Beiträge von niki im Thema „Frage zur förderlichen Vergrößerung“

    Ein spannendes Gebiet. Die ganze Kette vom Objektiv über das Okular und das Auge ist wohl insgesamt individuell. Auch die Beobachtungserfahrung spielt eine wichtige Rolle, so haben wir mindestens 4 Komponenten, die das Seherlebnis determinieren.


    Ich denke, das, was man sieht, ist immer auch eine Mischung von realem Bild und dem kognitiven Vergleich mit 2 Dingen: mit dem erwarteten Bild und mit gespeicherten Bildern von früher. So wie moderne Kameras nun eine Bayer-Matrix mit Pixelshift-Technologie bei der Aufnahme verschieben, so macht das Auge mit seinen Mikrobewegungen Kunststücke, die wir so gar nicht mitbekommen, die aber dafür sorgen, dass der Lichtweg immer ein wenig variiert und das Bild auf der Retina immer ein wenig verschoben wird.


    Das Gehirn setzt dann aus all diesen Messgrößen zusammen mit den Identifikationsalgorithmen, Vergleichsbildern und Erwartungen eine Beobachtungserfahrung zusammen, die es dem Bewusstsein (das ja nur eine geringe Bandbreite hat) präsentiert. Hier kämpft dann der Versuch, sich auf das beobachtete Objekt zu konzentrieren mit der Idee des entspannten Betrachtens ohne etwas Bestimmtes "sehen zu wollen".


    Es wird also auch zwischen Konzentration samt Analyse und eine gewissen "Nirvana-Betrachten" umgeschaltet, in dessen Rahmen man einfach das Bild auf sich wirken lässt, ohne Vorannahmen zu treffen, was man gerade sehen wird. Neben dem indirekten Sehen gibt es also meines Erachtens auch andere "Indirekte" Methoden, Dinge wahrzunehmen, indem man immer andere Komponenten des Vorgangs versucht auszuschalten.


    Mein Gehirn reicht leider nicht aus, diese Komplexität, mit der über eine Zeitachse hinweg die verschiedensten Mechanismen zusammenwirken als gesamtes Gebäude vorzustellen. Die Zerlegung in betrachtbare Abschnitte und Momente scheint notwendig, aber nicht ausreichend, um das alles zu verstehen. Hier gilt offenbar besonders: das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.


    lg
    Niki