Moin!
Henning,
vielen Dank für Deinen Polyethylenschaumschweißerfahrungsbericht. An so eine Sache mit dem Draht, also sowas wie eine Styroporsäge, hatte ich auch kurz gedacht, aber verworfen, weil ich meinte, damit nicht ordentlich in die enge Röhre hineinzukommen. Aber Dein Bericht hat mir den nötigen Tritt verpaßt, in den Keller zu hopsen und das Schweißen mit dem Lötkolben auszuprobieren.
Und nun folgt dann also der angedrohte Bericht...
Aus einem Stückchen 6 mm Kupfer-Rundmaterial habe ich eine kleine "Schweißspitze" gedrechselt: eine Seite saugend-schmatzend passend für einen 15 W-Billigstlötkolben aus einer Elektronikladen-Wundertüte gedreht, die andere Seite lanzettlich gefeilt. Den Lötkolben schön warmlaufen gelassen und ein paar Kubikmeter hübschen Gestank fabriziert. Nach etwa einem Meter Schweißnaht hatte ich das so ungefähr raus (wenn die zu verschweißenden Stücke plan lagen...) und wagte mich an die Taukappe.
Wichtig beim Schweißen erschien mir:
- die Vorschubgeschwindigkeit der Schweißklinge so zu wählen, daß das Material an der Schweißfuge gerade aufgeschmolzen wurde, sich aber nicht vor der heißen Klinge zurückzog (das hat man ziemlich schnell raus) und
- so schnell wie möglich direkt hinter der Schweißklinge das Material kräftig zusammenzudrücken. Dazu wäre ein dritter Arm gut gewesen, den habe ich aber nicht. Versuche, die Teile irgendwie zu klammern oder festzuzwingen waren nicht wirklich zielführend.
Interessanterweise blieb kein aufgeschmolzenes Material an der Schweißklinge kleben, sehr angenehm. Der graue Schaum läßt sich übrigens nicht besonders gut mit dem schwarzen verschweißen.
Ich habe den Schaumstoffstreifen locker um eine in den Schraubstock gespannte Leiste gewickelt, damit ich eine wenig herumwabbelnde Auflage hatte. Und dann zweiseitig geschweißt (also sowas wie eine X-Naht), erst außen die graue Seite in einem Zug, dann innen von beiden Seiten die schwarze Seite. Die war dann einfacher, weil ich das Material dann hübsch zusammenknautschen konnte.
Und weil's so schön war, da habe ich auch noch Ecknähte probiert, das geht auch, auch wenn's etwas verhauen aussieht. Ein Becherchen, den Deckel mit vier Teilschweißnähten draufgebabbt, ist nun die "Schlafmütze" für das Okular (zumal ich sowieso keine passende Schutzkappe habe). Und hätte ich das Deckelchen nur an einer Seite verschweißt, dann hätte ich sowas wie ein Scharnier gehabt, das den Bierseideltauschutzdeckel ergeben hätte...
Naja, so sieht's nun aus:
Könnte natürlich noch schöner werden, es tut aber, und man kann die Schweißnaht ja auch gen Tubus drehen, dann fällt es nicht so auf. Jedenfalls hat es der Sucher nun schön mollig. Haken dran, als Provisorium geht das durch. Wieder was ausprobiert und gelernt, wer weiß, wozu das mal gut sein kann. Auf zur nächsten Baustelle.
Viele Grüße von
Marcus