Beiträge von niki im Thema „Beobachtungsnächte - eher allein oder im Team ?“

    Hallo!


    Ich denke, man kann auch versuchen, es zu mischen.
    Mal alleine, mal mit Gleichgesinnten - so vorhanden. ;)


    Ich habe auch verschiedene Erfahrungen gemacht, auch mit mir selbst. Ich muss zugeben, dass auch mich der Anblick von Objekten nicht in jeder Nacht gleich reizt. Über das wird auch kaum gesprochen, aber es würd mich sehr interessieren. Das wäre ja so, als würde ein Schwimmer sagen: ich schwimm nicht immer gern.


    Manchmal geht man raus, weil der Himmel grad optimal ist, aber das heißt nicht, dass das genau das ist, was ich an diesem Abend jetzt am liebsten gemacht hätte. Aber dann muss man die Bedingungen halt "nutzen". Und das kann auch zum leichten Zwang werden, zumindest für mich, da ich sehr "freiheitsliebend" bin, und wenn das Wetter mich diktiert (umgekehrt geht´s leider nie!) fühle ich mich etwas ferngesteuert. ;)


    Andererseits freue ich mich doch immer wieder über eine klare Nacht, und was gerade zu sehen ist. Mal so, mal so, nicht immer ist das für mich gleich.


    However. Ich finde es insgesamt in Gesellschaft netter, auch unter Sternfreunden, da kann man durch verschiedene Teleskope die gleichen Objekte ansehen und vergleichen, plaudern, sich austauschen, also eine Art "Forum live". Also quasi wie hier, nur ohne tippen. :)


    Ich brauche zumindest für mich eine gewisse philosophische Grundstimmung um die Freude des Himmels ganz auszukosten. Ein Nebelfleckchen allein kann als solches auch für mich manchmal fad sein, es sei denn, ich weiß, WAS ich da ansehe und dass es überhaupt DA ist, und wie weit entfernt es ist und was dort alles passiert. Es ist wie im Museum, wenn ich ein Bild angucke, und keine Ahnung habe, was der Kontext dieses Werkes war und ist. Manches bleibt einem dann verborgen.


    In Barcelona hängt beispielsweise ein Miro, der zeigt auf geschätzten 14 Quadratmetern nur eine dünne, gekrakelte Linie. Eigentlich der helle Wahnsinn, sich das länger als 10 Sekunden anzusehen. Man kann aber durchaus 10 Minuten darüber philosophieren, was es bedeuten kann. Vielleicht: der Typ hat sich entschieden. Für diesen einen Weg. Es ist wie das Leben. Die Fläche ist groß. Die möglichen Lebenswege wären fast unendlich. Und dann nimmt man diesen einen, schmalen, verschlungenen - und muss alle anderen ungelebt lassen. Oder wie im Fall von Miro- ungemalt lassen.


    Das Universum ist für mich ähnlich. Es ist, wie es ist, und ich sehe im Idealfall keine Nebelflecken, ich sehe die Unfassbarkeit, was sich hier tummelt und wir alle letztlich nicht wissen, wieso alles ist, wie es ist.


    Auch bei uns in Wien auf der Sternwarte mache ich die gleichen Erfahrungen, wie ihr oben beschreibt. Besucher gucken zehn Sekunden durch und sagen: "Aber im Internet ist das schöner, in Farbe!" und dann ziehen sie das Handy raus, vernichten die Dunkeladaption von 10 anderen Besuchern und zeigen am Leuchtschirm ein Jupiterfoto von Hubble. ;) Nun, es gibt aber auch die, die den Jupiter, so wie er im Fernrohr ist, nicht fassen können und am Okular kleben bleiben. Erstarrt, fasziniert... weil sie so etwas mit eigenen Augen noch nie gesehen haben.


    Für mich ist das Zeigen, das Mitnehmen, gemeinsame Erleben eigentlich mittlerweile das Schönste. Alleine kenn ich das schon, ich bin ja schon 57. Es ist dann für mich sicher der achthundertste M13, die tausendste M31 ... und da freue ich mich lieber auch über die Freude von Mitbeobachtern, als mit mir alleine im Stillen. Die Begeisterung teilen. Das ist es jetzt für mich.


    lg
    Niki