Beiträge von Pardon im Thema „MAK oder SC speziel für Planeten?“

    Hallo,


    da ich an Maksutovs das ein oder andere geändert habe und vielleicht noch vorhabe, füge ich gerne ein paar Überlegungen an.


    Der Schmidt-Cassegrain hat mit seiner vergleichsweise hohen Obstruktion visuell (!) am Planeten (im fairen Quervergleich) seine liebe Not.

    Die Obstruktion ist durch den Hersteller festgelegt und lässt sich auch für den handwerklich engagierten Amateurastronom nicht ändern.

    Der Fangspiegel wirkt bildgestaltend und vergrößert alle Fehler des Hauptspiegels. Daher müssen beide in allerhöchster Qualität gefertigt sein, wenn es am Ende stimmen soll.


    Dem Maksutov geht es nicht viel besser, es gilt im Kern das Gleiche. Der Maksutov könnte allerdings vom Hersteller leichter auf kleine Obstruktion hin (~28%) konzipiert werden und manch ein marktgängiger Maksutov hat ein solches optisches Potential. Allerdings wird das mit schöner Regelmäßigkeit durch schlichtweg ungeeignete Blendenkonstruktion vernichtet. Am Ende beträgt dann die gekaufte Obstruktion oft die wenig planetentaugliche ~35%. Immerhin hat ein handwerklich begabter und ausgerüsteter Amateurastronom durch Austausch der Blendrohre die Möglichkeit, das Potential auszuschöpfen.


    Dem Maksutov-Newton geht es etwas besser. Allerdings liegt dessen Obstruktion durch die herstellerseitige Bohrung im Meniskus fest und ist daher durch den Anwender nachträglich nicht optimierbar.


    Der reine Newton ist in der Literatur ausreichend beschrieben. Er steht aber nicht in der auslösenden Nachricht zur Debatte. Fakt ist, er lässt sich auch den mechanisch weniger Begabten vergleichsweise einach auf einen obstruktionsarmen Planeten-Newton umrüsten.


    Da ich gerne visuell unterwegs bin, ist das Thema Obstruktion für mich ein Thema. Sie sollte so minimal wie sinnvoll und möglich sein. Daher sind für die Schmidt-Cassegrains mit durchbohrter Schmidtplatte und die üblichen Maksutovs für Planeten (und Sonne?) aus dem Rennen. Die großen Maksutovs von Meade scheinen sich - was ich von aussen sehen konnte - durch eine Änderung der Blendenkonstruktion auf Obstruktionswerte deutlich unter 30% drücken zu lassen. Das bedeutet einen massiven Eingriff in das System, den man optomechanisch beherrschen können muss.


    Welches Potential ein Maksutov hat, zeigt eindrucksvoll Questar. Ich selbst bin davon überzeugt, dass deren Geheimnis lediglich darin besteht, sowohl den Hauptspiegel als auch den Fangspiegelfleck auf allerhöchste Genauigkeit und geringste Rauhigkeit auszupolieren. Das kostet in der Fertigung Zeit, und die will bezahlt werden müssen.


    Was bleibt am Ende? Lediglich die Fragestellung, welche Bedeutung die Wirkung der Obstruktion für meine Beobachtungspraxis hat. Und dann ergebnisabhängig ein oder mehrere Teleskope dem Grunde nach auswählen.


    Und da Geld in vielen Fällen eine Rolle spielt, rate ich ich jedem Novizen den Einstieg mit einem 114er Newton. Gebraucht. Am besten als Dobson. Dazu ein Ronchi-Okular. Richtig gelesen. Und dann, üben, üben, üben. Man lernt Instrumente einzustellen und zu beurteilen. Und den Spaßfaktor. Man lernt seine eigenen handwerklichen Potentiale kennen. Warum nicht in den 114er den kleinen Fangspiegel eines 76er einsetzen? Das verkleinert die Obstruktion drastisch. Man lernt die Obstruktion in der Praxis zu beurteilen. Alles in gebraucht, die Sachen werden einem heute nachgeworfen. Warum nicht an den 114er einen 2“-Auszug anschrauben? Das bringt je nach Okularbrennweite mehr oder weniger Vignette, aber man lernt zu beurteilen und wertzuschätzen. Am Ende ist man in der Lage einen 180er Maksutov zu kaufen, am Stern zu testen, zu beurteilen und gegebenenfalls wieder die Heimreise antreten zu lassen. Deswegen rate ich jedem, sich ein Ronchi-Okular zuzulegen und ein kontrastiges Okular für höchste Vergrößerungen für den Sterntest. Ein Investment, das einen nicht umbringt und in der Beurteilungsfähigkeit von Optiken weit nach vorne bringt.


    Dann kann man selbst entscheiden, ob man den Maksutov oder Schmidt zurückgehen lässt oder ihn behält.


    Ich halte mich an meinen eigenen Rat. Will sagen, ich habe downsizing betrieben und mir einen 130/1000 Newton zugelegt. Der soll einen kleineren Fangspiegel eines TAL1 bekommen, um die Obstruktion zu reduzieren. Das Instrument hat mich 90€ inklusive Versand gekostet und hat mir gestern an Venus, Merkur und Mars richtig Beobachtungsfreude für eine 130er Öffnung bereitet.


    Ich freue mich, wenn ein paar Gedanken dabei sind, die einen weiterbringen. Alle anderen dürfen überlesen werden ;)


    Viele Grüße und stets klaren Himmel


    Reinhold