Beiträge von JSchmoll im Thema „Skepsis gegenüber China-Zubehör, noch berechtigt?“

    Ich denke, dass die Grenze zwischen guten und schlechten Produkten unabhaengig von Landesgrenzen verlaeuft. "Made in ..." ist eigentlich egal, eher "Made by ...". Es gibt im Reich der Mitte (uebrigens nicht dem "Land der aufgehenden Sonne", das ist Japan [:)] ) Firmen, die es koennen und Firmen, die es nicht koennen. Genauso wie beispielsweise in England, wo ich mal ein hochpreisiges Teleskop erwarb, das sich trotz Pruefprotokoll als optomechanische Vollgurke erwies.


    Bei elektrischen Produkten oder Hochpreisigem wuerde ich eher ueber einen autorisierten Haendler bestellen. Es ist einfach das Risiko zu gross, dass ein Netzteil schlechter Qualitaet Schaeden verursacht oder ein Teleskop, das sich als Gurke entpuppt, nicht umgetauscht werden kann. Hierzu eine Anekdote: Ein Bekannter hier in England hatte sich vor Jahren bei "Intane Optics" in China ein 150mm f/8-Quadruplett bestellt, mit voller Umtauschgarantie. Ich habe das Teil fuer ihn am Stern getestet - Vollgurke. Umtauschen wollten sie das Teil, das trotz Direktimport noch sehr teuer war, dann nicht mehr. Schliesslich, nachdem er es zurueckschickte, kam eine angebliche Zollrechnung ueber den Fast-Neupreis des Objektivs, auf chinesisch, mit der Bitte das an die Firma zu ueberweisen. Leider hatte Intane die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn mein Bekannter hatte Beziehungen zu Leuten, die Mandarin lesen konnten und im Dokument war nur von einem sehr kleinen Zollbeitrag die Rede ...


    Was die Qualitaet anbelangt, bin ich mit chinesischer Hardware bestens bedient. Ich hatte bis vor Kurzem einen GSO-RC, der nach kleinen Modifikationen 100% lief und eine sehr gute Optik aufwies. Meine Skywatcher EQ6en sind die besten Montierungen, die ich je hatte. Zum Vergleich - ich habe gerade eine Montierung deutscher Bauart aus England, die einen 200/5000mm-Faltrefraktor tragen soll. Ein Wackeldackel mit winzigen 1/4"-Klemmschrauben mit Plastikspitzen, die als "Rutschkupplung" auf die 38mm-Wellen druecken. Profile, die nicht biegesteif sind. Ein Polblock aus zwei Metallplatten mit einer einzigen Schraube mittendurch. Ich musste die ganze Montierung erheblich versteifen, den Polblock verstaerken und die Klemmungen auf Tangentialklemmung umruesten, um das Teil ueberhaupt halbwegs gebrauchen zu koennen. Viele chinesische Hersteller koennen das besser.


    Unterm Strich habe ich mit chinesischen Produkten ueberhaupt keine Problem, selbst wenn ich hier und da noch ein paar kleine Modifikationen durchfuehren muss.


    Ich habe uebrigens auch eine chinesische Drehbank. Auf den Bastlerforen wurde da viel die Nase geruempft, aber ich bin mit dem Geraet bestens zufrieden. Zumal ich fuer eine wesentlich kleinere Maschine des englischen Herstellers Myford das 2.5-fache bezaehlt haette.