Beiträge von b_schaefer im Thema „Anfänger auf Teleskopsuche“

    Ich beobachte auch hauptsächlich vom Balkon. Mit 2x 2,8" (71mm). Und zwar hauptsächlich "Deep Sky".


    Was ist "Deep Sky"? Definitionsgemäß erstmal alles außerhalb unseres Sonnensystems. Damit ist jeder einzelne Stern außer der Sonne "Deep Sky". Was wird gemeinhin darunter verstanden? Nebel, Galaxien, Sternhaufen. Was davon geht vom Balkon? Im Prinzip alles.


    Die Frage ist eher, was erwartet man zu sehen? Staubbänder in Galaxien? Farbe in Nebeln? Das wird schwierig vom Balkon und zwar relativ unabhängig von der Öffnung. Zumindest bringt die Öffnung nicht mehr den theoretisch möglichen Vorteil, weil schlechte Transparenz, Lichtverschmutzung und verwirbelte Luft die Vorteile ausbremsen.


    Was geht denn sicher und einfach vom Stadtbalkon? Offene Sternhaufen eigentlich immer. Doppelsterne ebenfalls, selbst in kleinen Instrumenten. Die äußeren Formen der helleren Galaxien lassen sich gut erkennen, wenn auch Details kaum erkennbar bleiben. Emissionsnebel wie der Orionnebel gehen meistens auch ziemlich gut.


    Bei vielen Sachen ist man einfach auf einem niedrigeren Detailgrad unterwegs. Ich erkenne mit 71mm die meisten Kugelsternhaufen. Sie sehen in so einem kleinen Gerät aber eben nur wie ein unscharf fokussierter Stern aus. Oder ein kleines Wölkchen. Einzelsterne kann ich auch bei Hochvergrößerung nicht erkennen, da bremst mich die öffnungsbegrenzte Auflösung aus. Auch viele Planetarische Nebel (PN) kann ich finden, sehe dann aber kaum Details. Bei M57 kann ich immerhin erkennen, dass es ein kleiner Ring ist.


    Nur für relativ wenige Objektkategorien kann auf dem Balkon eine große Öffnung noch was reißen, die besagten PN gehören dazu, oder auch die angesprochenen Kugelsternhaufen, aber sonst wird es mau. Dann bleibt echt die Frage, ob man sich das Hantieren mit einem großen Teleskop auf einem Balkon wirklich antun will, um dann doch eher wenig Gewinn zu haben.


    Heute wird oft erklärt, dass man unterhalb von 8 Zoll eigentlich nichts spannendes sehen kann. Das mag für einen Astronomen mit 20 Jahren Beobachtungspraxis stimmen, der hat ja schon viel gesehen. Aber als Einsteiger kann man sich einige Jahre auch mit einem 60-80mm Teleskop oder einem Fernglas viele interessante Sachen anschauen. Vor allem, wenn man nicht gleich voll einsteigen kann oder will und jede klare Nacht nutzen. Ich komme bisher auf 1 bis 2 Abende bzw. Nächte pro Monat. Da habe ich noch viel Zeit, bis mir die größeren Objekte, die ich mit meinem Gerät aus der Stadt sehen kann, langweilig werden.


    Bleibt der Preis: Ironischerweise wird es höchst selten billiger, wenn man auf kleinere Öffnungen geht. Gute kleine Geräte sind üblicherweise sogar teurer als brauchbare 8-Zöller. Insbesondere, wenn man noch ein wackelfreies Stativ und eine brauchbare Montierung dazurechnet. Dessen sollte man sich bewußt sein.


    Preis-/Leistungsmäßig sehe ich einen soliden 5- bis 6-Zoll-Tischdobson schon als ein gewisses Optimum. Auch wenn ich persönlich eine beidäugige Beobachtung vorziehe und der daher für mich nicht in Frage käme.


    Viele Grüße
    Sebastian