Beiträge von entenfuss im Thema „Leitrohr vs Off-Axis-Guider, Vor und Nachteile?“

    Hallo zusammen,
    ich beziehe mich jetzt einfach mal auf den Titel dieses Threads, ohne auf Unterschiede/Besonderheiten zwischen Newtons und Refraktoren einzugehen.


    Ich habe vor 6 Jahren mit der Astrofotografie angefangen und habe in den ersten Jahren mit einem Leitrohr (altes 300er Tele von Pentax Asahi) und einer ALccd 5L IIc geguidet. Die Anordnung saß "bombenfest" auf einem Baader Stronghold Tangetialneiger und dieser Huckepack auf den Rohrschellen des 8" Newtons. Die Anordnung "funktionierte" ... für den Anfang. Bei den ersten Schritten in der Astrofotografie ist man noch nicht so anspruchsvoll und freut sich über die ersten abgelichteten DS-Objekte wie ein Kind zu Weihnachten.
    Aber im Laufe der Zeit lässt man sich auch von den vielen beeindruckenden Aufnahmen hier im Forum leiten, frei nach dem Motto "will auch haben/machen". Die Ansprüche an die eigene Fotografie werden höher und man versucht länger/mehr zu belichten.
    Dabei kam bei mir folgendes heraus:
    1) Lang belichtete Einzelaufnahmen (ab etwa 120s, je nach Stellung des Newtons) erzeugten Eiersterne
    2) viele kürzer belichtete Einzelaufnahmen (bis etwa 120s) produzierte Bild-Shifting ohne Ende. Ich war froh, wenn mein Objekt - etwas überspitzt formuliert - am Ende der Nacht noch im Bildfeld lag.


    Untersuchungen auf mechanische Schwachstellen führten zu keinem Ergebnis. Zahlreiche Recherchen und Gespräche mit Astro-Kollegen überzeugten mich, dass selbst minimalste Bewegungen in meiner Anordnung (Rohrschellen, Tangentialneiger, Spiegel, ...) zu "Bewegungen" in meinen Aufnahmen führten. Da reichen schon Mikrometer um Pixel zu "bewegen".
    Und so entschloss ich mich vor etwa 2 Jahren einen OAG "auszuprobieren". Ich habe hierzu einen extrem kurz bauenden OAG mit Adaption an die Canon EOS besorgt (bei TS unter der Nummer TSOAG9G2 zu finden) um auch möglichst wenig Auswirkung auf die Fokussierung zu bekommen. Es war ein finanzielles Risiko (damals, ich meine um die 130.-, heute 159.-), aber es hat sich gelohnt. Im Bild zu sehen zwischen der Canon und dem OAZ, mit "angeflanschter" Guidingkamera.


    Das Ergebnis: Perfekte Langzeitbelichtungen (> 15 Minuten), keinerlei (wirklich überhaupt absolut gar keines) Bild-Shifting zwischen hundert und mehr Aufnahmen.


    Lange Rede, kurzer Sinn:
    Am großen 10-Zöller wird ausschließlich mit OAG geguidet.
    Das Leitrohr kommt nur noch bei Weitfeld-Aufnahmen zum Einsatz (aber mit Shifts zwischen den Einzelbildern, hier aber verschmerzbar).
    Der einzige Nachteil - und der ist nicht zu unterschätzen - ist dass es mit OAG mitunter/je nach Objekt schwierig ist, einen Leitstern zu finden. Zum Glück ist der Fall eher selten.


    Der Artikel, auf den Rene (gwaquarius) verweist, ist nicht nur informativ, sondern 100%-ig zutreffend - auch wenn er schon 12 Jahre alt ist :-)))!


    Ich hoffe ein wenig weitergeholfen zu haben.


    Viele Grüße, frohe Weihnachten
    Hannes



    Edit: Bild eingefügt