung sollten sich die Objekte auf dem Bildsensor weniger verschieben als die erreichte Auflösung, weil die Sterne sonst länglich erscheinen und die Auflösung sinkt.


    Zum Abschätzen merke ich mir nur wenige ganz einfache Zahlen:
    Der Mond hat ein halbes Grad Durchmesser.
    Bei 1m Brennweite ist das Bild des Mondes ca 1cm groß.
    Der Monddurchmesser entspricht 30 Bogenminuten oder 1800 Bogensekunden. 1800 Bogensekunden pro cm sind dann etwas mehr als 5 Mikrometer pro Bogensekunde.
    In 2 Minuten wandern die Objekte am Himmelsäquator ziemlich exakt 1 Monddurchmesser weiter, das entspricht 15 Bogensekunden pro Sekunde.
    Ein Teleskop mit 120mm Öffnung hat beugungsbegrenzt ca. 1 Bogensekunde Auflösung.


    Mit diesen einfachen Infos kann man eine Menge anfangen.
    Beispiel: Öffnung 100mm, Brennweite 500mm, Pixelgröße 3 Mikrometer, Seeing 2 Bogensekunden.
    Die Auflösung des Teleskops ist etwas schlechter als 1 Bogensekunde, das sind ca. 3 Mikrometer in der Bildebene.
    Die Abbildung wird hier durch das Seeing begrenzt. In diesem Fall ist die längste sinnvolle Belichtungszeit ohne Tracking maximal 2/15 ~ 1/8 Sekunde. Das gibt aber schon leichte Eiersterne.


    Gruß,
    Martin

    Hallo Marco,


    Im Prinzip hast Du Recht. Mit dem Cropfaktor machst Du dich unter Astrofotografen allerdings etwas unbeliebt, weil der da oft mehr Verwirrung stiftet als hilft.


    Besser finde auch ich, wenn man immer direkt mit der Bildsensor-Diagonalen und der Brennweite der Optik in mm den Bildwinkel am Himmel ausrechnet. Das ist die eigentliche Größe, die Du brauchst, und dazu den Bildwinkel in Bogensekunden pro Pixel, bei dem dir der Cropfaktor nicht hilft. Damit kannst Du dann den Bildausschnitt in einer Sternkarte bestimmen (egal ob auf Papier oder in einer App), und auch abschätzen, ob die Pixelgröße mit der Auflösung der Optik und dem aktuellen Seeing harmoniert.


    Gruß,
    Martin