Beiträge von Stefan Simon im Thema „Unbeabsichtigter (Fast-) ISS-Doppeltransit“

    Hallo liebe ISS-Freunde!


    Auch mich hat die Schönwetterkatastrophe erwischt, und so war ich in der letzten Woche am Abendhimmel fotografisch sehr aktiv gewesen.
    Nachdem hier im Forum nun schon viele wunderschöne Aufnahmen der Mondsichel bzw. des Mondes gezeigt wurden, möchte ich hier zwei Transit-Aufnahmen präsentieren,
    die nicht besonders gut gelungen sind und eigentlich als "Ausschussware" auf Nimmerwiedersehen in den Tiefen der Festplatte bzw. im Papierkorb verschwinden.


    Wir schreiben den 27.03.2020, die Corona-Ausgangsbeschränkungen zwingen einen, seine Freizeit zu großen Teilen auf dem eigenen Grundstück zu verbringen.
    Macht aber nichts, da man im Garten ja einen freien Blick nach Westen hat und somit die von mir mit Stellarium ermittelten nahen ISS-Vorbeiflüge am Mond wunderbar fotografieren kann.
    Stellarium hat ein Satelliten-Tool, mit dem ich bis dahin immer gute Erfahrungen gemacht habe, siehe z.B. das erste Bild hier: http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=245988
    Die ISS zog damals wie vorhergesagt knapp unterhalb des Mondes vorbei.
    Also den Bildausschnitt so gewählt, dass der Mond im rechten Bilddrittel liegt und die Raumstation durchs linke Drittel fliegt. Kurz die Familie informiert,
    dass sie unbedingt um 7 draußen zu stehen haben, um 19:07 Uhr (noch Winterzeit) den Vorbeiflug sehen zu können. Die Kamera noch auf Dauerfeuer gestellt,
    ISO-Wert hoch und Belichtungszeit relativ "lang" gewählt, um den Erdschein mit drauf zu haben, Nachführung eingeschaltet, auf den Mond fokussiert und schon kann es losgehen.
    Im Fernglas ist die ISS schon eine Minute eher zu sehen, während die Frauen des Hauses immer noch fragen: Wo kommt sie denn? Wir sehen nichts! "In einer Minute, links neben dem Mond."
    Je näher der Lichtpunkt kommt, umso aufgeregter werde ich, da der Vorbeiflug doch viel knapper zu werden scheint, als vorhergesagt. Mist, für eine Änderung der Kameraeinstellungen und Brennweite ist es zu spät.
    Mittlerweile ist der Punkt trotz des noch hellen Himmelshintergrundes auch für die Umstehenden zu sehen. "Oh toll, da ist sie! Und sie fliegt ja genau über den Mond drüber!" Ja, sehr toll, denke ich.



    Bei einer Überprüfung der Daten bei heavens above oder Calsky, wie ich es eigentlich sonst immer mache, wäre das nicht passiert. Warum es hier nicht der Fall war, keine Ahnung.
    Die Brennweite und Bildeinstellung hätte ich jedenfalls deutlich anders gewählt, wenn ich das gewusst hätte.


    Kann man nicht ändern, denke ich so bei mir. Die Damen gehen wieder ins Haus und lassen den lieben Papa allein mit seinem Hobby. "Der hat ja ´ne Ahnung" müssen sie wohl denken. "Links vom Mond, schon klar."


    Nun war für den Abend ja aber noch ein zweiter Vorbeiflug um 20:42 Uhr angekündigt. Da der Abstand zum Mond in etwa der selbe ist wie bei der ersten Vorhersage,
    schlussfolgert der lernbereite Hobbyastronom, dass da vielleicht noch ein zweiter Transit an dem Abend drin ist. Zwar schon relativ horizontnah, aber gerade noch so vom Garten aus zu erreichen.
    So ganz traut man dem Frieden aber nicht und wählt eine kürzere Brennweite, um den Vorbeiflug/Transit als Strichspur zu dokumentieren. Das ganze restliche Gerödel wird zwischenzeitlich schon reingeräumt,
    um dann nicht mehr zuviel Zeit zu verlieren. Schließlich steht ja noch ein Projekt am Morgenhimmel an, da möchte man nicht zu spät ins Bett kommen.
    Die Zeit schreitet nun voran, um 20:41 Uhr denke ich so bei mir: "Mist, wo ist das Fernglas?" Na klar, schon reingeräumt. Also versuche ich, die anfliegende ISS mit bloßen Augen zu erspähen,
    habe aber durch Horizontdunst und die geringe Höhe keine Chance. Also nach der Uhr einfach den Fernauslöser betätigt, eine 20-Sekunden-Belichtung ist voreingestellt. Da ich noch immer keinen Punkt sehe,
    mache ich das natürlich mehrmals hintereinander. Da! Da ist sie! Natürlich sehe ich die ISS erst, als sie schon längst am Mond vorbei ist. Also schnell die Bilder überprüft:



    Herzlichen Glückwunsch, Herr Simon! Viel exakter kann man es nicht falschmachen. Aber wann geht denn schon im Leben alles glatt?


    In diesem Sinne! Bis zum nächsten Versuch!



    Liebe Grüße und bleibt schön gesund!


    Stefan