Beiträge von JSchmoll im Thema „Stellina nun lieferbar“

    Hi Gerd,


    sehr gut zusammengefasst. Ich denke auch, dass wir zwischen dem Stellina daselbst inklusive der konkreten technischen Umsetzung und der Idee/Beobachtungstechnik unterscheiden muessen. Solche Smartphoneteleskope werden sicher ihren Markt haben, insbesondere fuer die juengere Generation, die mit dem Smartphone aufwaechst.


    Einzig das "wie" ist fragwuerdig. Stichwort "geschlossenes System". Nicht umsonst sind astronomische Teleskope im Vergleich beispielsweise zu Spektiven offene Systeme, die im Baukastenprinzip ausgefuehrt sind. So kann erweitert werden, und dysfunktionale Komponenten sind schell ausgetauscht: Ein kaputter Nachfuehrmotor, oder die minderwertigen Okulare eines ansonsten brauchbaren Teleskops. Beispielsweise hat Vixen durch Einfuehrung einer Systemmontierung hier gepunktet. Als Klassikersammler kenne ich die vielen Inselloesungen, die zuvor da waren. Teleskopmontierungen mit "angewachsenen" Rohrschellen zum Beispiel, so sich der Tubus nicht wechseln liess.


    Das erinnert mich an die Geschichte des "GOTO"-Teleskops in der Amateurastronomie. Die ersten Modelle waren auch fragwuerdig, und sie setzten sich nicht durch. Beispiele aus meiner Erinnerung:


    - Das schon von mir weiter oben erwaehnte "Kreditkarten-GOTO", wo man Magnetkarten durch einen Spalt ziehen musste. Ein unpraktisches Gadget, das sich nicht durchsetzte.


    - Die Celestron-CCT-Baureihe, wo Celestron gabelmontierte GOTO-Teleskope herausbrauchte. 12000 Mark fuer ein C8 CCT! Die Basisgabelversion kostete nur 4000 Mark, zum Vergleich.


    - Auf der VdS-Tagung und BoHeTa 1987 gab es zwei groessere Teleskope zu bestaunen: Astrobot 1 und 2. Das waeren ein 10cm- und ein 15cm-Refraktor auf einer futuristischen Robotermontierung deutscher Bauweise, aber ohne Gegengewicht. Der Polblock war nicht besonders gut ausgefuehrt, und die Dinger wackelten aufgrund ihres langen Hebels furchtbar. Die aufgerufenen Preise waren wahrhaft astronomisch und nur fuer professionelle Anwender stemmbar, aber die wollten sicher keine f/15-Refraktoren mehr.


    Also drei GOTO-Systeme, die in ihrer Ausfuehrung problembehaftet waren. Das stoppte den Siegeszug von GOTO nicht, aber die konkreten Loesungen sind allesamt Geschichte. Nicht durchdacht, am Nutzer vorbeientwickelt, oder zu teuer.


    Zurueck zur EEA-Technik, sehe ich hier Parallelen zu Stellina. In der jetzigen Version hat es Fragwuerdigkeiten und es ist sehr teuer. Die Zukunft von EEA oder von mobiltelefongesteuerten Teleskopen ist davon unberuehrt. Und in einem Diskussionsforum darf natuerlich diskutiert werden. Das "Finger in die Wunden legen" ist aber auch eine Chance fuer den Hersteller, Probleme zu erkennen und das Produkt zu optimieren, um Marktreife zu erreichen.


    Ich weiss, dass es wirlich eine Herausforderung darstellt, etwas wirklich Neues zu entwickeln, das auch angenommen wird. Gerade bei der Konkurrenz aus Fernost, die so guenstig und mittlerweile auch gut produzieren kann. So kann ein negatives Feedback entmutigen. Auf der anderen Seite hilft es, Defizite fruehzeitig zu erkennen und Loesungen dagegen zu entwickeln. Da sehe ich keine Ideologie. Natuerlich muss man fuer die Technik aufgeschlossen sein, und Hardcore-Visuellbeobachter mit ihren Halbmeterdobsons gehoeren sicher genausowenig dazu wie dedizierte Astrofotografen. Solche Anwender werden sich wohl nicht fuer dieses System begeistern lassen. Aber Freunde der EEA, die zum Beispiel aus einer lichtverschmutzten Umgebung Objekte fuer eine Besuchergruppe sichtbar machen wollen, werden zur Zielgruppe gehoeren.

    Klar, es ist gut, wenn es immer wieder neue Produkte gibt. Ob sie sich am Markt behaupten koennen, wird sich zeigen.


