Beiträge von Heljerer im Thema „Montierung mit Kompass ausrichten?“

    Hi Gerrit!


    Ich bin zwar rein visuell unterwegs, hantiere aber viel mit Kompass und Wasserwaage herum. Ich verwende beides aber fast ausschließlich am Taghimmel.


    Kompass-Genauigkeit:
    Ich verwende nur analoge Kompasse. Nach Studium diverser Foren musste ich mich überzeugen lassen, dass digitale Kompasse allenfalls im extrem hochpreisigen Profibereich an einen sehr guten analogen Kompass herankommen. Ein sehr guter Peilkompass hat eine Genauigkeit von ca. 0,2°.


    Genauigkeit Wasserwaage:
    Eine normale analoge Wasserwaage misst auf 1 mm pro Meter genau. Das 1 mrad also ca. 0,06°. Damit kannst du die Montierung in die Waage bringen. Der größte Fehler sind dabei die nicht exakt gearbeiteten Oberflächen des Montierungsblocks und nicht die Ungenauigkeit der Wasserwaage. Für die Polhöhe brauchst du eine digitale Wasserwaage. Meine dig. Wasserwaage hat eine Auflösung von 0,1°. Die Genauigkeit ist nur unwesentlich schlechter.


    Abweichung in der Praxis:
    Ich messe regelmäßig die Abweichung zwischen der Anzeige der Wasserwaage und der wahren Höhe der Gestirne. Bei meinen Teleskopen sind das ca. 0,2 - 0,4°. Das liegt daran, dass der Tubusmantel nicht exakt parrallel zur optischen Achse ist. Diese Korrektur muss ich daher immer vornehmen.


    Beim Kompass ist es deutlich kniffeliger. Ich habe keine Montierung, die frei von Stahl ist. Daher kann ich den Kompass nur in einiger Entfernung davon verwenden. Das ist auch nicht schlimm, denn mit Peilkompass kann ich sowieso eine höhere Genauigkeit erzielen als mit einem Kartenkompass. Ich peile am Horizont mit dem Kompass genau Norden an und merke mir die Position. (Wahres Nord! Also Missweisung berücksichtigen!) Dann bringe ich die Gegengewichtsstange in die Horizontale und fixiere die Rektakaszensionsachse. Dann schaue ich durch's Hauptrohr und stelle es durch Drehen des Montierungsblocks und der Deklination auf die zuvor gemerkte Position ein. Fertig! Die Genauigkeit der Nordrichtung liegt somit bei ca. 0,5°. Das aber nur bei einem sehr guten Peilkompass (Preis ca. 100 - 150 Euro). Mit Allerweltskompassen schafft man nur etwa +/- 2°, mit viel Übung vielleicht auch mit Mühe +/- 1°.


    Für die visuelle Tagbeobachtung reichen 0,5°. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass diese Methode für die Fotografie ausreicht.


    Gruß
    Wolfgang