Beiträge von haley im Thema „Beobachtungen mit dem 1m Newton in Puimichel 1989“

    Servus zusammen,


    wie versprochen habe ich jetzt mal meine Aufzeichnungen der Puimichel Nächte durchgesehen und möchte gerne die schönsten Momente mit euch teilen. Es sind wieder unzensierte Versionen aus meinem Beobachtungsbuch, man möge mir die gelegentlich unwissenschaftliche und überschwängliche Ausdrucksweise nachsehen. Mich haben viele Erlebnisse am Meterspiegel wirklich geflasht, das hat sich direkt auf die Einträge ausgewirkt:
    Es ging in der 1. Nacht mit dem Orionnebel los: "M42 und M43 sind gleich ultratodesfeist: Ultrahämmer vom Feinsten. Sterne superscharf, 6 Sterne im Trapez! Strukturen bis Anschlag. Tolle Farben im Nebel, schön rot in der Front. Gigantisch! Super Detail am Rande: 1999, schöner Nebel mit dunklem Loch, sieht aus wie ausgestanzt. Brüllfeist! Stern im Nebel! M78: Superhell! 2024: Bildfüllend u. kraß die Dunkelstrukturen, sehr fein ziseliert. Pferdekopf ist Todesdröhnung: Kopf sehr deutlich. Zuerst im 20er, dann im 14er. Kompaktschrill: Heller Nebelteil voller Sterne, Kopfform eindrucksvoll. Dunkelteil scharf abgegrenzt. Sterne am „Maul des Pferdes“."
    Lustigerweise haben wir kurz danach die 891 gesehen, die mich überraschenderweise weniger überwältigt hat, als es heutzutage in einem großen Teleskop der Fall ist. Damals wußte ich aber noch nichts von den Begleitgalaxien, die man ab 16" aufwärts sehen kann, sind aber wohl auch keinem von uns damals aufgefallen: "891: Welch ein Anblick, aber gegenüber 13 Zöller oder 17.5 Zöller keine neuen Details, nur alles viel heller und deutlicher. Dunkelstreifen super."
    In der 2. Nacht begannen wir mit dem Cirrus Nebel, der aber schon sehr tief stand. Toll war er trotzdem: "6960: Mit UHC Filter ultrabrutal, Schlauchform, bombastisch, welch ein Erlebnis, eindrucksvolle Strukturen, obwohl der so tief steht."
    Dann kamen wir zum 7662, den ich immer nur den Brezennebel nenne: "1. Superdröhnung: 7662! Zuerst im 7er schon gierig, dann mit meinem 4.8er: Gigantisch, ultra Strukturen, todesbombastisch, im 4.8er + Barlowlinse bei V=1300x (!) Todeshämmer! Ring total, gigantische Strukturen, innerer Ring hat Brezenform, Zentralstern hell, gleißend. Welch ein Objekt."
    Helmut hat schon die Kugelhaufen in M31 erwähnt, er war gut auf diese Expedition vorbereitet und hatte entsprechende Aufsuchkarten dabei. Ich habe zu der Zeit nur den guten alten Tirion besessen. Heute ist es so leicht, da genügt ein Blick ins Netz, oder einfach den Stropek aufschlagen...: "M31 mit Kugelsternhaufen! Zum 1. Mal wahrscheinlich überhaupt jemals gesehen. Helmut stellte nacheinander 4 Kugelhaufen ein, die ca 12 bis 13.5mag haben und ab V=500x eindeutig nebulös zu sehen waren. Ultrahammer! Auch Dany (Cardoen), der ab und zu einige Highlights mitnimmt ist begeistert. Die Kugelhaufen sind echt 1. Sahne."
    Für ziemliche Furore sorgte der Anblick vom Crabnebel M1: "M1! Wiederholung von gestern. Anfangsblick mit 14er: Super! Tolle Filamente. Vermutlich Jet nach oben zu sehen, auch von Helmut und Mario gesehen. Im 7er nur größer. Pulsar bei mir fraglich. Bei M1 mußten wir schon abenteuerlich auf der Galerie rumturnen." Das Konstrukt mit dem Malergerüst und den losen Brettern, das wir nutzten, um bei einigen Stellungen überhaupt ans Okular zu kommen war schon sehr grenzwertig (404 Arbeitsschutz), aber nachts hat man ja nix vom gähnenden Abgrund ins Untergeschoß des Teleskopgebäudes mitgekriegt.
    Die von Helmut erwähnte Geschichte mit der verlorenen Schraube und der ad-hoc Reparatur liest sich bei mir so: "Nun wollen wir zum M51: Dazu muß das Teleskop nach Osten geschwenkt werden und der Okularauszug umgesteckt werden. Umständlich! Nach dem Umstecken mußten wir erstmal den Meterspiegel justieren, weil die Anlageplatte gelockert war… Dann brach die Klemmschraube vom Focuser ab. Nachdem das Teleskop justiert und der Okularauszug repariert war, gings an M51: Supertodesdröhnung!! Bestmöglicher Anblick, der jemals bei dem Objekt bei mir stattgefunden hat. Bombastisch im 14er und 7er besonders. Unendlich viele Strukturen: Alle Spiralarme, im 14er blau das Ganze, viele O-B Assoziationen, auch in Kernnähe, im 7er Ausschnittvergrößerung! Wieder alle Details, besser als alle Fotos. Ultrabombastisch, gigafeist." Nach der Beobachtung von M51 hatten wir dann auch die Batterie für die Nachführung leer gezutzelt, Netzstrom gabs da in dem Rohbau noch nicht.
