Beiträge von Rieger im Thema „Selbstbau einer Montierung für meine Sternwarte“

    Hallo Michael,


    kann dir keinen Link dazu angeben. Kontakte mal Wolfgang Sorgenfrey, solange es ihn noch gibt. Der hat seine damals selbst gebaut.


    Vor zwei oder drei Jahren hat in der Quartalsjournaille des VDS "Journal für Astronomie" jemand das Prinzip so, wie ihm das eingefallen war, mit nur einer Handskizze publiziert, was mich sofort amüsierte, da derjenige ohne Wissen die Nemec-Monti nach 50 Jahren gewissermaßen nochmal nacherfunden hatte.


    Aha, habe eben meine Festplatten durchmustert und habe als Bilddatei den S&W-Artikel von 1964 gefunden, den mir Wolfgang selbst mal zugemailt hatte.
    Hier hochladen mit reduzierter Auflösung dürfte es unleserlich machen, aber wenn du mir deine Email-Adresse mitteilen magst (über PN), kann ich ihn dir zumailen.


    CS.


    Hubertus

    Hallo Michael,


    auf dem Foto eben schauen die Lager mir doch wie Kegellager aus, nicht Kugellager, wie du im letzten Beitrag schreibst. Wären das nun Kugellager, dann schiede die Nemec-Bauweise nämlich aus, wie ich vorschlug.


    Nun zu deinen Fragen (Ich schicke voraus, dass ich selbst noch keine Monti selbst gebaut habe, sondern ich klugscheißere jetzt ein bisschen aus dem, was ich vom Gerd Weber aus Hattingen so erfahre:)


    Was ich selbst schon kannte war, dass man das RA-Schneckenrad mindestens halb so groß oder fotographisch so groß wie den Durchmesser der Aufnahmeoptik wählen sollte.


    Die Anzahl der Zähne sollte durchaus hoch sein, da dann mehr "Zähne" der Schnecke gleichzeitig ins Getriebe greifen, was den unausrottbaren Schnecken(rest-)fehler mittelt und damit auch verringert.


    Für die Steifigkeit einer Montierung ist wiederum der Durchmesser der Achsen wichtig, weil mit steigendem Querschnitt die Ausschwingzeit des Teleskops verkürzt bzw. das Pendeln bei Anstoßen überhaupt verringert werden kann. Das kannst du dir so vorstellen: Befestige ein schweres und langes Stahlrohr waagerecht an einer 2 cm dünnen vertikalen Stange (typ. Achs-Durchmesser bei kleinen Einsteigermontis) und schlage das lange Rohr in der Waagerechten an, dann pendelt es ewig lange in der Waagerechten hin und her.
    Dieses Ausschwingen kann man verkürzen, indem man das befestigte Rohr verkürzt. Dann schwingt es mit schnellerer Frequenz alsbald aus,
    o d e r
    die Stange, an der das Rohr befestigt ist, wird dicker gemacht (4, 5 oder 8 cm dick, dann schwingt das Rohr ebenfalls mit schnellerer Frequenz sehr bald aus, die Montierung erhält also mehr Steifigkeit!
    Dabei muss man aber nicht mal Vollachsen benutzen: Laut oben genanntem Gerd Weber könnte man mit einer hohlen Achse von 80mm Außendurchmesser und 8mm Rohrstärke die gleiche Steifigkeit erzielen wie mit einer Vollachse mit 10% geringerem Durchmesser (das wären 72mm.)
    Da du aber oben von Kegellagern schriebst, könnten diese den für die Steifigkeit benötigten Durchmesser liefern, indem sie tragen und du eine vergleichsweise dünne Achse (ca. 3 cm) lediglich auf Zug zwischen den beiden in den Lagern drehbaren Tellern verspannst, womit die die Leichtigkeit der ungeklemmten Achsen wie bei einer Rutschkupplung einstellst. (Das wäre dann die Nemec-Bauweise.) Du müsstest dir nicht mal eine passende Hohlachse herstellen, sondern nur was Passendes, was die Kegellager aufnimmt, Wandstärke egal.


    Soweit mein geballtes "Eunuchenwissen" (wissen wie´s geht, aber selbst nicht können!) Aber wenn der Richard hier auch mitliest, mag er was richtigstellen.


    CS.


    Hubertus


    P.S.: Du bist doch in BW beheimatet, in Offenburg lebt noch das hochbetagte Urgestein Wolfgang Sorgenfrey, der hat auch noch eine Nemec-Montierung (alles noch größer mit 135mm Kegellagern). Google den evtl.

    Hallo Michael,


    das Prinzip eine Montierung mit immer gewaltigeren Achsdurchmessern zu bauen, kann man erfolgreich auf zwei Arten konterkarieren:


    1) Man benutzt hohle Achsen oder
    2) man lässt jeweils zwei nur auf Zug belastete Kegellager tragen, die durch eine vergleichsweise dünne "Achse" mit Mutter und Kontermutter so stramm eingestellt werden, wie es in der Praxis am angenehmsten beweglich ist.


    Das erste Prinzip setzt ein Astrofreund von mir wiederholt um. Das zweite Prinzig hat schon in den frühen 60ern die Legende Günther Nemec umgesetzt.


    zu den Radkränzen: Man braucht in der Deklination nicht unbedingt den gleichen Durchmesser, als in Rektazension. Dein 145mm Rad würde an der Dekl.-Achse wohl genügen. Für die Ra.-Achse hätte ich immerhin noch ein 218mm Rad mit 288 Zähnen plus passender Schnecke aus dem Hause Gierlinger neu und ungenutzt rumliegen. Bei Interesse kommen wir evtl. für dich günstig ins Geschäft.


    PS.: Ich selbst habe eine Nemec-Montierung erworben und deren Bauweise hatte Nemec in einer SuW-Ausgabe von 1964 publiziert. Da dein Bekannter mir dessen Bauweise nachzufolgen schien, könntest du mal in diese Richtung weiterrecherschieren.


    CS.


    Hubertus