Beiträge von JSchmoll im Thema „Parabolischer Spiegel oder Kugelspiegel“

    Hallo Gerd,


    100% Zustimmung meinerseits! Leider gibt es (und gab es schon frueher) zu viele Gurken im Einsteigerbereich, sodass dem Anfaenger schwerfaellt, die paar Perlen zu finden, mit denen sich ein Einstieg lohnt.


    Bei manchen Angeboten habe ich den Eindruck, dass Wackelmontierungen, duerre Stativbeine und zweifelhafte Optik ueberhaupt kein Problem seien, solange man 675x vergroessern kann und (ganz wichtig) ein Adapter fuers Mobiltelefon beiliegt.


    Im Lowcostbereich diese Barriere zu brechen, ist nicht einfach. Wenn ein Importeur statt fuenf Plastikokularen und der 3x-Barlow zwei Ploessls beilegen wuerde, wuerde der Einsteiger lieber ein anderes Geraet kaufen, weil ja mehr Zubehoer dabei ist und die Vergroesserung hoeher ist - muss also ein besseres Geraet sein. Wenn er dann auch noch sein Mobiltelefon anschliessen kann ... toll! [:o)]


    Ich hoffe, dass Quineajoya noch mitliest und dass sie besser ein wenig laenger spart, um einen 6" Dobson anzuschaffen, anstatt auf solche Wackelangebote zurueckzukommen.


    Wenn ich nur bedenke, wie oft ich im Planetarium oder in diversen Astrovereinen mit Einsteigern zu tun habe, die so einen Mist gekauft haben und denen man erstmal mitteilen muss, nicht zu viel zu erwarten und ja, mit einem bisschen Glueck koennten sie den Mond sehen (der geht inmmer) ... bei einigen Geraeten biete ich gleich an, sie in meiner Metallwerkstatt erstmal fertig zu bauen, damit sie ueberhaupt ansatzweise funktionieren.

    Ich wuerde ebenfalls von dem Astromaster abraten. Der 150/1200er Dobson kostet nur ein paar 10 Euro mehr und ist mit Abstand das bessere Instrument.


    Bei den Astromaster-Teleskopen, die ich bislang in der Hand hatte, ist mir die schlechte mechanische Verarbeitungsqualitaet aufgefallen. Teile, die nicht richtig ineinandergreifen und viel Spiel haben. Da ist man mit einem Dobson besser bedient - besser eine gute Low-Tech-Loesung als Getriebe mit Spiel.

    Hi Stefan,


    da haben wir ja beide parallel und unabhaengig voneinander das Gleiche Geraet empfohlen. Muss also was dran sein.


    Klar, etwas teurer, aber den Aufpreis wirklich wert. Ich hatte selber mal einen 153/1300er Newton, also ein fast aehnliches Geraet (Dynamax RV6), und der optische Sprung von meinem 114/900er auf dieses Geraet war damals enorm.

    Hallo ...


    Beide Geraete haben kurzbrennweitige Kugelspiegel und sie befinden sich auf wackligen Montierungen. Ich wuerde davon Abstand nehmen.


    Wieviel Geld wuerde Dir zum Kauf eines Fernrohrs zur Verfuegung stehen. In Deinem Profil habe ich gesehen, dass Du sehr jung bist und deshalb wohl auf Taschengeld und andere Zuwendungen angewiesen bist. Vielleicht lohnt es sich, noch ein bisschen anzusparen, um besser gleich etwas Vernuenftiges zu bekommen.


    Auf dem Lande zu wohnen ist astronomisch so etwas wie ein Lotteriegewinn! Und da ist natuerlich mit einem Newton auch schon was drin, was Nebel und Galaxien betrifft.


    Hast Du einen Astroverein oder eine Volkssternwarte in der Naehe? Das wuerde auch etwas bringen, um mal durch ein paar Instrumente durchzuschauen und zu sehen, was Du erwarten kannst. Wobei Du ja schon mit Deinem jetztigen Instrument Erfahrungen gesammelt haben duerftest.


    Ein Dobson waere eine schoene Wahl. Zum Beispiel so einer hier:


    https://www.teleskop-express.d…ol-Dobson-150-1200mm.html


    Der ist parabolisch und hat einen Metallokularauszug, der spaeter auch grosse 2"-Weitfeldokulare aufnehmen kann. Der 6x30-Sucher ist optisch von hoher Qualtiaet und durch die Metallhalterung stabil. Die Okulare sind besser als die Kellner von dem 114er von vorhin.


    Sicher, das Geraet mag derzeit Dein Budget sprengen, aber Du koenntest ja drauf ansparen. Mit etwas Glueck laesst sich auch solch ein Geraet auf dem Gebrauchtmarkt finden.

