Beiträge von MartinB im Thema „Atik Infinity“

    Hallo Stephan,
    ASI120 und dein Celestron passt doch prima für Planetenfotos!


    Aber für Deepsky würd ich erst mal unter 500mm Brennweite bleiben, bis die Bildergebnisse ansehnlich geworden sind.


    Die Atik Kamera ist halt außerdem eine spezielle Sache, die nur bei ganz bestimmten Einsatzbedingungen sinnvoll verwendet werden kann. Normale Deepsky-Fotografie gehört meiner Meinung nach nicht dazu.


    Gruß,
    Martin

    Hallo Stephan,


    Ich denke, eine Bahtinovmaske brauchst Du für die Atik nicht. Ein reingezoomtes Livebild eines Sterns sollte genügen. Auch die Live FWHM- Anzeige ist eine prima Scharfstellhilfe.
    Den Defaultwert 10 für das Verwerfen von Aufnahmen für den Stack finde ich zu hoch. Schau einfach, welchen Minimalwert Du bei einer Session schaffst und erhöhe den um 50%. Das sollte eine brauchbare Ausgangsbasis sein. Ich würde den Wert generell so einstellen, dass 10-50% der Aufnahmen verworfen werden, die 10% bei gutem Seeing.


    Für Planetenfotografie ist die Atik praktisch komplett ungeeignet, weil die Schnittstelle viel zu langsam ist für vernünftige Planetenvideos. Falls Du auch in Südeuropa unterwegs sein wirst, lohnt sich eine spezielle Kamera anzuschaffen. Lass dich da von anderen hier im Forum beraten, ich kenn mich da nicht so aus.


    Für den Preis der Atik und des C8 hätte ich an deiner Stelle eher in klassische Fototechnik plus kleine parallaktische Reisemontietung investiert. Normale Systemkameras und Objektive kannst Du auch für allgemeine Reisefotografie gebrauchen, und bei 300-400mm KB-Brennweite geht auch astronomisch schon viel. Das ist aber nur meine ganz persönliche Meinung.


    Gruß,
    Martin

    Hallo Sven,


    Du hast natürlich Recht damit, dass für hochwertige Astrofotos eine lange Belichtungszeit erforderlich ist. Die Atik Infinity ist für diesen Zweck allerdings definitiv die falsche Wahl. Nach meiner Erfahrung liegt der optimale Bereich der Gesamt-Belichtungszeit im einstelligen Minutenbereich. Darüber hinaus werden die Verbesserungen immer geringer.


    Wer den zusätzlichen Technik-Aufwand nicht scheut, kann so z.B. Sternwartenbesuchern einen Eindruck geben, wie lichtschwach die Himmelsobjekte tatsächlich sind und welcher Aufwand nötig ist, um erkennbare Bilder zu bekommen. Die Atik Infinity kann meiner Meinung nach zwar mit alten Astrofotos auf chemischem Film ganz gut mithalten, aber nicht mit stundenlang belichteten und aufwändig nachbearbeiteten Aufnahmestacks von gekühlten und/oder hochauflösenden Kameras.


    Mehr als bei visueller Beobachtung zeigen die Kamera-Aufnahmen auf jeden Fall, so z.B. ionisierten Wasserstoff in rot, der visuell auch mit Hbeta-Filter immer schwierig ist. Der Pferdekopfnebel ist beispielsweise mit dieser Kamera ein einfaches Objekt.


    Ein anderes Paradeobjekt ist der Zentralstern in M57. Visuell ist er schwierig zu knacken. Mit der Atik ist er quasi sofort da, plus 1-3 weitere Sterne in der Nebelregion. Und M57 auch noch in Farbe!


    Gruß,
    Martin

    Hallo Stephan,


    Die Kernregion von M31 ist immerhin klar erkennbar anhand zweier charakteristischer Sternenketten.
    Viele Leute meinen, dies ist ein einfaches Objekt für Astroaufnahmen, wie auch M42. Das trifft aber in beiden Fällen nicht zu wegen des sehr großen Kontrastumfangs, der gute Technik und ihre gute Beherrschung erfordert.


