Beiträge von MartinB im Thema „Einstellungen für Nebelaufnahme“

    Hallo Peter,


    Bitte bedenke, dieses Astronomie-Forum ist keine kostenlose persönliche Beratungsstelle für Astroamateure, sondern eine Austausch-Plattform.
    Du magst ein netter Kerl sein, aber die "Experten" hier antworten nicht für dich persönlich, sondern in der Hoffnung, ihr Wissen an möglichst viele Interessierte weiter zu geben. Du bist da nur zufällig derjenige, der die Frage stellt[:)].


    Jetzt wissen wir immer noch nicht, welches Objektivfabrikat Du benutzt und welche Chipgröße. Da gibts durchaus Unterschiede, was die Astrofoto-Tauglichkeit angeht. Für Tipps zur sinnvollen Belichtungszeit von den Experten hier wäre auch das genaue Kameramodell wichtig.


    Als langjähriger visueller Beobachter und Foto-Amateur mache ich derzeit auch mal wieder ein paar Versuche in Richtung Astrofotografie, wobei die von mir genutzte getunte EQ6 Vereinsmontierung mit nachgerüsteter FS2 Steuerung in einer anderen Liga spielt als der Star Adventurer. Den hab ich aber auch schon mal (für einen Arbeitskollegen, der damit in die Astrofotografie reinschnupperte) erfolgreich eingenordet und kann das Teil ungefähr einschätzen. Mit einem typischen 80-200 f/2,8 Zoom solltest Du auf jeden Fall die bewegliche Mimik so gut wie möglich ausbalancieren.


    Ich hab ein altes Nikon 80-200 (erste Autofokus-Version), das ich für Portraitfotografie sehr schätze. Für Astrofotos funktioniert dieses teure und schwere Teil bestenfalls mittelmäßig. Die neueste Version für über 2k Euro ist angeblich merklich besser, aber auch dieses Objektiv würde ich für Astrofotografie nicht gegen meine vorhandenen Festbrennweiten (über 30 Jahre alte 200mm f/4 und 135mm f/2,8 AIS sowie 105mm f/2,8 AF-D und 85mm f/1,8 AF) eintauschen.


    Egal was Du zuerst fotografierst, taste dich erst mal ran und lern dein Equipment richtig kennen. Es ist etwas unwahrscheinlich, dass Du in der ersten Nacht schon Top-Fotos hinbekommst.
    Ein Zoom 80-200 f/2,8 ist zur Not brauchbar für Astro-Experimente, Du wirst je nach Fabrikat aber auf Blende 4,5 bis 6,3 abblenden müssen, um halbwegs scharfe Sterne zu bekommen (und deine kleine Montierung muss trotzdem das ganze Gewicht der vielen schweren Linsen bewegen, die das Bild nicht besser machen).


    Sorgfältigstes manuelles Fokussieren mit maximal reingezoomtem Liveview an einem hellen Stern ist absolut notwendig, egal mit welchem Objektiv. Und trotzdem solltest Du nach der ersten Aufnahme die Schärfe im gesamten Bildfeld kontrollieren, ebenfalls voll reinvergrößert. Zur Schärfekontrolle würde ich Testaufnahmen mit hohem ISO-Wert (~3200) und ca. 5s Belichtungszeit machen. Die Fotos später mit 30-90s und ISO 800-1600. Genau in diesem Punkt sind die heutigen DSLRs den alten analogen Kameras haushoch überlegen.
    Leider gelingt das manuelle Fokussieren speziell bei moderneren Standard-Objektiven generell immer schlechter, weil immer weniger Hobbyfotografen es für nötig halten und die Hersteller da Möglichkeiten zur billigeren Herstellung sehen.


    Solltest Du bei langer Belichtungszeit in allen Fotos gleichmäßig kleine Striche sehen, hast Du die Montierung vermutlich nicht exakt genug eingenordet. Siehst Du unregelmäßige Striche, ist dein Stativ nicht stabil genug, oder der Spiegelschlag stört (kann man meistens auf Vorauslösung stellen), oder die Montierung ist schon überlastet, oder die Kamera nicht gut ausbalanciert, oder der Wind zu stark, oder....


    Bei Sternfeldaufnahmen merkt man jede noch so kleine Schwäche der Objektive gnadenlos. Wenn Du die normale Tagfotografie gewohnt bist, wirst Du dich wundern. Praktisch kein Objektiv schafft bei Offenblende gute Sternabbildung bis in die Bildecken, zumindest bei Vollformat.
    Und es könnte sein, dass Du schlussendlich herausfindest, dass dein Bildsensor nicht absolut plan zum Objektivflansch liegt oder dass dein Objektiv leicht dezentriert ist (oder beides).


    Viel Spaß beim Ausprobieren, viel Erfolg und viel Geduld!


    Gruß,
    Martin