    Ist wie das GOTO-System aus den 1990ern, das es mal von Vixen gab. Da musste man Magnetkarten durch einen Schlitz ziehen, um den Computer mit 16 Objekten zu laden. Im Prinzip ein offenes System, wenn es einen Kartenschreiber gegeben haette. Aber in der Praxis voellig unpraktisch, da man im Dunkeln mit einer Mappe mit Karten hantieren musste, um die Karte mit dem Zielobjekt zu finden. Auch blieb ungeklaert, wie man die Karte gegebenenfalls neu beschreiben konnte, sollte der Inhalt mal unleserlich geworden sein ... das System wurde nur kurz beworben und hat sich nie durchgesetzt. Etwa zeitgleich kamen die Meade LX200 raus, mit tausenden Objekten im statischen Speicher und das war halt ungleich praktischer.


    Nur so als Beispiel, dass nicht alles, was modern ist, auch in der beobachtenden Astronomie praktisch ist. Mobiltelefon-Apps, wo man auf einen leuchtenden Bildschirm gucken muss (tschuess, Dunkeladaption). Touchscreens, wo man den Knopfdruck nicht spuert und die Zuverlaessigkeit sowieso bei kalten Fingern in Frage gestellt ist. Spracheingabe - da muss man dann draussen im Garten Selbstgespraeche fuehren und alles immer mehrmals sagen, bis das System es mal kapiert hat (mir reicht das schon bei Servicehotlines am Telefon - es funktioniert einfach nicht!).


    Klar, die Verwendung eines Mobiltelefons hat fuer den Entwickler den Vorteil, dass kein weiteres Stueck Elektronik (das Handset) neu entwickelt werden muss. Und der Kunde ist nicht auf ein spezielles Ersatzteil angewiesen, sollte das Eingabegeraet mal kaputt gehen - solange das Teleskop zum neuen Eingabegeraet weiterhin kompatibel ist.


    Aber fuer die Astronomie waere zumindest ein "Gamepad" mit fuehlbaren Tasten angesagt, um das Geraet im Dunkeln zuverlaessig steuern zu koennen. Diese Loesung haben wir in unserem Planetarium zur Steuerung eines optomechanischen Projektors ins Auge gefasst, denn sie ist zuverlaessig und bewahrt die Dunkeladaption.


    Ich denke schon, dass auf Dauer solche "Smartscopes", oder wie man das auch immer nennen will, ihren Markt haben koennten. Aber da muss sich in der technischen und Preisentwicklung noch einiges tun.

    Hi Gerd,


    schade, dass der Diskussionsstil jetzt ins Polemische abzugleiten scheint.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">na ja mit den 30000 Objekten beim ETX80 ist das doch genauso wie mit der 500 fachen Vergrößerung beim 60mm FH vom Kaffeeröster.
    Beides ist unsinnig und irreführend.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Dass die 500-fache Vergroesserung beim 60mm-Refraktor sinnlos ist, ist offensichtlich und liegt in der Wellennatur des Lichtes begruendet. 30000 Objekte sind natuerlich (wie schon von mir bemerkt) zu viel fuer ein visuell genutztes ETX80. Aber die Schlussfolgerung, dass ein fotografischer 80mm-Refraktor mit nur 200 Objekten besser sein, kann ich nicht nachvollziehen.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"> Da sind ehrliche 200 auch wirklich gut und sinnvoll zu beobachtende Objekte wesentlich besser als irrsinnige 30000 die man mit der Optik niemals sinnvoll beobachten kann und die nur reine Effekthascherei für die Werbung sind. Genau wie die völlig unsinnigen 500 fache Vergrößerung für einen 60mm FH.
    Ihr seid schon komisch, zuerst beschwert ihr euch das die von Vaonis zu viel in der Werbung versprechen und wenn sie dann aber ehrliche 200 Objekte in der Datenbank haben ist euch das wieder zu wenig und ihr wollt mit irrsinnigen 30000 Objekten veräppelt werden die ihr eh nicht beobachten könnt.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Eben nicht. 200 Objekte fuer ein fotografisch genutztes Teleskop sind zu wenig. Allein die Messierobjekte sind ja schon 109. Dann Mond und Planeten ... da bleibt fuer den Rest nur noch um die 80 uebrig. Wenn man dann an die vielen offenen Sternhaufen denkt, die Messier nicht im Katalog hat (h+x, Collinder 399 etc), und dann an die ganzen grossflaechigen Gasnebel, die gerade mit dem Detektor gut abgebildet werden koennen. Nordamerikanebel, Cirrusnebel, Kalifornianebel und so weiter. Wo steht, dass wir "mit irrsinnigen 30000 Objekten veraeppelt werden wollen" ?


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"> Gerade die ehrlichen und realistischen 200 gut und sinnvoll zu beobachtenden Objekte heben das Stellina sehr positiv von anderen ab die ihre Kunden mit irrsinnigen 30000 Objekten veräppeln.
    Man muss die Leute von Vaonis ausdrücklich dafür loben wenn sie nur sinnvolle Objekte in die Datenbank aufnehmen.
    Aber anscheinend seid ihr es gewöhnt veräppelt zu werden und wollt das auch weiterhin.
    Anders kann ich mir nicht erklärten wenn sich hier ernsthaft darüber beschwert wird das in der Datenbank des Stellina nur sinnvolle Objekte zu finden sind.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Was sind "sinnvolle Objekte"? Da besteht doch die Gefahr, dass eine willkuerliche Vorauswahl getroffen wird. So wie die ganzen dummen Defaults im Windows-Betriebssystem, die man erst mal wieder entfernen muss ("Fortlassen bekannter Dateikuerzel" ist ein solches Beispiel). Aehnlich wie beim Beispiel Windows besteht dann die Gefahr, dass irgendwer subjektiv diktiert, was nun "sinnvoll" zu sein hat.


