Hallo Altan,
Bildbearbeitung ist etwas, wo man nie auslernt. Selbst die erfahrensten Astrofotografen lernen immer etwas neues, und die Entwicklung von Softwares steht ja auch nicht still. Insofern habe als aller erstes mal Geduld und sehe das ganze eher als Lernprozess an. Schaue ich mir heute Bilder an, die ich vor zehn Jahren gemacht habe rolle ich manchmal mit den Augen. Dann wieder ist es so, dass man alte Bilder auch gerne mal neu bearbeitet mit den neuen Kenntnissen die man gewonnen hat.
Aus meiner Erfahrung ist es so, dass der alles entscheidende Faktor der ist, wie das Rohmaterial ausschaut. Das hängt massgeblich von deinem Himmel ab, der investierten (Gesamt)belichtungszeit und der Sorgfalt mit der du bei der Aufnahme vorgegangen bist (Fokus, Nachführung etc.). Dann braucht es m.M.n gar nicht mehr so viel Bildbearbeitung bzw. da sind es manchmal dann diese kleinen Kniffe die du selber beschreibst, die in der Summe nachher etwas ausmachen. Ich kenne sehr sehr erfahrene Bildbearbeiter die behaupten genau das Gegenteil, nämlich dass man Bildbearbeitung an schlechten Bildern lernt. Da ist zwar was dran (weil man dann ein paar Tricks können muss), aber ich bin sehr sicher dass das Endergebnis mit gutem Ausgangsmaterial immer besser ausschaut.
Das heisst, wenn du aus der Stadt heraus fotografierst, wirst du da auch mit der besten Bildbearbeitung an deine Grenzen kommen. Das ist ganz einfach, da wo du mit bloßem Auge den besten Sternenhimmel hast, wirst du auch die besten Fotos machen. Jetzt ist immer die Frage was einen hindert daran raus aufs Land zu fahren? Das muss man für sich entscheiden, bei mir war es Anfangs einfach Faulheit (dafür gibt es keine Entschuldigung:-)). Andere haben größere Hindernisse, oder können aus privaten oder beruflichen Gründen tatsächlich nicht raus fahren. Da muss dann jeder für sich schauen. Letztendlich gibt es auch Astrofotografen die aus der Großstadt heraus Bilder machen, und das alles andere als schlecht. Entscheide da für dich selber.
So, Bildbearbeitung, das war das Thema: Es gibt m.E. kaum Material wo du von Anfang bis Ende die Bildbearbeitung lernen kannst. Es gibt Bücher (meistens englisch), es gibt Tutorials auf Webseiten und es gibt immer mehr Videos. Sehr vieles auf Englisch und sehr vieles davon durcheinander, also immer nur Einzelaspekte, aber selten mal von Anfang bis Ende. Ich habe auf meinem YouTube Kanal darum einen Kurs gemacht der die Bildbearbeitung von A bis O erklärt, allerdings nur mit PixInsight:-( Dazu kannst du dir die Bilder runter laden und alle Schritte nachvollziehen. Zudem habe ich den Anspruch, dass ich nicht möchte dass die Zuschauer einfach nur nach kochen, sondern es selber auch verstehen können sollen.
Auch kannst du dein Bild einsenden zur Bildbesprechung, und bekommst dann individuelle Tips zu deinem Bild. Ende Eigenwerbung:-)
Das Problem mit den ganzen Medien besteht darin, dass es viel Arbeit ist. Bücher sind immer noch das beste Medium, da hier sehr großen Wert auf saubere Recherche gelegt wird. Dort gibt es selten inhaltlich Fehler, schonmal gar keine Schreibfehler und alles ist durchdacht und sauber aufgebaut. Leider gibt es kein einziges deutsches Buch über Bildbearbeitung welches den heutigen Ansprüchen gerecht wird.
Webseiten gibt es ungemein viele, und dort ist eben das Problem dass es kein Lektorat gibt. Das heisst da können die Leute schreiben was sie wollen, und keiner kontrolliert ob es stimmt oder nicht. Zudem muss man sich alles irgendwie selber zusammen suchen, da es selten Webseiten gibt, auf denen alles von A bis Z erklärt ist.
Videos haben ähnliche Probleme, jeder kann so etwas machen, ob es stimmt was derjenige erzählt ist schwer zu kontrollieren. Sobald etwas im Netz ist, verbreitet es sich. Vorteil: Man sieht was derjenige macht direkt am Bildschirm, dadurch wird das ganze viel greifbarer als in Text und Bild basierten Websites. ABER! Videos sind eine One Man Show, es gibt nur die Meinung des Autors und keine zweite Meinung.
Foren haben auch so ihre Vorteile und Nachteile. Struktur findet man in Foren so gut wie gar nicht, man muss sich alles sehr mühsam zusammen suchen. Ideal ist ein Forum m.E. dann, wenn man eine ganz spezifische Frage hat (dann muss man aber erstmal lernen richtig zu fragen). Nicht selten bekommt man dann viele Antworten aus denen man sich erstmal die richtigen raus suchen muss. Zudem können Forenbeiträge gerne mal ausufern und irgendwann geht es auch gar nicht mehr um die ursprüngliche Frage. Hat manchmal aber großen Unterhaltungswert:-)
Lange Rede kurzer Sinn: Du musst dir aus diesem Mix das raus suchen was für dich am besten funktioniert. Aber das wichtigste ist: machen, machen, machen. Je nach Charakter und Veranlagung kann das mehr oder weniger Spaß machen.
CS Frank