    Die 3. Nacht in Puimichel war deutlich schlechter, dunstiger mit schlechter Grenzgröße und leichtem Frost. Wir haben erst nach Mitternacht überhaupt angefangen mit Beobachten: "S Mon u. Conus Nebel: Im 20er und mit H Beta Filter war sehr schwach was zu sehen. Dank schlechtem Wetters war viel zu wenig zu sehen. 2261 war nicht besser, als bei mir, nur größer und heller. 2022 war dann noch besser. Im 20er zuerst mäßig, im 7er + Barlowlinse dann brauchbar: Ich sah Zentralstern und noch‘n Stern, 2 shells, etw. Strukturen (2 dunkle Löcher im inneren Ring)."
    Die 4. Nacht wurde u.a. mit M82 eröffnet: "M82: Im 20er flau, im 14er superfeist, im 7er gigafeist! Knoten gelb und gigantische Strukturen. Die Zigarre zerfällt in viele, viele Knoten und kleine Platten, toll!! M108: Drei Sterne im Nebelbereich. Im Kern heller Vordergrundstern. 5 deutliche O-B Assoziationen. Gewaltig!"
    Rosettennebel scheint uns auch gefallen zu haben, dazu nochmal der Versuch am Conus Nebel: "Und jetzt zum 2237-39 und 2244: Gigafeist!! Rosette läßt sich im 20er + UHC Filter abfahren, zeigt beeindruckende Strukturen, mehrere Elefantenrüssel, Globulen, viele, viele Details und am Rand Ausfransungen! Bislang gigantischster Gesamteindruck bei dem Objekt. 2244: Sterne leuchtend blau! Einfach gierig, 1. Sahne. Schließlich S Mon und der Conus Nebel. Es wurde fast nichts gesehen. Die Grenzen des Meter werden erreicht. Vom hellen Stern nach rechts unten helle Front, aber schwach." Das war übrigens das einzige Mal jemals, soweit ich weiß, überhaupt irgendwas am Conus Nebel erahnt zu haben.
    Grenzwertig war die Sichtung von Leo I: "Mario und HS orteten vermutlich einen GC oder PN!! Ich habe da nicht viel gesehen. Seeing z.Zt. schlecht wegen Mistral. Eine Nachprüfung anhand des Vergleichsfotos vom Sky Feb. 88, S.146 ergibt, daß ich das Objekt wohl auch gesehen habe."
    Ein unvergeßliches Highlight war dafür der Coma Cluster: "Viel besser war da der Coma Cluster: Bereits beim Einstellen im 20er waren beim Orientierungsstern 25-30 Galaxien zu sehen! Todesfeist! Im 7er bei V=500x dann über 20 Galaxien. Auf der anderen Seite des Haufens ebenfall über 10 Galaxien. Bombastisch! Welch ungeheure Erweiterung des Horizonts. In einem Fall waren bei über 20 Galaxien nur 3 Sterne im Gesichtsfeld! Noch etwas zum Coma Cluster um 4889 und 4874: Die hellsten Objekte haben bloß ca 13.4mag. Nur die 2 hellsten sind im Tirion verzeichnet."
    Bei M87 haben wir wohl damals ein bisserl Geschichte geschrieben, dürfte nicht viele Amateure weltweit gegeben haben, die den Jet jemals gesehen haben. Hier also meine ausführliche Version von dieser Sichtung: "Schließlich umfangreiche Umbauten, um M87 zu sehen. Balken werden herumgewuchtet, weil wir den Jet sehen wollen. (Helmuts zweiter Wunschtraum nach den GC in M31!). Welch eine tolle Leistung für das Meter! Und nun: Das Supertodeshighlight: Der Jet von M87! Mühsam stellte HS den M87 ein. Und im 4.8er mit Blaufilter wird deutlich: Sternchen links vom Zentrum auf 9 Uhr, Jet auf etwa 1 Uhr. Der Jet mit einer Einschnürung wird von allen bestätigt. Wieder eine Neuentdeckung, die ein Flascherl Sekt wert wäre. Bombastisch. Auch eine Begleitgalaxis wird bei dieser V=700x sichtbar. Große Dröhnung auch ohne Filter bei beginnender DÄMMERUNG! Äußerer Knoten des Jets klein und hell, kompakt. Innerer etwa doppelt so lang. Sehr deutlich. Unfaßbar!!"
    In der 5. Nacht haben wir u.a. nochmal den Orionnebel genossen. Wegen Mistral war relativ schlechtes Seeing zu beklagen. Da wurde auch der Planetary NGC 40 beobachtet, den ich schon erwähnt hatte: "Nun 40. Auch der war beschwerlich aufzusuchen, überzeugte aber ungemein. Bei V=500x deutliche Struktur. Innere Zone netzartig mit dunklen Teilen, außen zwei Henkel, unten 1 Stern, noch weitere Sterne, ganz feist, super. Jones 1: Der sieht aus wie ‘ne Trommelbremse. 4 Sterne im Nebel, ganz nett."
    Die letzten Beobachtungen waren das Polarlicht und eine Nebelstruktur bei Merope, die ich wahrscheinlich übrigens vor einigen Jahren auch beim Uwe Glahn im 27" am Glockner gesehen habe: "Während HS im M45 rumrührt, gellen Schreie durch die Kuppel: Polarlicht! Blutrot ist der Nordhorizont verfärbt. Tolles, knallrotes Polarlicht, ca 10min lang. Betthupferl wird dann die Nebelregion um Merope, welche schon Barnard vor 100 Jahren beobachtete. War aber nicht überzeugend."
    Ja, war schon überwältigend damals, der Auszug aus den Erinnerungen ist jetzt hoffentlich nicht zu länglich geworden.