    Hallo ...


    ... es ist also nicht Dein erstes Teleskop. Dann hast Du mit dem Problem des Wackelns ja schon Erfahrungen gesammelt. Leider ist die Mechanik bei den allermeisten Einstiegsinstrumenten ein Punkt, an dem gespart wird. Andererseits gibt es bei solchen Angeboten "Gimmicks", die man nicht braucht, aber den Deal besser aussehen lassen: So hier die 3-fache Barlowlinse, um in Verbindung mit dem 4mm-Okular auf die 675x zu kommen, oder der Mobiltelefonhalter. Manchmal sind bei Angeboten auch eher fuenf schlechte Okulare dabei statt zwei gute, obwohl das zum gleichen Preis uebrig ist. Einsteiger haben in der Regel nicht den Ueberblick und kaufen bei gleichem Preis das Geraet mit dem meisten Zubehoer oder mit der hoechsten Vergroesserung.


    Du hast es richtig gemacht und bist hier gelandet, um Dir Rat zu holen. Ich denke, wir sollten ausloten, welches Instrument am geeignetsten fuer Dich waere. Beispielsweise ein Stativ zu kaufen, dann separat eine Montierung etc wuerde schnell Dein Budget sprengen. Es ist besser, ein gutes Einstiegsinstrument fuer Dich zu finden.


    Was hilft, sind beispielsweise folgende Fragen:


    - Moechtest Du lieber Mond/Planeten oder lieber Nebel und Galaxien sehen?


    - Hast Du Zugang zu einem guten Standort, z.B. einen dunklen Garten auf dem Lande oder wohnst Du in der Stadt und beobachtest vom Balkon eines Mehrfamilienhauses? Im ersteren Fall steht der Beobachtung von Nebeln und Galaxien nichts im Wege, im zweiten Fall muesstest Du Dich auf hellere Objekte beschraenken. Dann waere z.B. auch ein guter Refraktor denkbar.


    Es gibt eine Menge unterschiedlicher Bauformen. Hast Du schon mal an ein Dobsonteleskop gedacht? Sehr einfach handzuhaben, deutlich weniger wacklig und relativ guenstig. Andererseits nicht motorisch nachfuehrbar. Haengt alles davon ab, was Dir das Fernrohr zeigen soll und was Deine Rahmenbedingungen sind.


    Es gibt hier einige Einsteigerthreads. Hast Du da schon mal drin gelesen? Es ist wichtig, die Teleskopwahl nicht ueberstuerzt anzutreten, um sicherzustellen, das Richtige zu finden.


    http://www.astrotreff.de/forum.asp?FORUM_ID=30


    Ein bisschen wie bei Musikinstrumenten ... eine Gitarre ist nicht "besser" oder "schlechter" als ein Klavier. Aber ein Pianist wird das Klavier besser finden.

    Das ist eine deutlich bessere Wahl. Die 114/900er enttaeuschen optisch in der Regel nicht, und diese Groesse war jahrzehntelang eine beliebte Einstiegsklasse speziell fuer Schueler - viele Leute hier im Forum werden frueher mal ein vergleichbares Geraet besessen haben (wobei ich mich nicht ausnehme).


    Traditionelle Schwaeche ist die Mechanik, wobei die Montierung der Bauart "EQ3" (nicht zu verwechseln mit der deutlich stabileren N-EQ3 von Skywatcher) nicht wirkllich schlecht aussieht. Einzig das Alustativ koennte etwas unterdimensioniert sein, aber Du musst es ja beim Newton nicht komplett ausfahren. Und wenn es wirklich sehr wackelt, dann kann es auch im Selbstbau durch ein paar Holzlatten aus dem Baumarkt ersetzt werden.


    Nachtrag: Vergiss die 675x-vergroesserung. Leider wird in diesem Preissegment immer mit der Vergroessung auf die Pauke gehauen. Die maximal sinnvolle Vergroesserung ist eher bei 200-250x. Die beiliegenden Okulare sind immer noch besser als was vor einigen Jahrzehnten so beilag, aber nicht der Brueller. Du kannst das aber spaeter durch den Zukauf besserer Okulare wieder wettmachen. Ein schoenes Weitfeldokular, so um 30mm, kostet nicht die Welt.

    Hallo ...


    das ist leider ein schlechtes Beispiel fuer ein Teleskop.


    Ein katadiotrisches Spiegelteleskop dieser Bauart hat einen kurzbrennweitigen Kugelspiegel. Deswegen ist es auch so kurz. Die sphaerische Aberration wird in der Naehe des Brennpunktes mit einem kleinen Korrektor ausgeglichen, der entweder am Fangspiegel oder im Vorderteil des Okularauszuges angebracht ist.


