Beiträge von JSchmoll im Thema „Auswahlhilfe Meade-Skywatcher“

    Hallo Walter,


    vielleicht in diesem Zusammenhang interessant:


    http://www.astrotech-hannover.de/amateurteleskope/#meade


    Da gibt es einige Firmenhistorien ... ich kenne Meade auch seit den 1980ern. War damals das Nonplusultra. Naechtelang den Katalog im Bett zerblaettert ... so ein 2080 oder gar 2120 war damals ein Traum ... oder doch wenigstens einen 6"-Newton auf Typ1. [:D] Damals war das auch noch ordentliche Arbeit aus Metall. Dass der spaetere Okularauszug der Importgeraete aus den 1990ern aus Plastik ist, habe ich zu meiner Diplomarbeit gelernt, als ich fuer einen Laboraufbau einen Okularauszug brauchte und diesen Meade bestellte -- im vollsten Vertrauen, dass der natuerlich aus Metall war! Meines Wissens der einzige Plastikokularauszug, der in dieser Groesse serienmaessig gefertigt wurde.


    Sarah - an Deiner Stelle wuerde ich unbedingt den 6"-Dobson von Fernrohrland nehmen. Die haben Dich gut beraten, sind sehr kulant und wenn Du Probleme hast, kannst Du wieder hinfahren. Ich war dort nie selber Kunde, aber habe sehr viel Gutes ueber den Haendler gehoert.


    Ja, die Lightbridge sind schwer. Heavybridge waere da der bessere Ausdruck. Das groesste Problem ist diese Motorradfahrerkiste - aehm - Rockerbox. Die ist aus Press-Span und nicht nur schwer, sondern auch sperrig. Der optische Tubus mit der Gitterkonstruktion ist gar nicht so schlecht, auch wenn ein Gittertubus bei der Groesse nicht unbedingt Sinn macht und auch Nachteile bringt: Taubeschlag, neugierige Kinderhaende auf optischen Oberflaechen etc. - ich habe das Gefuehl, dass der 6" f/8-Skywatcherdobson die beste Wahl fuer Dich darstellt.

    Hier muss ich Walter allerdings widersprechen, der Meade ist nicht in den USA hergestellt worden. Meade hat immer auch Geraete aus Japan, spaeter China, importiert und tut das auch noch heute. Die US-Fertigung von Newtons endete mit der Starfinderserie (Dobsons und parallaktische Newtons auf Typ1-Montierung), die die Serien 826, 856, 880 etc sowie die DS-Teleskope ersetzten.


    Die Montierung des Meade kenne ich recht gut. Das Design geht auf eines des japanischen Herstellers Mizar zurueck, das dann in China mehrfach kopiert wurde. Die Montierung ist ungefaehr bei einer EQ3 anzusiedeln, allerdings ist die Ersatzteilbeschaffung in der Tat schwierig. Sie wurde in Deutschland als GSO-Skyview vermarktet, hier in England z.B. bei Orion Optics als "Orion Europa"-Montierung.


    Fuer 95 Euro ist das Geraet nicht schlecht. Nur hat es einen Plastikokularauszug und eine nicht ausbaufaehige Montierung. Zu klaeren waere auch, ob bei dem Okularauszug die 2"-Huelse dabei ist. Ansonsten duerfte die heute schwer zu bekommen sein - aber dann wieder koennte man spaeter den ganzen Okularauszug gegen einen Crayford aus Metall tauschen.


    Sarah - falls Du dieses Geraet kaufen solltest, waere das ein schoener Einstieg, der dann spaeter verbessert werden koennte (z.B. neuer Okularauszug). Oder Du waechst ueber das Geraet hinaus und schaffst Dir laengerfristig etwas Groesseres an, und in dem Fall waere der Meade ein schoenes Schnellspechtelinstrument (neudeutsch "grab and go"). Stell Dir vor, Du bist abends muede, und draussen steht eine von Wolken umkraenzte Mondsichel. Das motiviert vielleicht nicht, das grosse Dobsonfernrohr rauszustellen - aber da steht ja noch das kleine Meade, das mit einem Griff auf der Terrasse steht und in 5min einsatzbereit ist. Um dann genausoschnell wieder reingestellt werden zu koennen, sollte der Mond in den Wolken verschwinden oder die Muedigkeit siegen.


    Nochwas zu China: Die meisten Einsteigergeraete kommen heutzutage dorther, auch der Meade. Und das ist nicht unbedingt schlecht, denn die Verarbeitungsqualitaet vieler Chinesen ist gar nicht schlecht und uebertrifft inzwischen so manchen Japaner, den ich in meiner Klassikersammlung habe. Auch bei den Instrumenten fuer Fortgeschrittene machen die inzwischen Qualitaet. Etwa die Haelfte meiner Instrumente in meiner Sternwarte kommt aus dem Reich der Mitte, mein Bestes war ein 10" RC, von dem ich mich nur trennte, weil ich es gegen ein 14" SCT eintauschen konnte. Und auch der Neubesitzer ist davon angetan. Vorher hatte ich ein Geraet vergleichbarer Groesse aus England, das sich als optomechanische Vollgurke entpuppte.


    Entscheidend ist also nicht "Made in ...", sondern "Made by ...". Manche Hersteller koennen es besser, andere weniger gut. Wobei Geraete im Niedrigpreissegment heute meist aus China kommen und (hier zu Recht) den Ruf dieser Quelle ruinieren.

    Der Okularauszug des Meade ist 2", allerdings ist er aus Plastik (auch wenn die Huelse so metallisch aussieht). Ich kenne den ganz gut. Kann man fuer 95 Euro mit leben, aber nicht zu viel erwarten. Ansonsten sieht das Geraet okay aus - der Spiegel ist anscheinend sauber und weder eingestaubt noch fleckig.