Beiträge von Marcus_S im Thema „BTM 2019“

    Moin!


    Ich hänge hier einfach mal keine Bilder, sondern nur ein Berichtchen (eine nur ganz leicht umgearbeitete Version meiner Beobachtungsbuch-Notizen) dran...




    30.08.2019 Tags zu heiß, nachts naß und frisch - erstes Mal als Teilnehmer auf dem BTM
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    30./31.8.2019 (Fr/Sa), Pfünz, Osterberg, 445 m ü. NN
    Start Freitag gegen 13 Uhr bei brüllender Hitze,
    Ende Samstag gegen 11 Uhr bei brüllender Hitze



    Mit auf heiligen Rasen waren:
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    * 130 mm f/7 mit Leuchtpunktsucher auf Selbstbaumontierung auf Vermessungsstativ
    * 72 mm f/6 auf Selbstbaueinarmgabel auf Fotostativ
    * Okularkoffer mit aktualisiertem Inhalt
    * Astronomik UHC 2", Astronomik OIII 2", Astronomik UHC-E 1,25", Astronomik H-beta 1,25"
    * Explore Scientific Farbfiltersatz 1,25" (blau, grün, gelb, orange)
    * T-Shirt über dem Kopf, um Umgebungslicht abzuschirmen, ist aber doch zu durchlässig.
    * TRIATLAS B 2nd ed.
    * Deep Sky Hunter Atlas, Second Revision (2017)
    * Mag 7 Star Atlas für die Übersicht
    * BAfK


    neu dabei und noch in Erprobung:
    ** Baader OIII 1,25"



    Programm und Erlebtes
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    Nachdem ich eigentlich schon letztes Jahr mal zum BTM wollte und dann aber wegen "es ist mir zu heiß" schwächelte, da habe ich mich dieses mal aufgerafft. Ich hatte den Freitag freigenommen, in Ruhe gepackt und bin trotzdem ausreichend früh losgekommen. So schaffte ich es auch noch problemlos durch die Baustelle bei Allersberg und kam wohlbehalten in Pfünz an. Eingecheckt, Auto auf einem planetentauglichen Platz abgestellt, Stativ eingepflanzt und erstmal einen Spaziergang gemacht, an den vielen verschiedenen Geräten Ideen sammeln. Ein paar Bekannte gesucht und dann schließlich doch getroffen, das war aber nicht sooo einfach, fast alle Menschen versteckten sich irgendwo vor der sengenden Hitze.


    Als die Mittagshitze dann doch etwas nachließ, baute ich so langsam mal die Montierung auf. Das blanke Aluminium glänzte in der Sonne und lockte ein paar Neugierige an, die höflich oder auch wirklich interessiert meine Ausführungen ertrugen. Am Nachmittag malte ich dann im Atlas noch ein paar Kringel um die in der Nacht zu beobachtenden Objekte, ich dachte, ich würde Gelegenheit zum Beobachten haben...


    In der Abenddämmerung wurde dann der Fünfzöller aufgesattelt und schon mal nach Jupiter gespäht, nach längerem Herumgestochere in der passenden Gegend habe ich den dann auch gefunden. Erstaunlicherweise fand ich das Seeing trotz der Hitze tagsüber sehr brauchbar - Jupiter erfreute an dem Abend mit der Sichtbarkeit des GRF, den andeutungsweise erahnbaren Wirbeln im Schlepp des GRF, einem ganz klar und scharf abgebildeten doppelten SEB, einem wuscheligen NEB, einer leicht strukturierten äquatorialen Zone und vielen dünnen Wolkenbändern. Die Farbkontraste erschienen mir aber etwas flau, es bewegte sich alles zwischen "karamell" und "ocker", einzig den GRF konnte ich als "terrakotta" durchgehen lassen. Dafür wanderte der Schatten eines Jupitermondes im NEB herum und auch das "Ablösen" des Mondes vom Jupiterrand war sehr schön zu beobachten. Für das 4 mm-Okular reichte die Luft nicht ganz, mit 4,5 mm war das Bild schön ruhig und kontrastreich. Das war für Jupiter ein wirklich schöner Saisonabschluß!


