Beiträge von John23 im Thema „Welchen Vorteil haben lange Einzelbelichtungen?“

    Hi Thomas,


    Ralf hat ja schon einige Objekte hier im Forum vorgestellt, die bei 1s Belichtung verblüffend scharf sind.


    Wobei ich mich immer noch frage, wie das möglich ist.


    1 s Belichtungszeit ist ja schon lang. Beim Planetenfilmen ist man ja eher mit 5 - 20 ms unterwegs.


    1s verschmiert das Seeing doch schon fast auf "Durchschnittswert". Evtl. ist da noch ein zweiter Effekt mit im Spiel: wenn ich nämlich mit zu kurzen Leitrohrbrennweiten nachführe, habe ich zusätzlich Guiding-Unschärfen, die bei 1s Belichtung jedoch herausfallen.
    Das könnte ein Erklärung sein.


    Was kann es sonst noch sein?


    klare Grüße
    John

    Hallo Ralf,


    da muss ich nochmal nachhaken.
    Du schreibst ja "...solange das Seeing auf beides Auswirkung hat".
    Aber es gibt eine Tiefe, die von der Schärfe und vom Seeing unabhängig ist.
    Das trifft ja genau auf mein Teleobjektiv zu, das nur 200 mm Brennweite hat. Auflösung pro Pixel 3.7 Bogensekunden.
    Ich müsste also vom Seeing weitgehend unabhängig sein und brauche nicht auf gutes Seeing warten (ein Grund für mich, den Weg mit 200 mm mal zu beschreiten).
    Dennoch gibt es auch bei 200 mm Teles oder kürzer "tiefere" und "weniger tiefe" Aufnahmen.


    Stellt man sich einen schwachen Nebel vor, der in beliebigen Einheiten die Helligkeit 1 hätte, das Rauschen des tiefschwarzen Hintergrundes hätte aber
    in gleichen Einheiten eine Stärke (Standardabweichung) von z.B. 10, dann kann ich diesen Nebel schlicht nicht sehen, weil ich das Histogramm nicht
    so hoch ziehen kann, vorher sehe ich nur überall "Schnee". Also das Signal-Rauschverhältnis ist hier 0.1.


    Jetzt denkt man sich eine Technik aus, die das Rauschen auf sagen wir mal 1 drückt: jetzt hebt sich der Nebel schon schwach aus dem Rauschen heraus.
    Drückt man das Rauschen auf 0.1, so liegt der Nebel als glätte Fläche, deutlich heller als der Hintergrund vor uns. Signal-Rauschverhältnis = 10.


    So gesehen ist eine Technik, die weniger Restrauschen im Bild produziert diejenige, die mehr Tiefe bietet, weil man schwächere (flächige) Objekte noch sehen kann.


    Letztlich muss man klar definieren, was denn "Tiefe" eigentlich sein soll.
    Ich habe es bisher so wie oben beschrieben verstanden: Signal zu Rauschverhältnis, angewendet auf eine beliebig herausgeschnittene Fläche.


    klare Grüße
    John

    Hall Zusammen,


    Tino: es wurden ja Darks mit der gleichen Belichtungszeit und gleicher Temperatur und sogar gleicher CMOS-Kalibrierung verwendet (also nicht zwischendurch Gain oder Belichtungszeit verstellt), gesonderte Bias-Abzüge sind also nicht erforderlich. Allenfalls hätte man Flats machen können um die unterschiedliche Pixel-Empfindlichkeit herauszukalibrieren. Das wurde aber nicht gemacht und dürfte ein Effekt sein, der unabhängig von der Belichtungszeit ist. Ich denke der Effekt ist auch von untergeordneter Bedeutung, wie die schön glatten Bilder bei Tageslicht demonstrieren.


    Wie Ralf schon bemerkt, gelten die Ergebnisse nur für die 120er. Wenn man nun bei 1s soviel länger belichtet dass man dennoch ein glattes Bild erhält, so ist
    letztlich der Schärfegewinn ein Plus, das man mit 10 min Belichtungen so nicht erreichen kann.
    Insofern machen 1s Belichtungen unter diesem Gesichtspunkt dann Sinn. Tiefe gilt in dem Sinn dann aber nur für schwache Sterne, weil besser fokussiert, aber nicht für Nebel, die sollten bei 10 min immer rauschärmer rauskommen.


    klare Grüße
    John

    Hallo Allerseits,



    so, ich kann jetzt schon mal zeigen:


    20 x 30s:



    dann 5 x 120s:



    sowie 1 x 600s:



    600 x 1s: liefere ich noch nach! Aber es wird nicht toll sein!


    Also so gesehen ist sogar 120s noch untragbar kurz.
    Wenn das Guiding es hergibt, sollte man doch 5 min oder 10 min belichten.



    klare Grüße
    John

    Hallo allerseits,


    sorry dass ich das hier nochmal aufwärme, aber die Frage beschäftigt mich im Moment auch.


    Ich habe ein kleines 200mm-Tele (Nikkor 200mmAi) uns eine kleine ASI 120mm.
    Damit möchte ich ein wenig Deep-Sky-Erfahrungen sammeln. Auf die Kamera habe ich rückwärtig einen Peltier-Kühler aufgesetzt.
    Also kann ich - ungeregelt- kühlen (max. 20 Grad unter Umgebung).


    Im Keller habe ich nun bei -2.5 Grad Chiptemperatur folgende Bilder aufgenommen:
    (Testobjekt ist eine Dartscheibe mit Zusatzgeraffel (Kugellagerkugel und Halter als künstl. Stern):


    600 x 1s, Gain 85 von 100
    20 x 30 s Gain 50
    5 x 120 s Gain 35
    1 x 600 s Gain 35


    Folgendes Bild zeigt die 3 länger belichteten nebeneinander.links 600s, Mitte 120s, rechts 30s.



    EDIT: Oh, ich sehe gerade, dass die Forensoftware das Bild automatisch verkleinert hat, so kann man es nicht gut vergleichen. Ich liefer die Einzelbilder noch nach wenn freigeschaltet!


    Man erkennt doch recht deutlich dass 30s noch spürbar körniger ist.
    Zwischen 120s und 600s ist der Unterschied nicht mehr so groß.


    Der 600 x 1s-Stack sieht demgegenüber so aus:


    Also werde ich wohl auf 2 min- Bilder gehen. Bei 30s hat man noch zu viel Verlust.



    Ob es bei 600 x 1s wirklich so schlecht ist, bin ich gerade am prüfen.
    Ich melde mich noch, wenn es bei 1s noch wesentlich besser wird.


    klare Grüße
    John