Beiträge von Minzeblatt im Thema „Grundsatzfrage zu Vergütung - Transmission“

    (==>)Karl: Die Uni-Skripte sprengen für mich das Verhältnis von Aufwand und Ertrag.
    Ansonsten finde ich es sehr spannend, dass die eingangs verantwortliche destruktive Interferenz sich im Laufe der Diskussion als eine konstruktive Interferenz entpuppt hat. Das macht Sinn. Es passiert zwischen den Grenzschichten offenbar etwas, das beides gleichzeitig ist, auf die Weise, das einfallende Licht als solches in der Reflektion zeilweise zu negieren, um dann auch diese Reflektion wieder zu negieren, so dass das ursprüngliche auf höherer Ebene wieder herauskommt. Negation der Negation. Geil. Hegel lässt grüßen. Ohne Ironie: Philosophie meets Physik. Wer hätte das gedacht.

    Hallo Holger,


    Du schreibst: "Addiert man die Amplitude des direkt transmittierten und des doppelt reflektierten Lichts: 0.98 + 0.02 = 1, Intensität also 1^2 = 100%. Also werden 100% transmittiert." Na gut, was ich aber jetzt nicht verstehe, ist: Der Hauptlichtstrahl geht in Richtung in die Linse hinein, der reflektierte Anteil jedoch in den Raum hinaus, oder nirgendwohin, wenn er tatsächlich ausgelöscht wurde. Warum dann addieren? Was in den Raum hinausgeht, ist doch für die Transmission verloren. Oder was verstehe ich da nicht? Wenn mein Nichtverstehen etwas mit "doppelt reflektiertem Licht" zu tun hat, dann bitte ich um weiteren Aufschluss, was genau das ist. Irgendwie muss es ja darum gehen, dass die sog. Auslöschung (=Doppelreflektion?) tatsächlich zu einer gemeinsamen vollständigen Richtungsumkehr beider sich in Wirklichkeit gar nicht "auslöschender" Teilreflektionen führen muss. Und wie genau geht das?


    LG - Thomas

    Hi und danke erstmal,


    die reinen Fakten sind ja bekannt: Vergütung erhöht die Transmission. Aber wie genau geht das? Die destruktive Interferenz müsste dann ja nicht nur die Reflektion auslöschen, sondern zugleich das "gelöschte" Licht als nutzbares Licht erhalten. So wie es der Satz ausdrückt: "Sind die Amplituden der beiden Strahlen genau gleich groß, bleibt die Energie in nützlicher Weise im Hauptstrahl vollständig erhalten. Das Licht läuft [...] ohne Signalabschwächung durch die Linse." Also ist vermutlich der Begriff der "Auslöschung" streng genommen zu kurz gegriffen, weil er nur die eine Seite des Vorgangs beschreibt, dessen untrennbare andere Seite dann notwendigerweise so zu verstehen wäre, dass die Auslöschung durch Rückverwandlung des reflektierten Lichtanteils in Nutzlicht passiert. Also so etwas wie "Reflektionsrückwandlung". Die Fresnelschen Formeln in Wikipedia konnten mir hier nichts erklären, was aber wohl an meiner mangelhaften Mathematik liegt. Gibt es hierzu vielleicht eine allgemeinverständliche Erklärung?


    LG - Thomas


    P.S. Zu was einen der dauer-depri-graue Himmel nicht alles verleitet . . .

    Liebe Kollegen,


    ich habe eine theoretische Frage zum Thema Reflektion – Vergütung – Transmission von Ferngläsern. Es ist klar, dass auch hochwertige optische Gläser das am Objektiv einfallende Licht sowohl durch Reflektion als auch durch Absorption schwächen, so dass hinter dem Okular nur noch ein Teil davon zur Verfügung steht. Das Bild verliert an Helligkeit, und zusätzlich entsteht so im Gehäuseinneren, im Strahlengang „herumgeisterndes“ Streulicht, das den Kontrast senkt. Diese negativen Effekte werden durch die Vergütung reduziert. Bei Vision Doctor wird das so formuliert: „Mit Hilfe von hochwertigen optischen Gläsern und Vergütungsschichten kann so die Abschwächung stark vermindert werden. Dazu werden zur Entspiegelung des Glases im Idealfall mehrere, sehr dünne Schichten von Metallverbindungen aufgedampft. Sie sind mit dem bloßen Auge als grünlich oder rötlich schimmernde Coatings erkennbar. Die Schichtdicke und das Material werden dabei so gewählt, dass sich die Reflexionen, die an den einzelnen Grenzflächen entstehen, gegenseitig überlagern und auslöschen (destruktive Interferenz) und durchgehende Lichtstrahlen sich gegenseitig verstärken.“


    Die grundsätzliche Funktionsweise der hier angesprochenen Lambda-Viertel-Entspiegelung ist mir bekannt, in der destruktiven Interferenz löschen sich die Reflektionen („Wellenberg“ gegen „Wellental“) gegenseitig aus. Bei mehreren Schichten klappt dies auch in den verschiedenen Wellenlängen / Farbbereichen des sichtbaren Lichts. So weit so gut, die Störungen sind weg. Was ich aber nicht verstehe: Wie kommt es zu Stande, dass dadurch die Transmission steigt, dass „durchgehende Lichtstrahlen sich gegenseitig verstärken“? Immerhin wird nach dieser Erklärung der destruktiven Interferenz, des gegenseitigen Auslöschens, der ansonsten reflektierte Lichtanteil einfach beseitigt. Er ist also weg. (Am Rande vermerkt: Tatsächlich wird er in eine andere Energieart umgewandelt, weil Licht als Energie natürlich nur insofern vernichtet werden kann, als dass sie in anderer Form wieder erscheint. Aber das ist ja nicht unser Thema.) Also nochmal klar formuliert: Wie kann es sein, dass die Transmission steigt, wenn doch durch die Vergütung der ansonsten reflektierte Lichtanteil einfach nur durch Auslöschung wegfällt? Dann hat man zwar keine Reflektionen mehr, aber bei z.B. 5 Linsen = ca. 30% Reflektionsanteil sind diese 30% weg, futsch, perdu. Trotzdem wird gesagt (und ich nehme durchaus an zu recht!) dass dadurch die Transmission steigt, bei modernen Vergütungen auf etwa über 90%. Aber wie das? Dazu müsste ja nicht nur die Reflektion unterbunden, sondern auch ein Ersatz für das dabei „vernichtete“ Licht gefunden werden. Wo soll der herkommen? Eigentlich müsste man ja sogar eher das Gegenteil annehmen, da durch die bei der Vergütung zusätzlich aufgebrachten Beschichtungen mehr Grenzschichten entstehen, die ihrerseits auch „Licht schlucken“. Wo kommt das Mehr an Licht her? Es müsste ja aus den reflektierten Anteilen ein positiv nutzbarer Lichteffekt entstehen, der über die reine Auslöschung weit hinausgeht. Gibt es den?


    Also entweder ich habe einen Knoten in meinem Denken oder die Erklärung ist unzureichend. Wer kann die Frage beantworten und den (Schein-)Widerspruch lösen?


    Leicht verwirrte Grüße - Thomas