Beiträge von tommy nawratil im Thema „NGC 6888“

    hallo,


    Das was die Kamera da aufnimmt, ist kein Astrofoto. Es ist ein lineares Bild, man sieht praktisch nichts ausser die ausgebrannten Sternkerne.
    Unsere Augen sehen logarithmisch. Daher muss man das Bild strecken, damit etwas sichtbar wird. So wie die Canon, welche das Rohbild am Display
    gleich mit den Farb Einstellungen des Weissabgleichs streckt. Strecken kann man ein Bild aber auf verschiedene Weise,
    neben dem reinen Luminanz aufziehen (und dann Farbe verstärken, was wieder Geschmackssache ist), ginbt es arcsinh strech und weitere Varianten.
    Nunja, da fängt die Malaise zwar nicht erst an, ist aber einer der Punkte über die man zuerst stolpert wenn man mit der Astrofotografie beginnt:
    Warum sieht mein Bild so finster aus, wenn ich es in PixInsight aufmache? Das sah am Canon Display ja schön aus, und was ist jetzt los?
    Im Photoshop gibts am Anfang immer den RAW Konverter, man sieht dort also das Rohbild nur ganz kurz am Anfang,
    und muss gewisse Einstellungen treffen damit man dann überhaupt damitz arbeiten kann.


    Was ist aber die richtige Farbe? Fliegen wir hin zu einem Gasnebel und schauen nach, sehen wir nichts - er ist Hochvakuum.
    Aber es gibt ja den Farbabgleich nach Katalog nach G2V Stern = weiss. Aber welche Farbe hat dann der Crescent? Er strahlt in 2 Spektrallinien,
    Ha und OIII. Die Empfindlichkeit des menschlichen Auges bei Ha ist aber unter 1%, im Teleskop sehen wir gar nichts davon.
    Warum dann diese roten Nebel auf unseren Fotos, wir sehen diese Farbe ja gar nicht?


    Die OIII Linie ist gut sichtbar, aber auf manchen Fotos ist der Hantelnebel grün und auf anderen Blau - was ist da los?
    Es sind die Filter vor unseren Kamerachips welche unterschiedliche Durchlassbereiche haben, und die Kameras haben
    auch unterschiedliche Empfindlichkeitskurven übers Spektrum.


    Auf Schmalbandbildern haben wir oft Farben und Strukturen die vom Schwefel dominiert werden - der ist aber viel viel schwächer als der
    Wasserstoff, die Bilder müssten fast einfärbig rot sein wenn wir die korrekten Verhältnisse darstellen wollten.
    Wir wollen aber die Strukturen darstellen!


    So ist es nicht eindeutig zu sagen was ist Wahrheit, was ist unsere Absicht mit einem Foto und was wollen wir wie darstellen.
    Wir verwenden die Bildinformation selbst, um Masken zu machen und selektiv zu bearbeiten -
    das ist keine Fälschung sondern ein Hervorheben von was sowieso im Bild steckt.


    Jeder Fotograf wird früher oder später sich mit diesen vielen Fragen auseinandersetzen, es ist wichtig um das eigene Gestaltungsvermögen auszubilden.
    Niemand aber wird dran denken der M51 einen zusätzlichen Spiralarm hinzumalen.


    nur so ein paar Gedanken


    lg Tommy