    Dieser Korrektor vergroessert die Brennweite, und so wird das ganze System langbrennweitig.


    Soweit, so gut ... aber: Das korrigierte Bildfeld ist sehr klein, da sich die sphaerische Aberration nur dann ueber das ganze Feld auskorrigieren laesst, wenn der Korrektor als Eintrittspupille fungiert. Das heisst, alle Strahlen aus dem Gesichtsfeld gehen durch exakt dieselbe Oberflaeche, nur halt im unterschiedlichen Winkel. Beim Schmidt- oder Maksutovsystem ist das der Fall, nicht aber hier. Strahlen aus Objekten am Feldrand treffen den kleinen Korrektor an einer anderen Stelle, und die Folge ist eine unzureichende Korrektur.


    Ein weiterer Nachtteil ist die schlechtere Justierbarkeit solcher Systeme speziell fuer Einsteiger.


    Ich habe selbst in meiner Klassikersammlung einen 114/1000er Katadiopt und einen 114/900er als normal ausgefuehrter Newton. Beide haben sphaerische Hauptspiegel, aber der lange 114/900er bringt bei Weitem das bessere Bild.


    Deshalb wirst Du hier in diesem Forum auch allermeist den Rat hoeren, von den "Katadioptern" die Finger zu lassen. Sie sind schoen kompakt und relativ billig, aber das ist es dann auch schon.

    Hallo,



    ein Kugelspiegel ist nicht in der Lage, alle Strahlen, die aus dem Unendlichen kommen, in einem Brennpunkt (Fokus) zu buendeln. Strahlen, die weiter weg von der optischen Achse liegen, werden in einem Punkt gebuendelt, der etwas naeher am Spiegel liegt als Strahlen, die in Achsnaehe eintreffen.


    Der Fachbegriff hierfuer heisst "Sphaerische Aberration", was sich mit "Kugelabweichung" uebersetzen liesse.


    Ist der Spiegel nur schwach gekruemmt, liegt der Brennpunkt weiter vom Hauptspiegel weg. Die Brennweite ( = Abstand Spiegeloberflaeche <--> Brennpunkt) ist hoeher. Hier wirkt sich der Fehler weniger stark aus und die sphaerische Aberration ist vernachlaessigbar.


    Bei kurzen Brennweiten jedoch stoert die sphaerische Aberration die Beobachtung: Es entstehen Strahlenkraenze ("Halos") um helle Sterne, und der Kontrast z.B. am Planeten leidet. Die Spiegelform passt einfach nicht.


    Abhilfe ist eine andere Spiegelform, und das ist die Parabel. Ein Parabolspiegel weist graduell zur Mitte hin eine etwas staerkere Kruemmung auf als der Kugelspiegel. Der Unterschied ist so schwach, dass man es dem Spiegel nicht ansieht. Aber in der Abbildungsqualitaet sieht man es dann, denn ein Parabolspiegel buendelt alle aus dem Unendlichen kommenden Strahlen in einem Punkt.



    All diese Betrachtungen gelten fuer Objekte, die auf der optischen Achse des Teleskops liegen. Am Bildfeldrand gibt es noch andere Fehler, die der Parabolspiegel auch hat - vor allem Koma. Aber das koennen wir fuer die Diskussion hier erst mal ausser Acht lassen.


    Langbrennweitige Spiegelteleskope wie 114mm Oeffnung, 900mm Brennweite (man schreibt dann 114/900mm), oder 76/700mm, 100/800mm koennen getrost sphaerisch bleiben.


    Kurzbrennweitige Systeme wie 130/650mm, 150/750mm, 200/1000mm muessen parabolisch sein. Sonst kommt bei der Beobachtung keine Freude auf.




    Nachtrag: Obiges bezieht sich auf Spiegelteleskope Newton'scher Bauart.


    Es gibt auch andere Spiegelteleskopsysteme, die sehr gut sind, aber einen sphaerischen Hauptspiegel haben. Speziell Schmidt-Cassegrains und Maksutov-Cassegrains. Hier wird die sphaerische Aberration separat durch einen frontseitigen Korrektor ("Schmidtplatte" oder "Maksutovplatte" genannt) herauskorrigiert. Je nach Achsabstand bekommen parallel einfallende Strahlen einen zusaetzlichen kleinen seitlichen "Kick", der dann in Verbindung mit dem sphaerischen Hauptspiegel dafuer sorgt, dass alle Strahlen wieder in einem Brennpunkt landen.