Beiträge von Christian-Berlin im Thema „Ein paar Fragen zum geplanten wieder-Einstieg“

    Hallo Stefan,


    im Gegensatz zu vielen anderen Beobachtern schwöre ich auf Neutralgraufilter als Mondfilter: Ohne musst du sehr hoch vergrößern (V = 1,5-2D oder je nach Mondphase noch höher), damit kontrastarme Details nicht überstrahlt werden. Die Folge ist, dass sich das Seeing stärker bemerkbar macht und das Bild etwas weichgezeichnet ist.


    Mit dem Graufilter erkennst du bei V=D alle Details, die das Teleskop auflösen kann (förderliche Vergrößerung), und das Bild ist schärfer und knackiger. Für meinen Geschmack das angenehmere Mondbild.


    Von Telrads kann ich nur abraten, diese sind, entschuldige wenn ich es so hart sage, Schrott: Sie tauen sehr schnell zu und arbeiten mit Batterien: Wenn dir da mal im Gelände die Batterien ausgehen und du keine Reservezellen dabei hast, kannst du buchstäblich einpacken. Das ist mir mal bei einem Starpointer passiert. Und ich habe schon durch mehrere Telrade geschaut: Um die Zielkreise zu sehen, muss ich mich so verrenken, dass ich dabei im Nackenbereich körperliche Beschwerden bekomme. Selbst Geradsicht-Sucher empfinde ich da als angenehmer.


    Wahrscheinlich bin ich hier die große Ausnahme, aber mit Telrads habe ich nur schlechte Erfahrungen gemacht. Ich würde IMMER zu einem klassischen, hochwertigen 8*50-Sucher raten, dessen Fadenkreuz OHNE BELEUCHTUNG arbeitet. Man sieht damit auch, insbesondere in bewohnten Gebieten, viel mehr Sterne, an denen man sich orientieren kann.


    VG Christian

    Hallo Stefan,


    ich habe zwar keine eigenen Erfahrungen mit umgebauten DSLR's, aber nach Vergleichsfotos zu urteilen, denke ich, dass sic der Gebrauchtkauf lohnt. Das bringt natürlich nur etwas bei Emissionsnebeln, die im H-Alpha-Licht leuchten.


    Die Belastbarkeit einer Montierung bezieht sich auf die Instrumenten-Zuladung ohne Gegengewicht. Die Erfahrung zeigt, dass die Komplettpakete in der Tat meist eine zu schwache Montierung haben, wobei es aber durchaus Ausnahmen gibt, die gut durchdacht sind. Ein bekanntes Beispiel ist die frühere Variante des Lidl-Telekops.


    Die Montierung der von der velinkten Kombi ist mit Sicherheit um mindestens eine Montierungsklasse zu schwach. Unabhängig davon, dass das Teleskop einen massiven Farbfehler hat und daher nahezu unbrauchbar ist. Ein Spiegel mit den gleichen eckdaten ist wesentlich besser.


    Kann man sie nicht selbst in Augenschein nehmen, helfen da nur Erfahrungsberichte. Wobei es auch hier etwas subjektiv ist, je nachdem, wie anspruchsvoll man bezüglich der visuellen Stabilität ist. So empfinde ich z.B. den 12er Mak auf EQ-3 als "Wackeldackel", und der Besitzer des Teleskops meinte daraufhin, es sei seiner Meinung nach keiner.


    VG Christian

    Hallo Stefan,


    dein Eingangspost ist schon sehr gut durchdacht.


    Grundsätlich gilt aus Erfahrung: Ein Teleskop kommt, unabhängig von der Größe, umso häufiger zum Einsatz, je einfacher und schneller der Aufbau geht. Ich selbst beobachte seit 1995 mit verschiedensten Teleskopen und habe seit Nuestem mit 8'' f/6 mein bis auf Weiteres endgültiges Teleskop gefunden. Warum?


    Er zeigt im Bereich Deep Sky bereits jede Menge Detail, mit einem einzelnen Objekt kann man sich da locker eine halbe Stunde plus x befassen. Bei Mond und Planeten zeigt er in gefühlten 95% der Nächte alle Details, die das Seeing hergibt. Auch die erreichbare Justagegenauigkeit wird in aller Regel faktisch durch das Seeing reglementiert. Last but not Least ist das Teleskop noch sehr gut transportabel. Und er benötigt nicht so aufwendige und damit teure Okulare wie eine f/5-Optik.


    Der Tubus des 10er wiegt bereits 15 kg. Ich habe schon von mehreren gehört, die ihn mit der Zeit wieder abgegeben haben, weil der Rücken nicht mitspielte oder das Gerät einfach zu schwer wurde. So viel zu den Vorteilen des Achtzöllers.


    Aber auch der Achtzöller beherrscht natürlich nicht alle visuellen Disziplinen sehr gut. So vermisse ich z.B. die ganz großen Gesichtsfelder. Daher habe ich als Ergänzung einen 80/400 FH für Vergrößerungen bis ca. 20-fach. Auch zum Schnellspechteln hat er sich gut bewährt, da der Achtzöller schon eine recht lange Auskühlzeit hat (in diesen Tagen ca. 1,5 bis zwei Stunden), wenn man das Auflösungsvermögen voll ausnutzen möchte. Du merkst schon: Selbst das an sich beste Teleskop stellt irgendwo einen Kompromiss dar.


    Zur Fotografie würde ich dir auch raten, zunächst "nur" mit den vorhandenen Objektiven und ruhender Kamera zu arbeiten. Da geht mehr, als man denkt.


    Meine Meinung zur EQ-5: Ich habe sie selbst und muss sagen, die zehn Kilo nominale Belastbarkeit sind eine Farce! Bereits mit meinem 6'' Mak (Gewicht mit okularseitigem Zubehör knapp sechs Kilo) ist die EQ-5 an der Grenze der visuellen Belastbarkeit angelangt, beim Fokussieren zittert das Bild trotz gewissenhafter Ausbalancierung bei hohen Vergrößerungen bereits extrem. Fotografisch würde ich daher mit dieser Montierung nicht über normale Kameraobjektive hinausgehen.


    Wenn du die Fotografie mit ruhender Kamera beherrschst, kann man über eine motorische Nachführung und größere Objektive oder kleinere Teleskope nachdenken. Hierzu würde ich jedoch einen separaten Threat empfehlen, da visuell und Fotografie so grundverschieden sind, dass hier die Übersichtlichkeit leiden würde.


    VG Christian