Beiträge von Marcus_S im Thema „gute Augen, schlechte Augen“

    Moin Udo!


    Noch ein paar Überlegungen zu Deinen "Augensorgen", die sind allesamt nicht oberschlau gemeint. Ich weiß nicht, wieviel Beobachtungserfahrung Du hast, ich möchte Dir nicht auf den Schlips treten.


    Vor längerer Zeit gabs hier aber schonmal so einem ähnlichen Fall:
    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=224170



    Und...


    - Dunkle Umgebung:
    Deine Beschreibung der Verhältnisse (h und chi und M 31 gesehen, Milchstraße hell, Umgebung auch) würde ich nach meinen Maßstäben in die Schachtel "gute mittelfränkische Standardnacht" einsortieren, da könnte es zumindest mit 10" an M 51 mit Spiralarmen knapp werden. Aber auf "alte Augen" tippe ich nicht als Allererstes.
    Ich habe auch leichte Zweifel, daß es die Milchstraße war, die die Umgebung beleuchtet hat. Ich tippe auf Allerweltsstreulicht, zumindest nach Deiner heutigen Schilderung. Auch an meinem bisher dunkelsten Beobachtungsstandort konnte ich immer ohne Lampe hantieren oder aus etwa 1 m Entfernung große Schrift (Autokennzeichen) lesen. Eigentlich war das immer so, egal, wie dunkel die Umgebung war. Das Auge scheint da immer weiter nachzuverstärken. Scheint mir kein brauchbarer Maßstab zu sein.
    Und dunkel (also finster) anne Nordsee, hmm. Ich vermute, es wird schon sehr, sehr, sehr gut gewesen sein, aber duster? Als ich das letzte Mal bei Nacht an der Nordsee (Tümlauer Bucht, St. Peter-Ording) spazieren war (ufff, das muß so 15 Jahre her sein...), da war das nachts nicht dunkel. Eine Lampe brauchte man da nicht und das lag nicht an den Leuchttürmen...


    - Da mir nach Deinen Berichten die Umgebung viel zu hell vorkommt, Du daran aber nichts ändern kannst, nochmal: probier mal ein Lichtschutztuch zur Allerweltsstreulichtlichtabschirmung. Hilft bei mir der Dunkel-Nachadaption gewaltig und der Detailerkennung unvorstellbar und für den ersten Versuch kostet das nichts, ein schwarzes oder dunkelblaues T-Shirt wird sich finden.
    Nach einiger Zeit unter einem Lichtschutz-T-Shirt wirst Du Dich wundern, wieviel von der eigentlich wenigen Umgebungshelligkeit noch immer durch den Stoff scheint. Oder durch die Ärmellöcher...


    - Beobachtungstechniken üben
    Indirektes Sehen, Tubuswackeln, Beobachten im Sitzen, dunklere Rotlichtlampe... Es muß ja nicht gerade Blaubeerdoping sein...


    - Geduld und Übung und Erfahrung
    Habe ich für mich erst lernen müssen. Hat gedauert. Und ich bin noch laaange nicht da, wo die Experten sind, ich bin keiner.
    Aber: an einem Objekt länger beobachten. Noch länger. Und nun noch ein Weilchen. Und vielleicht doch ein anderes Okular probieren, beim Okularwechsel aber das Guckauge nicht wieder "belichten". Und nun wieder geduldig gucken. Und alle diese Details im Hirn zu einem Bildeindruck zusammensetzen. Auge zwischendurch mal ausruhen, aber nicht "belichten", auch nicht durch die Umgebungshelligkeit. Und dann ausgeruht nochmal gucken und alle einzeln erkannten Details zu bestätigen versuchen.
    Und dann alles in der nächsten Saison nochmal probieren und in den Notizen mit dem jeweils frisch Gesehenen vergleichen.
    Solche Versuche der Detailerkennung (wobei 16" da schon was reißen dürften) sind für mich kein Spazierengucken, eher "Guck-Leistungssport".


    - Den Begriff "gesehen" definieren
    Ich habe verschiedentlich aufgeschnappt und dann für mich festgelegt (und man möge mich bitte ggf. korrigieren!), daß "gesehen" etwa soviel bedeutet wie "immer wieder bei indirektem Sehen, wenn nur auch blickweise, sicher erkannt", aber eben nicht "Beim Einblick in das Okular sofort in voller Schönheit betrachten und genießen können".


    - Neu sehen lernen (das liest sich vielleicht etwas schräg...)
    Das Sehen-lernen (damit meine ich nicht die Lichtempfindlichkeit des Auges) erscheint mir eher altersunabhängig. Das hat für mich eher was mit Selbstkritik und Selbstbewußtsein und einer Art Gelassenheit zu tun.
    Ich merke das auf der Arbeit öfter beim Mikroskopieren, viele gucken in die Okulare wie beim Fernsehen und sehen auch irgendwas. Aber eben nicht alle Details. Wenn man diese Menschen dann an die schwächsten Details der Objekte heranführt, dann geben sie an, diese Details auch erkannt zu haben und sie als wahr annehmen zu können. Einige sind aber auch so ehrlich, zuzugeben, daß sie bestimmte Details eben auch nicht erkennen. Und das merke ich sowohl bei jungäugigen und auch bei älterräugigen Kollegen und Kolleginnen.
    Jaja, beim Mikroskopieren hat man meist genug Licht. Meistens. Aber ich behaupte: das leicht esoterisch anmutende "Zulassen, winzige oder zarteste Details wahrzunehmen", also eben nicht "in die Glotze zu gucken", das ist gleich. Und erlernbar.


    - Und, in der Priorität aus meiner Sicht aber ganz am Ende der Liste, die Materialschlacht.
    Ich habe den Eindruck, daß die Okulare einen nicht völlig zu vernachlässigenden Einfluß auf die Erkennbarkeit schwächsten Gefitzels haben. Aber ich nehme an, nicht auf die Erkennbarkeit von Spiralarmen an M 51 im 16". Wenn es aber um den letzten Nebelfetzen geht, dann lohnt aus meiner Sicht das Ausprobieren eines anderen Okulars. Und zu dem Thema drohen Glaubenskriege...



    Vielleicht ist da noch was Hilfreiches oder gar Aufmunterndes dabei. Das wird schon werden.



    Viele Grüße von


    Marcus

    Moin Udo!


    Solche Bedingungen, daß die Milchstraße Schatten wirft, lecker! Aber dann M 31 gerade so zu sehen... So wie Du das schreibst, kommt mir das etwas seltsam vor.


    Auch wenn ich mit meiner durchaus begrenzten Erfahrung sicher bin, mit 10" schon Spiralarme erkannt (ich schreibe hier mal bewußt nicht "gesehen") zu haben
    - haben meine Augen unterschiedliche Tagesform, es gelingt nicht immer, auch nicht unter Anwendung der üblichen Beobachtungstechniken,
    - schirme ich die Umgebungshelligkeit trotzdem mit einem Lichtschutz über dem Kopf ab, weil es drumherum eben nicht so finster ist wie im fensterlosen Kohlenkeller, auch wenn ich M 31 freiäugig deutlich sehen kann,
    - beobachte ich an einem Objekt schon so einige Minuten und durchaus auch länger, bis sich z. B. bei M 51 ein Eindruck von "Rosinenschnecke" langsam entwickelt und immer mehr "im Auge" zusammensetzt. Und das nenne ich dann "gesehen", mindestens aber "erkannt". Vielleicht müßte man die Bedeutung des Begriffs "sehen" justieren? Ins Okular gucken und sofort Spiralarme zählen können gelang mir auch noch nie.



    Viele Grüße von


    Marcus