    Gruß, Haley

    Servus zusammen,


    passend zu den schönen Erinnerungen noch dieses Video auf der Tube das die Entstehung des 1m Teleskopes dokumentiert:


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    Das 1m ist jetzt zu einem Cassegrain (oder RC?) umgebaut.


    Gruß und CDS,


    Haley

    Servus Helmut,


    dein Bericht hat mit einem Schlag wieder alte Erinnerungen an diese tollen Nächte in Puimichel erweckt. Wenn ich wieder daheim bin, gucke ich mal in meinen Unterlagen nach, was ich dazu damals aufgeschrieben habe. Da findet sich bestimmt Ergänzendes.
    Viele Dinge von der tollen Reise sind mir aber heute noch lebhaft im Gedächtnis, da haben sich gleich wieder die entsprechenden Synapsen aktiviert.
    Den Orionnebel habe ich durchaus netzhauterschütternd in Erinnerung, da habe ich wohl zum ersten Mal bewußt 6 Trapezsterne gesehen. Mit dem 13Zöller konnte ich das später nur sehr selten und bei Top Seeing nachvollziehen. Das Beeindruckendste waren aber Proplyds und der Schlüsselloch Nebel, den damals der Peter eingestellt hat. Bin mir da nie ganz sicher gewesen, das müßte aber NGC 1999 gewesen sein. Das war extrem beeindruckend: Das Schlüsselloch tief dunkel, wie ausgestanzt, das haben wir auch bei 1300x im 4.8er Nagler gesehen.
    M51 und M1 waren über alle Maßen überwältigend, vor allem die Filamente im Krebsnebel. Die Kugelhaufen in M31, das war damals auch Weltpremiere für mich. Und an einen tollen NGC 40 kann ich mich noch erinnern.
    Wir haben auch den Konus Nebel probiert. Das war extrem schwer, ich glaube, ich habe da nichts gesehen, trotz H Beta Filter.
    Die M87 Jet Aktion hat wirklich Aufsehen erregt, das war wahrlich gigafeist. Direkt neben M87 steht ein schwacher Stern, dort beginnend, begann ich dann in adverted vision, mich um den gleißend hellen Kern herumzutasten, bis dann der Blick an dem hauchzarten Jet einrastete. Ich weiß noch, wie schwer das anfangs war, den Jet gegenüber dem hellen Galaxienkern noch wahrzunehmen. Hach, die Rotweinaktion hatte ich schon fast vergessen, dafür fällt mir gleich wieder die Lavendelhonig Beschaffungsaktion ein.
    Das Spechteln in dem völlig ungesicherten Rohbau, der das 1m Kuppelgebäude damals noch war, war Arbeitsschutzgore vom Feinsten, vor allem, wenn wir da noch auf der Arbeitsbühne herumgekrabbelt sind. Da war ja der Boden noch bis zum Untergeschoß der Kuppel offen, von der Arbeitsbühne bis ganz runter waren das bestimmt 5 bis 6 Meter. Am Tag war das echt übel, sich das anzuschauen, aber nachts, da hat man ja nicht gesehen, wie weit es da runterging.
    Teilweise war das Seeing nicht so toll, weil es Mistral hatte. Und wir haben Polarlichter gesehen! Ich glaube, das waren sogar meine ersten Polarlichter. Man konnte ja damals direkt beim Kuppelspalt raus, da hat man vom Rundblick auch was gehabt, vor allem, als die Polarlichter da waren.
    Auf jeden Fall schön, daß du diese Erinnerungen hier geteilt hast.


    Gruß, Haley