Beiträge von Nasus im Thema „Kaufberatung Einsteiger“

    Hi Andrea,


    zu:
    1) Einrichten = Teleskopsystem so aufbauen, dass es funktioniert. Justage = das Optimum herausholen. Einrichten ist bei einem Dob nicht erforderlich. Justage bei allen Systemen mehr oder weniger (auch bei Montierungen bzw. deren Schnecken); pauschal gesagt: unzerlegt, bei langsamen Systemen wie F6 und erst recht visuell schaut man mal kurz, ob die Beugungsscheibchen intra- und extrafokal gleich ausschauen. Das ist meist gegeben. Falls nicht, ist das kein Beinbruch und zudem einfach einzustellen. Und überhaupt einzustellen.
    2) Längst nicht so präzise wie eine parallaktische Montierung - also nicht "Fototauglich". Aber ausreichend, um bei visuellen Beobachtungen nicht "Nachschubsen" zu müssen oder gar beim Okularwechsel als Anfänger das Objekt erst wieder suchen zu müssen. Und eben gerade bei Planetenaufnahmen sehr praktisch.
    3) Bei einem winzigen Balkon nicht, außer im Zenith. Man kann aber mit einem KT-rohr/Brett/Meterstab recht gut ausprobieren, wie weit 'nach unten' man schauen kann. Parallaktisch kämen bei beengten Verhältnissen andere Probleme hinzu: Bei einem Newton läge der Okularauszug jenseits der Brüstung und generell bräuchte man für die Montierungsart einiges an Elektronik, viel Zeit oder aber einen freien Blick auf Polaris zum Einnorden.


    cs
    Jürgen


    (disclaimer: Ich besitze ausschließlich parallaktische Montierungen, Apos und einen Mak. Zum Beobachten (nicht mein Ding) nutze ich meinen Kram aber nur am Bürgersteig, sei es der Schulhof mit verdunkelten Fenstern zu ner SoFi oder bei Hüttenwochenenden)

    Hi Andrea,


    kurz mal zur (Langzeit)Fotografie:
    Die trennt man von der Ausrüstung her eh von der Beobachtung. Nicht nur wegen 'halbwegs Optimal' statt 'fauler Kompromiss', sondern weil man sonst während dem Beobachten nicht Fotografieren kann und umgekehrt. Insgesamt sogar billiger - bis ein visuell sehr guter Newton "Fototauglich" ist, muss fast alles ausgetauscht werden und verlangt dann auch noch nach großen Parallaktischen Montierungen ab EQ6-R bei Windstille und viel Frusttoleranz, so ein Monstrum aus dem Stehgreif zu beherrschen.


    Ich würd folgendes machen:
    1. Erwartungshaltung grob einschätzen lernen. Am besten natürlich durch Mitbeobachten, aber vorab helfen schon so Seiten wie binoviewer.at und auch die Zeichnungen hier im Forum (auch wenn die idr. von erfahrenen Beobachtern und zudem mit größeren Öffnungen entstanden sind).
    2. Falls a) ein Kompromiss aus EQ-3 und einer sehr kleinen Optik nicht in Frage kommt, mit einem b) Dobson anfreunden.
    a) eher ein kleiner aber nicht zu kurzer Refraktor oder ein Mak. Beide haben Vor/Nachteile, aber visuell würde ich mir nie wieder einen Newton auf einer parallaktischen Montierung antun. Ok, vielleicht mit Rotationsrohrschellen und wenn die Montierung eh schon aufgebaut, eingerichtet und bezahlt ist.
    b) über eine EQ-Plattform nachdenken. Dann hat man das intuitive Aufsuchen mit dem Komfort einer automatischen Nachführung für Visuell + Planetenfotografie.
    3. Über eine kleine Kameraausrüstung nachdenken. Also erstmal ein Stativ und einen Tracker. Recht bald wirst Du dann aber statt einer Bridge eine DSLR, vzw. modifiziert wollen. Die sind gebraucht aber recht günstig (deutlich unter 200€).
    3b) Das könnte man sich auch mit einer dürftigen Montierung ohne Polsucher, aber zumindest Motörchen zusammenstellen. Darauf hätte dann auch innerhalb des Budgets ein kleines Teleskop und ein oder zwei einfache Okulare Platz. Manges Polsucher und Einachsnachführung wird aber kaum mehr als z.B. Aufnahmen von Sternbildern möglich sein. Die sind aber beim Einrichten recht hakelig. Und während den Aufnahmeserien kann man halt nicht Beobachten. Kann Lust auf mehr machen (dann verkauft man diese Ausrüstung wieder und kauft 2 besser geeignete), kann aber auch frustrieren (dann verkauft man diese Ausrüstung wieder oder lässt sie verstauben).


    Aber wie man es auch macht: Die beste Lösung gibt es nicht und jede wird noch Kosten nach sich ziehen, wenn sich ein Hobby daraus entwickelt.


    cs
    Jürgen