    Ich hab die Kamera länger nicht benutzt und jetzt nur mal kurz ins Manual geschaut, daher bitte das Folgende "mit Vorsicht genießen":


    Bei der Atik Infinity kannst Du die Bilddarstellung über das Histogramm mit drei Schiebern für Schwarz, Weiß und mittleres Grau verändern. Den "Grau"- Schieber solltest Du für das gestackte Bild deutlich nach links Richtung Schwarz bewegen. Den "Weiß"-Schieber müsstest Du dagegen noch nach rechts bewegen, damit der Kern von M31 nicht so ausgebrannt ist.
    Wenn die dunkleren Bildbereiche danach zu verrauscht werden, sind noch mehr Aufnahmen im Stack nötig.


    Welche FWHM- Werte hast Du typischerweise erreicht?
    Hast Du die FWHM-Filterung fürs Stacken aktiviert? Wenn ja, welcher Rejection-Wert ist eingestellt?


    Nachtrag: Die Nachführung scheint hier ja einigermaßen zu passen. Wie viele Einzelaufnamen mit welcher Belichtungszeit waren daran beteiligt?


    Gruß,
    Martin

    Hallo Stephan,


    Die Atik hat einen relativ kleinen Bildsensor. Dein Teleskop ist mit f/10 sehr lichtschwach und hat mit 2m eine sehr lange Brennweite.


    Dazu kommt, dass beim Live-Stacken mit der Atik das Teleskop während der gesamten Aufnahmedauer so präzise nachgeführt werden muss wie bei einer lang belichteten Einzelaufnahme. Schon die kleinste Abweichung bei der Nachführung sorgt für verschmierte Bilder. Wenn man Bilserien nachträglich im PC stackt, kann man die Einzelbilder automatisch zentrieren und verschmierte Einzelbilder aussortieren. Das geht mit der Atik nicht.
    Ein zusätzliches Problem ist, dass deine Altazimut-Goto-Montierung nicht die ideale Basis für Deepsky-Fotografie ist. Viel besser wäre eine solide parallaktische Montierung.
    Die Kombination der genannten Nachteile führt dann zu den von dir geschilderten Ergebnissen. Vielleicht hakt es auch noch an anderer Stelle, das lässt sich per Ferndiagnose ohne Bilder gesehen zu haben aber nicht so einfach sagen.


    An deiner Stelle würde ich für M31 und ähnlich große Objekte erst mal ein gutes Foto-Objektiv auf einer kleinen Äquatorial-Reisemontierung wie z.B. den Star Adventurer mit der Atik kombinieren. Passend wäre eine Secondhand-Festbrennweite, z.B. ein altes Nikon 200mm f/4. Je nach Budget auch was Besseres, das wird aber sehr schnell teuer.


    Falls Du mitten aus einer lichtverschmutzten Stadt heraus Aufnahmen machen möchtest, kann auch die Atik keine Spitzenergebnisse liefern.


    Bilder wie mit einer APS-C oder Kleinbildkamera darfst Du von der Atik ebenfalls nicht erwarten. Dafür ist der Bildsensor zu klein, die Pixelzahl zu gering und die eingebaute Analogelektronik nicht gut genug.


    Auf einer sehr gut laufenden parallaktischen Montierung sollte es mit einem 200mm f/10 SC Teleskop und der Atik durchaus möglich sein, schöne Aufnahmen und Beobachtungen von Kugelsternhaufen und Planetarischen Nebeln zu erreichen.
    Für gute Ergebnisse im Live-Stacking ist es auch wichtig, dass Du dich mit den vorhandenen Möglichkeiten zur Kontrastverbesserung vertraut machst. Ohne passende Einstellungen bekommst Du nur ziemlich flaue Bilder.


    Gruß,
    Martin