    Es wurde dunkler und Zeit für Saturn. Dazu packte ich dann zum Teleskop-Vergleich den 72 mm f/6 auf seiner Einarmgabelselbstbaumontierung aus. Und der Lütte schlug sich tapfer. Beide zeigten an Saturn das Übliche (der Fünfzöller natürlich alles etwas heller und deutlicher): das äquatornahe Wolkenband und die dunklere Nordhalbkugel des Saturn, den scharfen Schatten des Planeten auf den Ringen, die (im Fünfzöller umlaufend erkennbare) Cassini-Teilung, den dunkleren A-Ring, den außen helleren und innen dunkleren B-Ring.


    Ab und an kamen natürlich Besucher dazu und wollten auch mal durchgucken. Guckten durch und verschwanden wieder... Der Himmel entwickelte ich langsam, die Milchstraße kam recht deutlich und strukturiert heraus, ich fand die Himmelsqualität und die Transparenz aber nicht so richtig prickelnd, ich fand das alles irgendwie etwas dunstig und später wurde es auch ernstlich naß. Und leider gab es auch keinen Stromausfall in Ingolstadt... ;)


    Dann aber kam ein netter, interessierter und vorinformierter Besucher vorbei und stellte leichtsinnigerweise Fragen. So fühlte ich mich zu ausschweifenden Ausführungen ermuntert. Und statt zu fliehen, da fragte er weiter... So geriet der Abend ungeplant wohl zu einer Art spontaner Werbe- und Verkaufsveranstaltung für problemlose Schnellguck-Kleinapos (war also nix mit meinem Beobachtungsprogramm), während wir mit dem 72er und verschiedenen Okularen und mit und ohne verschiedene Filter Schwanennebel, Lagunennebel, Nordamerikanebel, Pelikannebel, Cirrusnebel, M 57 und M 31 beguckten und zwischendurch auch immer mal mit dem 5" verglichen. Und der 72er machte sich dabei nicht schlecht!


    Als der Herr dann doch entschwand, habe ich mehr oder weniger vergeblich noch ein wenig den California-Nebel und ein paar andere Objekte, an die ich mich jetzt nicht mehr genau erinnern kann, gesucht und oder beguckt. Die Kondition und die Transparenz des Himmels rieten mir aber zu etwas Schlaf. So krabbelte ich ins Auto und schlief, bis ich von der Morgensonne gedünstet und geweckt wurde. Mir war es zu heiß und so baute ich ab.


    Der Abbau allerdings war mit leichten Schwierigkeiten verbunden - ich hatte die Montierung über Nacht draußen und unabgedeckt gelassen, sie sollte ja ablüften können... Das war allerdings nur semischlau, denn der Tau ließ die Gegengewichtsachse der Montierung (aus schnödem 9S20k) in den paar Stunden durch den ganzen gefallenen Tau derart verrosten, daß ich zuerst die Gegengewichte nicht mehr herunterbekam. Glücklicherweise rettete ein Nachbar die Situation, indem er mir ein paar Tropfen Öl spendierte, dann ging's. Dafür noch einmal vielen Dank! So bekam ich doch alles gut verstaut.


    Bei einem abschließenden Vormittagsspaziergang über den Platz erflohmarktete ich noch ein Okular (falls der Verkäufer des ES 24 mm das hier liest: Einblickverhalten mit Brille paßt, nochmal vielen Dank!) und rettete mich dann in den kühleren Norden.




    Ich fand, es war ein schönes Treffen, angenehme und unaufgeregte Stimmung und nette Menschen. Und für mich gab es auch eine Überraschung - ich hatte nicht gedacht, daß mir das Betüdern interessierter Besucher dann doch so viel Spaß machen würde.


    Deshalb noch nachträglich von mir vielen Dank an die Organisatoren!



    Viele Grüße von


    Marcus