Beiträge von konfokal im Thema „DayStar Solarscout SS60-DS: Erfahrungen?“

    Hallo Jürgen,


    wir haben an der Sternwarte ein gutes Lunt 100/800mm (mit Pressuretuner, ohne Doublestack), da bin ich vielleicht etwas verwöhnt. Bei gutem Tuning zeigt es am Rand ein detailreiches scharfes Bild von Protuberanzen und Spikulen, und auf der Sonnenoberfläche lassen sich damit auch bei weniger gutem Seeing noch Strukturen wie Filamente, Flares, Fackeln usw. ausmachen, bei ruhiger Luft kommt die Granulation dazu. Das ist vielleicht kein Maßstab.


    Aber ich kann mich auch noch einigermaßen an eine ganze Reihe Lunts erinnern, die Bresser mal auf der AME unter freiem Sonnenschein ausgestellt hatte. Die meisten hatten weniger Öffnung, und die genauen Unterschiede in den Details sind mir entfallen, aber eines kann ich noch ganz sicher sagen: keines dieser Sonnenteleskope zeigte ein derart strukturloses verwaschenes Bild wie bei Dir.


    An die Theorie, dass dieses Daystar erst durch Luftdruckschwankungen über dem Atlantik zum Grubenhund :) geworden sein könnte glaube ich nicht - das mögen vielleicht Leute tun, die auch den Twitterkanal eines gewissen Präsidenten seriös finden. Das Ergebnis ist schlicht blamabel, und wenn da Daystar draufsteht, umso mehr. Bei einem Gerät, das im Neuzustand die beworbene Leistung nicht mal ansatzweise erkennen lässt, würde ich nicht auf Nachbesserung oder ein Lotteriespiel setzen, sondern keine Zeit vertun, da denke ich wie Gerd: Retour, solange es noch geht.


    Was korrodierende Blockfilter angeht, wie es bei Lunt oder Coronado vorkommen kann, habe ich gelesen, dass zumindest Bresser damit recht kulant umgeht, und seine Kunden mit Ersatz versorgt, wobei die neueren Filter inzwischen stabil beschichtet sein sollen. Alternativ kann man auch ein beständiges Filter von Beloptik erwerben. (Es gibt außerdem auch Tips, womit man den Korrosionsbelag älterer Filter selbst entfernen kann...bis er irgendwann möglicherweise wiederkommt.) Wir an der Sternwarte treffen bisher keine besonderen Vorsichtsmaßnahmen, das Lunt ist seit einigen Jahren Sommer wie Winter in der Kuppel neben den großen Refraktoren fest montiert und hat bisher alle Wechsel von Druck, Temperatur und Feuchte klaglos überstanden.


    Das 50er Lunt fand ich zunächst auch mal interessant, aber es hat, soweit ich mich erinnere, konstruktiv bedingt leider so wenig Backfokus, daß man keinen Binoansatz verwenden kann. (Ich meine auch nicht als Variante mit größerem Blockfilter, jedenfalls nicht für ein Gesamtbild der Sonne). Das ist für mich als Binofan leider ein K.O. Kriterium, denn den Gewinn an Plastizität und Kontrast mit beiden Augen möchte ich an Sonne Mond und Planeten nicht mehr missen. (und an vielen DSOs auch nicht). Und ein Doppelteleskop im Selbstbau zu realisieren, wie das Mario mit seinen PSTs gemacht hat, würde mir am Ende zu teuer.


    Viele Grüße auf die Insel,
    Mathias

    Hallo Jürgen,


    danke für den informativen und ungeschönten Bericht! Ich hatte das Gerät auch schon im Auge, aber nachdem sich die Erfahrungen etlicher Leute nun zu einem enttäuschenden Bild verdichtet haben, schlage ich es mir aus dem Kopf.


    Ich finde es als Entscheidunghilfe immer sehr wertvoll, wenn Leute mit Differenzierungsvermögen unvoreingenommen ihre Eindrücke schildern und der Werbelyrik mal ganz nüchtern die erlebte Realität entgegensetzen. Mich interessiert, wie Deine Suche weitergeht, weshalb mich weitere Erfahrungsberichte ebenso freuen würden... natürlich auch positive ;)


    Gruß,
    Mathias