Beiträge von ThomasH im Thema „Teleskop 100€ möglich?“

    Hallo "Lilaluftballon",


    ich habe dir meine Erfahrung mit diesen Billigrohren geschrieben. Der Kauf kann sich als eine wahre "Luftnummer" erweisen. Beworben wird das Gerät u.a. mit einem leichen Alu-Stativ. Da ist ein Wackeln schon vorprogrammiert. Für den Preis eine fast Komplettausstattung geht da nur auf Kosten der Qualität. Wenn dann noch eine 3x-Barlowlinse, Mondfilter, Amiciprisma für aufrechtes Bild und ein 5x20 Sucherfernrohr dazu kommen, sollten eigendlich bei einem Amateurastronomen die Alarmglocken klingeln......


    MfG Thomas

    Hallo,


    ich kann nur von den "Billigteleskopen" abraten. Ich habe mich im Rahmen eines Vortrages mal mit einiges dieser Geräte beschäftigt. Die meisten dieser Geräte waren multibel unbrauchbar.
    Die Optiken zeigten meist gravierende Fehler. So waren bei den Spiegeln in allen Fällen Überkorrektur oder/und erheblicher Astigmatismus zu sehen. Und zwar in einem Maß, dass eine Beobachtung behindert. Auch eine Zentrierung des Teleskops (was für einen Anfänger nicht immer einfach ist) brachte kaum Besserung.
    Die Objektive zeigten vor dem Planspiegel in Autokollimation ähnliche Ergebnisse und z.T. auch noch erhebliche Farbfehler. Eines der Teleskope wurde mit 50mm Öffnung beworben. Gleich hinter dieser Linse (eine einfache Plastiklinse) kam dann eine 30mm Blende. Auch die Sucher waren ähnlich gestaltet und enthielten nur einfache Plastiklinsen.
    Viele der mitgelieferten Okulare erwiesen sich im praktischen Test als wenig brauchbar. Ein oft sehr kleines Gesichtfeld gepaart mit erheblichen Streulicht waren feststellbar.
    Noch gravierender waren die mechanischen Probleme. Die (meist) Gabelmontierungen erlaubten keine ordendliche Objekteinstellung. Alles wackelte ziemlich stark. Eine Nachführung über die Gewindstange war überhaupt nicht möglich.
    Einer der Okularauszüge eines Refraktors war vollständig aus Plastik mit einer konischen Okularhüse gefertigt, so dass eine anständige Okularbefestigung nicht möglich war. Zumal dieser Okularauszug beim Bewegen auch noch ein unheimliche Spiel aufwies. Das in der Okularaufnahme zur Befestigung dienende Schraubengewinde gab ziemlich schnell den Geist auf.
    Ein Refraktor wurde mit eine paral. Montierung (laut Werbung eine EQ1) geliefert. Über die Ünbrauchbarkeit dieser Mont. zu schreiben erspare ich mir hier.
    Die Sucher (die hier ihren Namen alle Ehre machen) waren auf den ersten Blick justierbar angebracht. Aber praktisch war eine Justierung nicht möglich. Alles war mit z.T. riesigen Tolleranzen aus Plastik gefertigt.
    Daher meine Empfehlung. Nach dem Kauf eines solchen Teleskops dieses sofort (möglichst umweltfreundlich) zu entsorgen. Das erspart dem Nutzer (oft ein Anfänger) eine große Entäuschung.
    Anders sieht das mit den Dobsonteleskopen ab ca. 15cm Öffnung aus. Aber die sind dann auch nicht für den Preis zu bekommen. Hier sind zwar die Spiegel auch oft überkorriegiert. Aber die Mechanik ist halbwegs brauchbar. Und oft kann man hier mit etwas bastlerischem Geschick noch viel verbessern.


    MfG Thomas