    Nach dem Motto "Stellina, zeige mir NGC7293" - "Nein, mach ich nicht. Die Plejaden sind doch viel schoener!". Wie der intelligente Fahrstuhl von Sirius Kybernetics in "Per Anhalter durch die Galaxis", der auch lieber in den Keller fahren will.


    Da lobe ich mir schon die 30000 Objekte, auch wenn vielleicht nicht alle sichtbar sind. Und natuerlich sollte auch eine freie Koordinatenwahl existieren. Sonst kann man ja z.B. einen neu entdeckten hellen Kometen nicht beobachten.

    Datenbasis begrenzt auf 200 Objekte?


    Nur so zur Information - ein Meade ETX80 hat 30000 Objekte (die man gar nicht alle sehen kann ...). Also das ist natuerlich ein Manko bei dem Preis. Und eine groessere Datanbasis kostet doch bei den heutigen Speicherpreisen nichts mehr.


    Das klingt fuer mich noch nach Prototypenstadium. Okay, wenn dann wirklich spaeter eine groessere Datenbasis durch Firmwareupdate aufgespielt werden kann und dieses Update auch kommt ...


    Fuer mich klingt das noch nicht nach einem ausgereiften Produkt.




    Zur Diskussion ueber oeffentliche Beobachtungen: In den Planetarien und Sternwarten, mit denen ich zu tun habe, steht das Erlebnis am Okular immer noch im Vordergrund. Der Bildschirm ist nur dann angesagt, wenn kurzzeitige Phaenomene von einer ganzen Gruppe gleichzeitig beobachtet werden sollen -- zum Beispiel eine Sternbedeckung durch den Mond.


    Und auch am Okular kommt ein "Wow-Effekt" auf, selbst bei kleineren Oeffnungen, sofern man nur die richtigen Objekte waehlt. Plejaden oder der Doppelhaufen kommen auch im Sechszoeller gut rueber. Klar, fuer schwache Galaxien ist natuerlich dann mehr Oeffnung angezeigt. Wenn der Standort es hergibt.

    Danke an Marcus fuer die Erklaerung!


    EAA koennte natuerlich eine Astro-Einstiegsvariante fuer die "Generation Smartphone" werden, da derlei Gadgets ja unter den juengeren Menschen sehr beliebt sind (siehe neben dem Smartphone daselbst Erfindungen wie den "Alexa"-Lautsprecher oder die "Smartwatch", die rund um die Uhr checkt, ob das Herz noch schlaegt etc).


    Allerdings ist der Questar-Preis eine Huerde, zumal bei dem geschlossenen System das Problem ist, was daraus wird, wenn mal was kaputtgeht. Beim normalen Teleskop lassen sich ja die Komponenten dank des offenen Systems weitgehend austauschen.

    Sicher ein innovativer Ansatz.


    Ob sich viele Amateurastronomen dafuer interessieren, sei dahingestellt. Es ist recht teuer, kein offenes System (sprich nicht erweiterungsfaehig) und alles ein bisschen zu vollautomatisch. Ein Bergsteiger will einen Berg ja auch selbst besteigen, anstatt die Rolltreppe zu nehmen. Und der Anblick eines Objektes direkt durch das Okular ist nicht zu toppen, auch wenn man objektiv weniger sieht. Ist vielleicht wie beim Besuch einer Sportveranstaltung, wo der eingefleischte Fan dabei sein will, obwohl man im Fernsehen dank der Kameratechnik mehr Details sieht. Es ist der Reiz des Authentischen.


    Wo das Stellinasystem punkten koennte:


    - Bei wohlhabenden Einsteigern und Technikfreaks, die schnell mal was live sehen wollen, ohne viele Grundkenntnisse wie Einnordung oder Objektverortungskenntnisse mitzubringen.


    - Bei Gruppenbeobachtungen, wo der "leitende Beobachter" keine amateurastronomischen Erfahrungen hat. Beispielsweise in einem Astronomiekurs in einer Schule.


    - Fuer Menschen mit einer Koerperbehinderung koennte dieses relativ kleine und robuste System eine Moeglichkeit sein, auch live Deep Sky beobachten zu koennen, was an einem grossen Dobson beispielsweise nicht moeglich waere.


    Auch wenn es nichts fuer mich persoenlich waere und wohl auch nichts fuer "eingefleischte" Deepskybeobachter oder Astrofotografen, sehe ich durchaus einen Markt fuer so etwas.